Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

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Dee-No
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Dee-No »

Liebe Forumskollegen

Da ich in Medellin einen Gastronomiebetrieb eröffnen möchte, bin ich auf eure Meinungen/Ratschläge angewiesen.

Meiner Erfahrung nach läuft bei einem Restaurant-/Barbesuch hier in Medellin sehr sehr oft irgendetwas schief*; und dabei spielt es auch keine grosse Rolle, ob Fast Food Bude oder Gourmet Tempel:
  • Das Bestellte (oder eine Zutat dafür) ist nicht vorhanden.
  • Das Bestellte wird vergessen.
  • Man erhält das Falsche.
  • Es dauert unverhältnismässig lange.
[*Und Medellin ist im Vergleich zu anderen Orten/Gebieten ja noch heilig, aber trotzdem empfind ich's auch hier einfach als too much.]

Da muss man sich doch fragen, W A R U M? Sind die Angestellen einfach zu faul, desinteressiert, dumm und unqualifiziert oder liegt es an zu komplexen Arbeitsabläufen und Kassensystemen? Wie kann ich dem als neuer Betrieb aktiv entgegen wirken?

Herzlichen Dank für eure Hilfe.

LG
Dino
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Ernesto
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Ernesto »

Bei meinen Restaurantbesuchen war ich immer mit der Bedienung und der Qualität zufrieden. Daher kann ich das, was du erlebt hast, nicht nachvollziehen.

Du kannst dem entgegenwirken, indem du alles auf Lager hast, was du anbietest. Qualifiziertes Personal einstellst, es schulst, die Leute gut bezahlst und für ein angenehmes Arbeitsklima sorgst.

zuzizuz
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von zuzizuz »

Ich habe mich zwar nie mit der kolumbianischen Gastronomie beschäftigt. Aus meiner Erfahrung (20 Wochen jeden Tag in nem Restaurant oder Caffè) kann ich sagen das mir so etwas nie passiert ist. Es wurde nie etwas vergessen oder nie gab es Probleme. Vielleicht warst du einfach in den falschen Lokalen?
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spitfire88
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von spitfire88 »

Bei meinen Restaurantbesuchen in Medellín oder Bogotá war ich eigentlich auch immer zufrieden.

puravidasuiza
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von puravidasuiza »

War mit einer Gruppe Schweizer im Eje Cafetero und da in Pueblo Tapao in einem Restaurant wo ich schon mal gegessen hatte. Beim letzten Besuch klappte alles bestens und das Filet mignon war auch sehr lecker. Also bestellten wir unsere Speisen und kurz danach kam die mesera das es kein Filet Mignon hat. Ok dachte ich, so bestellten alle das Filet um fuer ein minibeef. Wenig spaeter kam die mesera wieder um uns zu sagen das es kein Minibeef hat. So bestellten wir halt wieder um. Die Chefin, eine Mitfuenfzigerin mit chirurgischem Hintergrund, sass die ganze Zeit daneben und kuemmerte sich absolut nicht um uns. Etwas spaeter offerierte sie uns einen Kaffee, was die Sache auch nicht besser machte. Solche Sachen und aehnliches habe ich schon mehrfach erlebt.
Crepes&wafles hat in Sachen Freundlichkeit und schneller Service auch nachgelassen.
Ein Schweizer mit Restaurant in Cartagena, war auch immer auf der Suche nach einer freundlichen und zuverlaessigen Bedienung, was sich als schwerer Fall herausstellte. Es ist wichtig gutes Personal zu haben, Freundlichkeit und jederzeit ein Laecheln kann auch mal ein Fehler kaschieren.
Ich denke in vielen Faellen liegt es an den schlechten Arbeitsbedingungen wie lange Arbeitszeit, schlechter Lohn keine Ferien etc.
Das man mit einem freundlichen Auftritt mehr Trinkgeld generieren kann schnallen auch nicht alle. Sowie gesamtes Paket gut=Gaeste kommen wieder.
Pura Vida Colombia!!!

Don-Pedrinio
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Don-Pedrinio »

Meine Erfahrungen, gut ich bin eher der Laie. Esse wenig in Restaurants.

Dass ein Service etwas vergisst oder das Falsche serviert liegt bei mir unter 1%
Eher lag es dann an mir, dass ich die Speise die ich wählte nicht dem entsprach was ich mir vorstellte. Es aber an einem eigen Irrtum lag, ich nicht richtig gelesen habe.

