Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

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Bline
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Bline »

So, meine Lieben, jetzt nur für alle, die es interessiert: ich lege los mit meinem Reisebericht.

Nachdem mich meine Familie am Flughafen abgesetzt und ich die Sicherheitskontrollen durchlaufen hatte, verlief der Flug nach Frankfurt und von da auch nach Bogota problemlos und mein Freund Juan stand freudestrahlend hinter der Scheibe am Flughafen. Bis ich den Weg dann mal gefunden hatte....wo es raus ging....und immer wieder den Pass zeigen - eigentlich kann man den Pass gleich in der Hand behalten. Ich hab alles schön ausgefüllt und man hat mich relativ zügig durchgelassen. Allerdings gab es immer die Körperkontrolle, aber das ist ja nicht weiter schlimm.
Bogota war kalt, würde ich jetzt nach meiner Reise sagen, in diesem Moment aber dachte ich an mäßige deutsche Sommertage, für die man ansonsten schon dankbar ist. Bei 17 bis 20 Grad laufe ich schon problemlos mit Shorts rum. Schließlich ist Sommer.....
Zwei Tage blieben, nämlich Samstag und Sonntag, um ein wenig durch Bogota zu schlendern und in einer nahe gelegenen Stadt die Salzkathedrale anzuschauen.
Schnell konnte ich einen ersten Einblick davon bekommen, wie anstrengend das Hören und Übersetzen für Juan sein musste. Der fröhliche Höhlenführer scherzte und redete wie am Fließband, das war unmöglich zu übersetzen . Deshalb fand ich die über eine Stunde dauernde Führung zwar optisch ganz interessant, konnte es aber nicht recht würdigen. Die englischen Guides hatten übrigens schon Feierabend. Ich lachte verlegen mit und beobachtete die Leute. Irgendwann hatte ich vom Kreuzgang genug und schaltete innerlich ab. Obwohl ich kein Kulturbanause bin.
Wir wurden zum Essen eingeladen bei der Mutter eines Freundes von Juan. Das war sehr nett, zumal ich Hunger hatte.
Auf der Busfahrt zurück bin ich eingeschlafen War ja vorher 26 Stunden wach. :D Auffallend waren sehr viele Menschen auf der Strasse, die kein Obdach haben, doch mir fallen ehrlich gesagt vor allem die Hunde auf.... stets auf der Suche nach etwas Essbarem, von Räude, Flöhen und Würmern geplagt. Wer letztendlich den Müll ausräumt, ist unklar: Menschen oder Hunde machen da das gleiche Bild. Zwei Dinge sind vor allem gewöhnungsbedürftig: erstens der einfach auf die Strasse gestellte Müll und Dreck, und zweitens die Tatsache, dass Toilettenpapier niemals ins Klo geworfen werden soll sondern in einen Eimer....
Juan hatte das, als er damals mit 17 ganz allein nach Deutschland kam, niemand gesagt, was für ihn in seiner ersten, der Horrorgastfamilie fatale Folgen für ihn hatte.
Ich habe versucht Kolumbien zu riechen, was mir nicht gelungen ist. Meine Vorstellung von Räucherstäbchen all over hat sich nicht bewahrheitet. Wie bin ich bloß darauf gekommen??? :roll: Am Abend haben wir gepackt und sind frühmorgens mit dem Bus zum Flughafen. Die Busse sind schon ein bisschen unterschiedlich zu den hiesigen. Schrecklich laut sind die Hupen, wenn die Türen freigemacht werden sollen. Es ist auch nicht gut für den Rücken in so einem Bus.....
Am Montag begann das Abenteuer Amazonas.
Fortsetzung folgt.
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Ernesto
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Ernesto »

Danke liebe junge hübsche Frau! :blu: Kolumbien kann man schon riechen. Lol - Marihuana heisst der Duft. Hattet ihr Zeitungspapier als Klopapier? :wac: Klar, das bleibt stecken. Moderne Toiletten mit guten Papier sollte kein Problem sein. :nac: Bei mir kommt schon lange nichts mehr in den Eimer. Du kennst ja mein Klo.
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Nasar
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Nasar »

Lieb von dir Bline! Danke für den Bericht! :klat:
Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen.
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Macondo
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Beitrag von Macondo »

