[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

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Holger78
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Holger78 »

⇒ Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Interessante Liste. Punkt 3 ist dabei einer der Besten ;) Er verringert die Korruption :D
Alles in allem wird hier einem viel Sand in die Augen gestreut.

Hamid
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Hamid »

An dem Tag des Interviews in El Tiempo war der internationaler Gegenteilstag - der ist noch neu.

Genuasd
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Genuasd »

in meinem Netzwerk kursieren jetzt Gerüchte, um einen Wahlbetrug zum Nachteil von Petro.
wer auch immer es losgetreten hat, es verbreitet sich viral.
Aus meiner Sicht scheint da wenig dran zu sein.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Hamid
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Hamid »

Das gab es doch schon in den Monaten zuvor.
Wahlbetrug ist dort nicht nur ein Gerücht. Die Angst bei den Wahlen betrogen zu werden hat ihre Eigendynamik.

Der Primo meines Schwiegervaters war 2 oder 3 Mal Alcalde in Suarez, Cauca. In einem Gespräch mit ihm und einem Weggefährten hat er mir von Wahlbetrug durch Mordandrohungen erzählt. Heißt - Wahlbetrug findet nicht unbedingt nur durch falsche Ziffern statt. Sein Weggefährte hat sich gleich nach den Morddrohungen zurückgezogen. In dem Ort mischt sich Guerilla, Paras und Bevölkerung.

Madlo
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Madlo »

Wenn man den Wahlprognosen glauben kann, dann wird Rodolfo Hernández im nächsten Wahlgang zum Präsident gewählt.
Worauf sollte man dann achten? Ich starte in 14 Tagen zu meiner ersten Kolumbienreise. Ich will nicht sagen, dass ich verunsichert bin, wüsste jedoch sehr gerne, was Ihr, die Ihr in Kolumbien lebt, von all dem haltet.

Habe gerade diesen Bericht: Según The Economist, Gustavo Petro y Rodolfo Hernández ponen a Colombia “en riesgo” gelesen. Was ist eure Meinung dazu?
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nordman
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von nordman »

Hallo Madlo, habe gerade nach dem Fruehstueck deine Frage hier gelesen. Wir fliegen auch in 14 Tagen-egal wer gewinnt. Zwar lebe ich (noch) nicht dauerhaft in Kolumbien, aber bin jedes Jahr mehrere Wochen dort. Leider wird es wohl "Rodolfo" sein, das ist die-nach meiner Meinung schlechte Nachricht fuer die meisten Kolumbianer. Zwar hat er grossspurig angekuendigt bei Amtsantritt sofort den Ausnahmezustand zu verhaengen aber ob das wirklich kommt halte ich fuer unwarscheinlich. Den Artikel auf den du Bezug nimmst habe ich nur ueberflogen aber es ist klar das das mehr Propaganda als Information ist. Man sollte auch wissen, wessen Interessen " The Economist" vertritt. Petro ist definitiv kein "extremer" Linker aber dazu haben andere und ich an anderer Stelle hier schon mal was geschrieben. Die Gefahr bei einem (unwahrscheinlichen) Wahlsieg Petros liegt m.E. in der Drohung des Militaers, dann die Macht zu uebernehmen. Halte ich auch eher fuer unwahrscheinlich aber es koennte schon ungemuetlich werden. Allgemein ist es in Kolumbien immer so: Vorsichtig sein, Vorsichtig sein, Vorsichtig sein. Kolumbien ist nicht das typische Touri Land, aber wenn man sich entsprechend verhaelt macht auch das seinen Reiz aus. Also ich wuerde sagen du reist und wuensche dir viele tolle Erlebnisse !
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Don Maximo
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Don Maximo »

Hinter Rodolfo steht ein ganzer Apparat. Inzwischen ist bekannt, dass seine Wahlkampfstrategie minutiös geplant worden ist. Wer alles dahintersteckt, ist derzeit schwer zu sagen. Dass auch die Agentur von Victor López dahintersteckt, scheint festzustehen, auch wenn Rodolfo selbst dies bestritten hat. López selbst hat dagegen seine Beteiligung resp. seine Beratung an Hernandez' Wahlkampagne offenbar bestätigt.
Diese Agentur (Kayros Group) ist unter anderem dafür bekannt, dass sie erfolgreich die Wahlkampagnen von Präsidenten und anderen politischen Amtsträgern, einschließlich Donal Trump, beraten hat. Darauf sind sie spezialisiert und Leader. Daher sollten die Parallelen zu Trump nicht überraschen.
Dies ist ein sehr problematisches und alarmierendes Thema, da die Agentur parallel dazu auch im Auftrag von Regierungen arbeitet, allen voran der USA, mit Aufträgen in verschiedenen Bereichen.