In Medellin habe ich zumeist einen guten Service, auch hier tippe ich auf unter 1%
schlecht und überteuert ist hingegen Cartagena. Ein unverhältnismässig lange und unfreundlich tippe ich hier auf über 10%
esse ich abseits des ausländischen Touristenstromes bin ich selber schuld wenn ich ein Fleisch medium bestelle und am Ende ein hartes Leder bekomme. Wie man medium macht wissen jene Köche nicht.

Frage = Da muss man sich fragen warum????
Nein müssen wir nicht. So wie man in den Wald ruft, so kommt es oft zurück. Wenn in einem andern Faden erst über Trinkgeld gelästert wird. Dass wir Ausländer dieses nicht geben müssen, dann haben wir und unseresgleichen unsere Suppe bereits selber gekocht.
Anständig und Freundlich sollten beide sein. Kunde und Service. Der Kunde vergisst dies sehr oft.
Hinzu kommt, dass viele Ausländer (namentlich ältere Gringos) oft stundenlang in einem Restaurant herum hocken. Dem gäbe es nichts einzuwenden wenn nicht die Tatsache wäre = stundenlang aber an einer einzigen Flasche Wasser. Der Italiener um die Ecke sagte Mal = jetzt hab ich einen raus geschmissen. Der kam doch tatsächlich und bestellte nur noch Gratiswasser.
(und nein, Mich trifft man NIE tagsüber in Restaurants an).

Dee-No willst du freundliches Personal einstellen, dann muss jenes auch einen breiten Rücken haben der einiges an Unfreundlichkeit erträgt.

Ein Warum darfst du aber trotzdem fragen.
Mache einen Vergleich zu Europa. Warum gibt es in Europa viel mehr weibliches Service-Personal?
A) Frauen sind generell freundlicher als Männer.
B) Ein Kunde zu einer weiblichen Service-Angestellten auch anständiger bleibt.

P.S. meine Erfahrung beruht auf = in Kolumbien ca. gegen 1000 Mal in einem Restaurant gegessen. In verschiedenen Restaurants in Medellin werde ich wie ein VIP behandelt, da ich dort oft hingehe, auch schon CH Schokolade an das Personal spendierte. Der Unterschied macht nicht ein grosses Trinkgeld aus, sondern wie ich als Kunde das Personal behandle. Mein Trinkgeld beläuft sich meistens auf 2000 Pesos zusätzlich zum normalen.

Baiker
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Baiker »

Auch beim billigem Tagesmenü, Corriente oder wie das heißt, war ich sehr zufrieden. Oft frage ich mich, warum das mit dem Trinkgeld hier immer und immer wieder erwähnt wird. Wer will gibt, wer nicht will, der gibt nichts. Ist jedem seine freie Entscheidung. Beim Corriente, was ja wirklich billig ist, da gibt wohl keiner Trinkgelder außer, wenn er es auf die Bedienung abgesehen hat.

Gordi_K
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Gordi_K »

Vielleicht habe ich Pech gehabt - aber leider habe ich festgestellt, dass die Servicequalität in kol. Restaurants (sehr) schlecht ist.

Ähnliches habe ich von Kollegen gehört. Nie "Jugo de lulo en agua" bestellen, sonst bekommt man jugo de lulo en leche. Man muss sich an den Spielregeln halten.

Para beber?
Jugo de lulo.
En agua o leche?
En leche.
Para comer?
Rib eye.
Como preparado
medio

Absichtlich bestelle ich ohne mich an dieser Spielregel zu halten - Bestelle gleich das Getränk und das Essen in Einem (also wie in Europa), die Fehlerquote liegt ca. bei 10 - 20%.

Wenn man sich z.B. anschaut, wie organisiert das Verkehr ist, dann ist wenig überraschend, dass es im Restaurant so abläuft.

Meiner Meinung nach hängt es mit dem Bildungssystem und mit der Bezahlung. Es gibt keine Lehre für die Kellner - daher ist es ein "learning by doing". D.h. man kann schon froh sein, wenn die Arbeitskraft rechnen kann. Dazu kommt, dass diese, Leute wie überall auf der Welt, schlecht bezahlt werden.

Vielleicht was lustiges zum Schluss. Mit dem "Schwiegervater" und der Familie seiner Schwester sind wir essen gegangen - ihr Lieblingslokal, sehr schön. Was alles schief lief habe ich schon lieber vergessen - aber eines war super lustig. Nach dem Essen hat mein "Schwiegervater" ein Tinto ohne Zucker für uns zwei bestellt. Ist gekommen, ich trinke es - unvorstellbar süß. Aber hab nichts gesagt - wurde ja eingeladen. Der Schwiegervater trinkt - und sagt "Schmeckt komisch". Meine Liebe kostet - war Agua de canela... Der Schwiegervater mag Witze. Sagt zu der Kellnerin "Was für ein Kaffee hast du uns da gebracht, so ein Kaffee habe ich noch nie getrunken". "Weiß nicht woher die Bohnen kommen, müsste fragen". "Dann koste mal wie der schmekt und frag woher die Bohnen kommen". "Hahahaha, ist agua de canela, Entschuldigung, sie wollten Kaffee, oder?" Aber böse waren wir nicht, letztendlich waren wir ja in Kolumbien.