Danke fuer den Bericht :app:
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Kamachi
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Kamachi »

MoinMoin Bline, sehr schön geschrieben.
Freue mich auf die Fortsetzung.Liebe Grüße an Juan.
Ich kloppe mir jetzt die gleiche Pizza rein, die wir zusammen gegessen hatten.
Un abrazo desde Taganga,Willi
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Toska
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Beitrag von Toska »

Freut mich, dass es dir gefallen hat und alles so super gelaufen ist. :-)
--
Grüße, Toska
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Bline
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Bline »

Fortsetzung:
Der nächste Morgen. Für jemanden, der gern morgens in Ruhe 4 Tassen Kaffee mit Milch trinkt, musste das Frühstück recht schnell gehen. Mindestens Kolumbianer mit Namen Juan trinken im allgemeinen viel zu wenig, brauchen dafür aber weniger Zeit und sind geübter mit trockenem Essen. Die Milch für den Becher Kaffee hatte ein Mitbewohner weggetrunken, aber weil die Milch auf jeden Fall im Kühlschrank sein sollte, nahm ich an das kleine Fläschchen enthält Kaffeesahne. Dem war jedoch nicht so, denn es war diese kolumbianische Süßigkeit, die sich so schlecht mit meinem Kaffee vermischte und diesen zuckersüß machte. Hm…
Dann ging es los, wieder mit einem Bus, der uns zum Flughafen brachte. Dieser war mir ja bereits bekannt. Wir bestiegen nach nicht allzu langer Zeit das kleine, den Unruhen trotzende Flugzeug in Richtung Leticia, rollten aber noch vor Erreichen der Startbahn zurück zum Gate. Es gab eine Durchsage. Ein Passagier habe einen Herzinfarkt erlitten. Erschrocken und mehr neugierig als mitfühlend starrten die Leute (einschließlich unauffällig wir – wir sind ja keine Gaffer ! ) nach hinten. Dann kam der Herzinfarkt mit Freund auf den Fersen. Eine junge Frau zog eine Wolke von Exkrementenduft hinter sich her und verließ das Flugzeug. Kurz darauf tappte eine mit Handschuhen und Eimer ausgerüstete kleine Putzfrau den Flur entlang zu den hinteren Reihen. Zugegeben, wir lachten und lachten und kriegten uns kaum ein.
Dann endlich der Start. Eineinhalb Stunden dauerte der manchmal unruhige Flug über grüne unendliche Weiten, bis wir endlich landeten. Ein vergleichsweise kleiner Flughafen. Ich versuchte alles zu filmen und aufzunehmen, wunderte mich aber über meine Kamera, die so gar nichts scharf stellte. Bis ich bemerkte, dass die Kamera beschlagen war. Luftfeuchtigkeit gefühlte 88 % und etwa 38 Grad. Ich mochte das.
Wir wurden klassischerweise von einem Taxifahrer erwartet, der ein Schild mit unseren Namen in die Luft hielt. Da fühlt man sich schon gemeint ! Der Taxifahrer fuhr uns in die Stadt zu einem einheimischen Restaurant, denn Juan hatte vermittelt, dass das Mittagessen des heutigen Tages nicht inklusiv war und wir nicht gut bestückt sind. Da war alles entsprechend günstig. Auf der Fahrt habe ich bald wahllos draufgehalten, Häuser links und rechts, Farben, Autos, Leute, Räder, Motorräder, Hunde….und das Restaurant hab ich im Panorama – Rundum gefilmt als wäre es das einzig wirklich Kolumbianische auf meiner Reise. Statuen, Farben, Masken, Leute, Musik im Hintergrund und den Eingang zu den Toiletten, die ich natürlich auch ausprobieren musste. Alles tutti. Selbst das Essen auf den Tellern habe ich fotografiert, zur Belustigung der Leute. Aber trockenen Reis mit Bohnen, Spiegeleiern, meine erste Kochbanane und Yucca hatte ich vorher in dieser Kombination noch nie auf dem Teller. Es war, zumal ich hungrig war, auch lecker. Zwei oder drei Jugos Naturale hätten mich geschmacklich allerdings auch zufriedengestellt.
Nach dem Essen wurden wir zum nahegelegenen Hafen Leticias gefahren, dort wartete bereits ein Boot nur für uns beide, denn wie uns von da an langsam bewusst wurde, hatte Juan aus Versehen bzw. unbeabsichtigt eine regelrechte Luxusversion von Amazonastour gebucht, was ihm aufgrund des überwältigend günstigen Preises von 615 Euro (5 Tage / 4 Nächte) nicht aufgefallen war.
Fortsetzung folgt :D
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walterdealemania
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von walterdealemania »