Leider hat der Kandidat Rodolfo mit seiner rechtsextremen, homophoben Ideologie sehr gute Chancen, Präsident zu werden.
Im Einklang damit hat er sich offenbar bereits vor seiner anvisierten Wahl eine Wohnung im nördlichen Sektor von Bogota im Wert von 4'300 Millionen Pesos zugelegt, von der aus er sich vorgenommen haben soll sein Amt auszuführen.

Petro vertritt keine linksextremen Ansichten, wie er von seiner politischen Opposition zu Propagandazwecken fälschlicherweise dargestellt wird.
Wer sich ernsthaft auch nur ein wenig mit seiner Politik beschäftigt hat, wird schnell feststellen, dass diese als Mitte-Links mit liberalen Konnotationen einzustufen ist (nicht zu verwechseln mit neoliberal!).

Was das politische Programm der beiden Kandidaten betrifft:
Der 20-Punkte-Plan von Rodolfo ist ein echter Hohn, denn er steht in diametralem Widerspruch zu seinen Aktivitäten und seinem Verhalten bis zum Tag seiner Kandidatur. Seine Meinung gegenüber der Arbeiter- und Bauernschaft, über die Funktion der Frau, sein schroffes, arrogantes und ungeselliges Auftreten, seine Bewunderung für Hitler (die er selbst noch vor wenigen Jahren stolz verkündete) sollte inzwischen jedem bekannt sein.
Weniger bekannt sind Fakten wie die Rolle und die Aktivitäten seiner Frau, seine Nähe zu paramilitärischen Gruppen, die Verbindung seiner geschäftlichen Aktivitäten mit der Geldwäsche von Geldern aus illegalen Aktivitäten rechter Gruppen, die oft mit Uribes Kreisen verwandt sind.
In unserer Gegend gibt es mehrere Fincas und Urbanisationen in den Händen dieser Schicht.

Gleich zu Beginn seines 20-Punkte-Plans (den er freilich nicht selbst verfasst hat, sondern bei dessen Lektüre man meinen könnte, er stamme aus der Feder seines Konkurrenten Petro) übertrifft er sich selbst an Scheinheiligkeit.
Man muss wissen, dass Hernández im Laufe seiner Laufbahn Grundbesitz angehäuft hat, der zum Teil genau diesen sozialen Schichten entzogen wurde, die er in der Vergangenheit mehrfach offen verachtet hat.

Rodolfo wäre meines Wissens der erste Präsident Kolumbiens, der sein Amt mit einer laufenden Korruptionsanklage antritt.

Wie immer ist es sehr schwierig, in solchen Angelegenheiten zuverlässige Informationen zu erhalten. Nach dem, was mir mein Schwiegervater und ein Schwager erzählt haben, scheint es, dass Rodolfo mit seiner Baufirma schon in der Anfangszeit auf Baustellen präsent war, die zum Waschen von Geld aus illegalen Aktivitäten eingerichtet wurden. Es ist eine Tatsache, dass es damals (wie auch heute noch) mehr denn je unmöglich war, im Bausektor auf diese Weise zu wachsen, ohne sich massiv in illegale und kriminelle Praktiken zu verstricken.

Auch hinter der Geschichte des Verschwindens seiner Adoptivtochter im Jahr 2004 stehen verlässliche Gerüchte mit Versionen, die der Version der Familie eindeutig widersprechen (Jahre zu vor wurde bereits Ronaldos Vater entführt)
Auf diskrete, aber geschickte Art und Weise hat er es verstanden, diese vergangenen Ereignisse für seine Kampagne zu nutzen. Insbesondere im Fall der Adoptivtochter ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Behauptungen über die Dynamik und die Akteure um familiäre Behauptungen handelt, die nie offiziell bestätigt wurden.
Gleichzeitig wurde im Vorfeld der Wahlen in Spanien ein Fall ausgegraben, bei dem es um die angebliche dreitägige Entführung eines Journalisten im Jahr 1981 ging, an der Petro beteiligt gewesen sein soll, was er jedoch bestreitet.
Die Kombination der beiden Ereignisse suggeriert unweigerlich ein Bild, das die beiden Kandidaten als Opfer bzw. als Akteure in einem so schmerzhaften Thema wie den Entführungen in Kolumbien personifiziert.

Petro, der sicherlich nicht als Anhänger der extremen Linken oder als Marxist bezeichnet werden kann, wie ihn die derzeitige "Regierung" zu Propagandazwecken gerne darstellt, hat seit Beginn seines politischen Interesses eine klare Linie verfolgt. Aber auch er hat seine Leichen im Keller, vor allem aus seiner Jugendzeit. Aber ich denke, was zählt, sind die aktuellen Zeiten. Die politische und soziale Gegenwart und ihre künftige Entwicklung.