Als Restaurantinhaber wäre ich halt immer im Lokal, aber ob es was helfen würde, weiß ich nicht. Kolumbien ist halt kein Japan...

Daher die Schlüsselfrage - erwarten die Kolumbianer überhaupt, dass der Kellner ein Profi ist? Vielleicht wären die Gäste sogar unzufrieden, wenn der Kellner nicht 2 Minuten lang aufzählen würde, welche Getränke man bestellen kann (und die man sich schon längst aus der Karte ausgesucht hat ... :-) )
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Ernesto
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Ernesto »

Hauptsache in einem kolumbianischen Restaurant, dem "Gringos" egal sind - ist doch, dass die Einheimischen zufrieden sind.
Einheimische mögen es süss, Einheimische wollen kein rohes Fleisch.
Leute, ihr verlangt einfach zu viel. Kolumbien ist nicht Deutschland. Kolumbien halt!

FreeLibertarian
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von FreeLibertarian »

Sehe ich genauso wie Ernesto. Niemand kann verlangen, dass in einem Land mit relativ wenig Tourismus und niedrigen Bildungsstand bei schlecht bezahlten Jobs Wunder vollbracht werden. Ich war bis jetzt immer zufrieden.
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spitfire88
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Beitrag von spitfire88 »

Hier kann man nur zustimmen.

Und wenn man in die guten Restaurants in Lateinamerika geht, da wird mancher Europäer über Lokation, Service und Qualität wirklich positiv überrascht sein. Da besteht speziell in DE noch viel Nachholbedarf.

desertfox
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Beitrag von desertfox »

Auf die Gefahr in dass ich mich nun in die Nesseln setze...

Meine Erfahrung ist die dass für Europäer / Gringos wenn sie deren Heimatverhältnisse ansetzen die Qualität der Zutaten oftmals recht einfach ist. Aber das ist halt das Land. Ich kann kein Wiener Schnitzel" in Österreichsicher Qualität in Kolumbien erwarten..., auch das Fleisch für das Churasco ist oft minderer Qualität oder einfach nur falsch geschnitten.

Was mir aufgefallen ist dass für einen Kolumbianer alles "rico" ist..., in meinen Augen ist die Qualitätsmesslatte oftmals recht niedrig..., auch geht er ungern in Restaurants die er nicht kennt bzw. glaubt Freunden/Bekannten dass es da und dort gut/schlecht ist...

Ich kann mich noch gut an meine Zeit in Bogota erinner wo ich gerne bei der Salsamenteria Munich (and der Autopista Norde) ein oder zwei "Sandwich de Pavo" gegessen habe. Ganz hervorragend!!!

Alle Internationalen Francises sind in meinen Augen Müll. Sei es Crepes y Waffles, Charlys Roastbeef oder die Kette mit Rips etc...,

OK, meine eigene Meinung...
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spitfire88
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Beitrag von spitfire88 »

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Alvarez
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Was läuft schief in der kolumbianischen Gastronomie?

Beitrag von Alvarez »

Hahaha.. wenn ich mir das hier so durchlese muss ich echt grinsen.

1. Fehlerquote liegt bei mir auch unter 1% oder man ist halt zu spät dran (gerade wenn es um comida corriente geht aber daran ist man selbst Schuld)
2. Qualität habe ich auch in Kolumbien gesehen aber da muss man schon in ordentliche Restaurants gehen

Ein Beispiel: Bogota - Hacienda la Margarita del Ocho - ->Punta de Anca<- - *Das geilste Stück Fleisch was ich in meinem ganzen Leben gegessen habe!* (Ich esse sehr oft in Restaurants auf der ganzen Welt aber das war einfach nur eine Wonne für meinen Gaumen)

3. Mit dem Personal ist das manchmal so eine Sache aber das muss man halt gelassen nehmen. In einem hochwertigen Restaurant sind sie sehr darauf getrimmt dem Gast alles zu bringen und tausend Mal zu fragen ob alles in Ordnung ist. Bei den Corrientazos ist es mehr Massenabfertigung und Stress. Da kann man nicht viel erwarten.

Aber wie @Ernesto schon sagt: "Kolumbien ist nicht Deutschland. Kolumbien halt!"
El que vive confiado, muere traicionado

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