Hallo Bline, Dankeschön für deine Berichte. Ich schaffe es nicht, hier eure Bilder hochzuladen, werde morgen mal Willi fragen ob er weiß wie es geht. Lieben Gruß aus Taganga.

dannyboy
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von dannyboy »

Hallo Bline,
danke für Deinen schönen Bericht. Liest sich sehr gut. Ich gehe Ende August auch für gut 2 Wochen nach Kolumbien.
Das ist eine sehr gute Einstimmung. Mach weiter so :-)
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Macondo
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Beitrag von Macondo »

Si, Toller Bericht!!
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Bline
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Beitrag von Bline »

Ihr Lieben, es geht weiter, hab schon fleißig geschrieben, bin aber gerad in Dresden und hab kein wlan im Zimmer. Deshalb müsst ihr euch bis morgen gedulden. Aber dann...:-)
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Bline
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Bline »

Das Boot war gefüllt mit etwa 30 grauen Fischen mit einem „Kamm“ auf dem Rücken. Sie erinnerten mich an kleine Drachen und es tat mir bei allem Respekt vor der dortigen Kultur und der Notwendigkeit des Fischfangs zum Lebensunterhalt unendlich leid, wie die Tiere in der Pfütze im Todeskampf nach Luft schnappten. Als Vegetarierin eine harte Nuss, diesen Anblick ertragen zu müssen…
Es ging zunächst zum Tanken, ehe das Boot Kurs auf ein Holzgebäude zusteuerte, welches sich als unser erstes Hotel erwies. Keine Wände, nur offene Holzzäune, unglaublich schön, unglaublich sauber, und wir waren die einzigen Gäste!
Man half uns aus dem Boot und es gab zu meiner großen Freude bereits Kaffee MIT Milch satt. Alles EXTRA für uns beide. Juan mochte gar keinen, also eine Kanne für mich! Das eine von insgesamt zwei wandlosen Zimmern wurde uns zugeteilt, es gab dort drei Betten und ein eigenes Bad. Das Bad hatte eine Dusche und ein WC, aus welchem man in die Baumkronen schauen und Vögel hören sowie beobachten konnte. Die Inspektion fiel positiv aus, kein unangenehmes Getier oder irgendwas, worüber ich hätte nachdenken müssen. Noch nicht…
Strom gab es, wie uns gesagt wurde, von 18 bis 21 Uhr. Hängematten überall luden zum Entspannen ein, der Blick auf den Amazonas rundherum war beeindruckend.
Und hier hatte ich mein erstes Treffen mit einer kolumbianischen Schabe. Selbige saß in der von mir ausgewählten Hängematte, ich hatte vorher reingeschaut, ob „frei“ ist. Als sie mich sah, lief sie weg. Ich habe es nicht persönlich genommen, die Kleine aber beobachtet, wie sie im offenen Gebälk herumflitzte. Als ich sicher war, dass sie dort bleibt, legte ich mich gemütlich hinein.
Gegen drei wurden wir vom Besitzer des benachbarten Grundstückes zu einer Führung durch seinen Garten und zur Lotusblüte erwartet. Diese Führung war nicht inklusive, sondern der Mann und seine Familie betrachteten dies als zusätzliche Einnahmequelle. Die Auflage, nämlich die Pflege und Erhaltung der Fauna und Tierwelt dort war seine Auflage.
Vorbei an großen Urwaldbäumen ging es zu einem kleinen See, auf dem es Lotusblüten gab. Die Urwaldriesen beeindruckten mich sehr, zumal ich gehende Bäume immer als eine Erfindung Tolkins „Herr der Ringe“ gehalten hatte. Doch es gibt sie wirklich, die Liananbäume, die einen anderen Baum einschließen, töten und sich durch ständig neue, Wurzeln bildende Lianen tatsächlich von der Stelle bewegen und ausweiten bzw. wandern.
Ebenso sahen wir Bäume mit riesigen schmalen Wurzeln wie Scheiben, die einen trommelartigen Klang erzeugen, wenn man mit einem Stock dagegen schlägt. Diese Art der Kommunikation ist etwa 1,4 km weit hörbar, wenn ich das richtig erinnere, und die Anzahl der Schläge hatte verschiedene Bedeutung, wie z.Bsp. Hilfe beim Transport einer sehr großen Beute oder die Bekanntgabe des Aufenthaltes.
Am Fuß eines Baumes entdeckte ich eine Raupe, fingerdick und lang, mit rotem Schwanzende ansonsten schwarz – gelb gestreift. Auf meine Frage, was daraus wird, nannte man mir unterschiedliche Möglichkeiten, was mich erst verwirrte. Es könne eine Ameise werden oder eine Liane…. Jetzt habe ich verstanden: Energien gehen nicht verloren. Wird die übrigens giftige Raupe von einer Gruppe Ameisen abgeschleppt und verzehrt, wird sie eine Ameise. Verfängt sie sich in einer Liane und wird in diese „eingebaut“; wird sie zur Liane usw. Deshalb kann man nicht eindeutig sagen, was daraus wird.