Schon wenige Reformen könnten das Land zu einer beispiellos positiven Entwicklung führen. Aber offensichtlich meint die Oligarchenklasse mit positiver Entwicklung etwas ganz anderes, als was sie für zirka 90 Prozent, also rund 47 Millionen Bürger, bedeuten könnte. Nicht zu reden von den Menschen, die unterhalb der offiziellen Armutsgrenze leben, die Ende dieses oder im nächsten Jahr die Schwelle von 50 % der Bevölkerung erreichen könnte.

Dies ist eine Realität, die oft ausgeblendet wird, wenn man über Kolumbien spricht und davon nicht persönlich berührt wird. Und ich möchte hier daran erinnern, was die offiziell definierten Grenzen für Armut und extreme Armut sind (wie abstrakt sie auch sein mögen). Minimal gerundet sind das 354 Tausend bzw. 162 Tausend Pesos monatlich pro Person!

Sollte Petro trotz der jüngsten Entwicklungen die Präsidentschaft erlangen, können wir meiner Meinung nach kein allzu radikales Szenario erwarten. Petro und seine Verbündeten sind absolut realistisch und wissen, dass sie die Politik nicht umkehren können und sich nur durch eine umsichtige Strategie behaupten können.

Sicher ist, dass die neue Regierung nicht nur mit den alten und ewigen internen Problemen des Landes konfrontiert sein wird, sondern auch mit neuen Konfrontationen aufgrund einer vorhersehbar sehr düsteren Entwicklung aufgrund der jüngsten geopolitischen Ereignisse. Und hier sehe ich einen großen Unterschied darin, wie die jeweiligen Regierungen der beiden radikal entgegengesetzten Regierungskandidaten reagieren und mit der Situation umgehen könnten.
Nach den absurden Sanktionen gegen Russland (die sicherlich eher der wirtschaftlichen Destabilisierung des Ostens als der Beendigung des schmerzhaften Konflikts dienen) gerät Kolumbien wegen seiner Ressourcen, vor allem der Bodenschätze, zunehmend in das internationale Visier.

Petro möchte eine restriktive Ausbeutungspolitik verfolgen, die von Prioritäten im Interesse derjenigen Kreise geprägt ist, die bisher meist einen hohen Preis für eine höchst missbräuchliche Ausbeutung der menschlichen und territorialen Ressourcen bezahlt haben.
Ronaldo hingegen würde gewiss nicht lange zögern, das wirtschaftliche Potenzial auszuschöpfen, indem er mit Einnahmen argumentiert, die der Allgemeinheit zugute kämen. In der Praxis würden diese jedoch andere Kreise bereichern, die durch schamlose und unverantwortliche Ausbeutung des maximalen Profits auf Kosten der kolumbianischen Bevölkerung bereits in hohem Maße für die heutige trostlose Situation mitverantwortlich sind.

Es bleibt natürlich die Frage, ob Petro im Falle seines Aufstiegs in der Regierung dem starken Druck standhalten könnte, dem er ausgesetzt wäre, wenn er sich einer solchen ausbeuterischen Politik widersetzen würde.

Ich hoffe, dass ich mich irre, aber ich sehe unerfreuliche Zeiten für Kolumbien voraus, unabhängig davon, wer die Wahlen gewinnt.
Es bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder zu Ereignissen politischer Gewalt wie im Bogotazo von 1948 mit den nachfolgenden Violencia-Entwicklungen kommt.
Virtus Junxit Mors Non Separabit

Madlo
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Madlo »

Danke @Nordmann und auch dir @Don Maximo.
Besonders der ausführliche Beitrag von Don Maximo erklärt die Situation sehr gut und für mich verständlich.
Endlich wieder Beiträge im Forum, die Sinn machen und bei denen es hilfreiche Informationen gibt.

Gestern ist mir aufgefallen, dass seit dem ersten Wahlgang nicht nur der US-Dollar, sondern jetzt auch der Euro starke Einbußen verzeichnet.

Glboetrotter
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Glboetrotter »

Als Tourist wirst du bis Ende Juli 2022 kaum vom Wahlausgang etwas spüren. Der Amtsantritt des neu gewählten Präsidenten (für 4 Jahre) wird um den 07. August 2022 sein.

@ Don Maximo: Du hast eine interessante Einschätzung, nicht unbedingt meine Richtung, trotzdem respektvoll geschrieben mit vielen würde-Formen.

Zur Realität:
Petro war Bürgermeister von Bogota und brachte keinen Fortschritt in der Hauptstadt wie heute auch die linke Claudia Lopez.