Die Lotusblüte umgibt eine Sage. Eines Nachts stand eine junge indianerin am See und entdeckte entzückt das Spiegelbild des Mondes. Beim Versuch, diesen aufzuheben stürzte sie ins Wasser und ertrank. Ihr zu Ehren erschuf der Mond die schöne weiße Lotusblüte, die übrigens nur 25 Stunden blüht. Auf einem der etwa 1 meter Durchmesser großen Blätter sonnte sich ein junger Kaiman.
Die Finka des Mannes war wie aus einem Märchen, hellblau mit Veranda und kleinem Treppchen, verwunschen zwischen blühenden Büschen. Auch zwei Papageien lebten dort, die handzahm als Fotomodell dienten und sich auf die Schultern setzen ließen. Es gab interessante Früchte, die ich noch nie gesehen habe und Blumen von unvorstellbarer Schönheit, manche habe ich tatsächlich schon in einer deutschen Gärtnerei gesehen – in klein. Zwei Kinder spielten mit einem Hund barfuß im Garten, und ich gebe zu, dass ich für einen Moment dachte, nie im Leben würde ich das bei den sicherlich überall lauernden tödlich giftigen und aggressiven Spinnen tun… Ich habe meine Meinung mittlerweile überarbeitet. 
Als buchstäbliches Highlight gab es die Besteigung eines kleinen Ausgucks, von wo aus alles nochmal im Ganzen gesehen werden konnte. Anschließend saßen wir mit dem Besitzer noch ein Weilchen auf einer der beiden Bänke am Amazonasufer, die Mücken waren noch nicht alle da. Ich hatte aber schnell auf der anderen Bank ein dickes verwobenes Spinnengeflecht entdeckt und sah mich leicht beunruhigt auf unserer Bank um….
Nun war die nette Führung zu Ende. Juan hatte sich bemüht, das Wichtigste zu übersetzen, von dem Gespräch über Lebensumstände und Politik habe ich allerdings nur Bruchstücke mitbekommen. Viele Menschen in dieser Region können weder lesen noch schreiben, da sie als Kinder statt in die Schule zu gehen Drogen schmuggeln mussten. Die Drogen wurden über den Amazonas nach Brasilien gebracht, ist ja gleich gegenüber(…), bei Nacht und Nebel. Ich hätte das abgesehen davon, dass ich NIEMALS nachts und schon gar nicht ohne Licht durch den Urwald gegangen wäre (bis dahin…) wegen der Krokodile und Piranhas nie getan…wahrscheinlich…oder nur und wenn überhaupt gegen sehr sehr viel Geld….was die Kinder natürlich nicht bekommen haben. Ich weiß nun auch, dass die Renten in Brasilien deutlich üppiger sind als in Kolumbien, manche Ehen bestehen aus Kolumbianern und Brasilianern. Wie gesagt, vielleicht hat Juan sich beim einen oder anderen nicht ganz korrekt ausgedrückt oder ich hab etwas nicht verstanden, aber ich bin der Ansicht, dies hier so schreiben zu können.
Nach dem Abschied ging es wieder über zwei Holzbretter zurück zu unserem Hotel oder Hostel…
Das Abendbrotbuffet, extra für uns beide, war ausreichend und lecker, rundum fühlten wir uns wohl. In der Zwischenzeit hatte ich mich auf den abendlich um Punkt sechs erwarteten Überfall sämtlicher Moskitos, Gnitzen und Mücken des Amazonasgebietes vorbereitet und trug meine extra bestellte Sicherheitskleidung mit Ausnahme des Hutes. Zusätzlich war ich eingecremt und eingesprüht mit Repellent und hatte außerdem einen weißen Belag der Nobitex- Seife (oder so) auf der Haut , was manchen Tierchen jedoch wenig Respekt einflößte. Was tut man nicht alles für ein europäisches Leckerchen ;) Deshalb entschied ich mich, ins Bett zu gehen. Juan dagegen unterhielt sich noch lange mit dem ausgesprochen netten Verwalter über Politik und Lebensumstände, was mich auch interessierte, aber ich wollte das Gespräch nicht anstrengender machen als es aufgrund der Sprache und des Akzentes selbst für Juan war, und ich wollte auch nicht dauernd nachfragen und unterbrechen. Ich packte alle mir wichtigen Dinge wie Repellent, Taschenlampe, Tagebuch etc mit unter mein Moskitonetz. Während ein dicker schwarzer Käfer von außen an meinem Netz hochkrabbelte, fühlte ich mich sicher und schlief.
Bis kurz nach Mitternacht.
Fortsetzung folgt.
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Macondo
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Blines Reisebericht - Erste Kolumbienreise Juli 2013

Beitrag von Macondo »

:app: Super Schreibstil, Respekt Bline!! :rain:
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Kamachi
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Beitrag von Kamachi »

Liebe Bline, sehr schön.Toll geschrieben.Freue mich,wenn es wider weitergeht :-)
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Beitrag von Bline »

Weil ich endlich mal ausreichend getrunken hatte, rief mich das Bad. Der Strom war seit vier Stunden aus. Gut deshalb, wenn man eine Stirnlampe hat. Schlecht, wenn man sie einschaltet und sie nicht geht. Gut, wenn man auch die neuen Ersatzbatterien griffbereit hat. Schlecht, wenn die Lampe nach dem im Stockdunkeln mühsam vorgenommenen Wechsel der Batterien trotzdem nicht geht. In der Zwischenzeit wurde es ernst. Die Bergstiefel standen mit Plastiktüten vor Gästen geschützt vor dem Bett. Es wurde sehr ernst. Schließlich war auch Juan wach und in der jetzigen Situation nahm ich die unausweichliche Lage zum Anlass, ein paar Nachtfotos zu schießen bzw den Weg ins Bad zu filmen….die Tüten wurden abgerissen und barfuß in Stiefeln beeilte ich mich. Da sich keine Kolumbianer an den Schuhbändern hochhangelten, beruhigte ich mich und brachte mich anschließend zurück in Sicherzeit. Juan folgte meiner Idee, jedoch ohne Lampe und barfuß. Weil er Mut ausstrahlte, wurde er nicht überfallen, von wem auch, war nämlich niemand zu sehen. Danach lagen wir eine Weile wach und lauschten auf kulturbedingt unterschiedliche Gefahren auf dem Dach. Juan dachte an Widerstandskämpfer, die schon lange auf Touristen gewartet hatten, um diese vom Dach aus zu überfallen, ich dachte an ein Tier (eine neue Art von riesigen Amazonasspinnen z. Bsp.).
Irgendwann war Morgen und die Geräusche – wir hatten ja eigentlich im Freien geschlafen – waren wunderbar.
Das Frühstück, wieder extra für uns beide angerichtet, beinhaltete zwei kleine Pfannkuchen, zwei Spiegeleier, Mais und Papaya sowie Kaffee mit Milch satt . Wir warteten auf die Ankunft des Bootes, das uns zur nächsten Station unserer Amazonastour bringen sollte.
Fortsetzung folgt
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