Besuch bitte einmal Bucaramanga, wo Rodolfo kürzlich Bürgermeister war. Sauber, friedlich, zivillisiert und fortschrittlich geht es dort ab. Strassen ohne Locher und Autofahrer, die sich an die Gesetze halten. Die Stadt ist im Aufbruch ohne sichtbare Drogensüchtigen, Bettler und Obdachlose wie in Bogota (und Medellin) fast an jeder Strassenkreuzung (abgesehen der reichsten Wohngegenden).
An Besuch nach Bucaramamga und deren Umgebung (Giron, Parque Nacional de Chicamocha und Barichara) lohnt sich.

Dolfi
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Dolfi »

Hier: https://www.youtube.com/watch?v=JCkB5V9DTr4 kann man im Originalton hören, wie Hernandez sagt, dass die Leute keine Frauen in der Politik sehen möchten, sowie dass er ein Bewunderer des deutschen Denkers Adolf Hitler ist.

Gott stehe Kolumbien bei, wenn der Präsident wird.
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Don Maximo
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Don Maximo »

@Glboetrotter. Ja, meine Frau hat mir viel über Bucaramanga erzählt, sie hat dort einen Teil ihrer Ausbildung absolviert. Aber das ist schon Jahrzehnte her... ja wir sind eben schon ältere Semester ;-) Sie hat gute Erinnerungen und mag die Region sehr.
Persönlich kenne ich sie leider noch nicht.

Es ist nicht einfach, einen genauen Vergleich anzustellen. Erstens verfolgen die beiden Politiker sehr unterschiedliche Ziele, und das gilt auch für die Erwartungen ihrer Anhänger (allerdings könnte man meinen, dass sie enge Verbündete sind, wenn man Rodolfos halluzinierenden 20-Punkte-Plan mit Petros Ambitionen vergleicht). Die Realitäten, Strukturen usw. der Städte Bogotá und Medellin, die du erwähnst, unterscheiden sich auch in vielerlei Hinsicht.

Ehrlich gesagt kenne ich Bogotá und Bucaramanga nur aus den Medienberichten. (Wir haben gelegentlich Kontakt zu einer ehemaligen Kollegin meiner Frau, die in der Gesundheitsprävention arbeitet, und wenn ich ihr zuhöre, habe ich ehrlich gesagt kein so rosiges Bild von der lokalen Realität. Weder schlechter noch besser als an anderen Orten). Abgesehen von der Tatsache, dass ich nur aus absoluter Notwendigkeit in Städte gehe, bin ich definitiv ein Landmensch.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich vor einiger Zeit gelesen, dass Bucaramanga eine der Städte ist, in der die Armut in letzter Zeit am stärksten zugenommen hat, wenn nicht sogar am stärksten überhaupt.

Vielleicht hat Rodolfo nicht die richtigen Prioritäten gewählt?
War er nicht derjenige, der in seinem Bürgermeisterwahlkampf mit großen Wahlversprechen wetterte, er würde eine soziale Urbanisierung für die weniger privilegierte Klasse verwirklichen, mit dem schillernden Namen "Hogar feliz"? Was ist aus ihr geworden?
Andererseits ist in den letzten Tagen ein Video aus seiner Zeit als Bürgermeister viral gegangen, in dem er mit offensichtlicher Genugtuung zugibt, dass er über seine Firma Grundstücke zu Preisen verkauft, die er selbst als Raubzug bezeichnet. Und hier kommen wir wieder auf den Inhalt meines vorherigen Beitrags zurück.

Saubere Straßen ohne Drogensüchtige und Landstreicher haben wir auch in unserem Pueblo. Das heißt aber nicht, dass die Probleme nicht da sind. Ich kann mir vorstellen, dass in beiden Fällen die gleiche "Unter-den-Teppich-Kehren"-Strategie dahinter steckt. Und hier sind die Methoden oft, gelinde gesagt, recht unorthodox, wie ich leider feststellen muss. Zumindest ist das bei uns so. Die Zustimmung einiger um den Preis der faktischen Segregation einer ganzen Gesellschaftsschicht. Die nördlichen Elendsviertel von Bucaramanga gibt es die heute nicht mehr?

Ohne Petro glorifizieren zu wollen, aber für politischen Erfolg und vor allem soziale Kompetenz stelle ich mir andere Werte und Eigenschaften vor als die, die Rodolfo bisher an den Tag gelegt hat.
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nordman
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von nordman »

Bezug: News vom 11.06.22 / Quién traicionó a Petro... con los vídeos

Guter Artikel, verstoerend und schockierend ! Mag schon sein, dass Abhoeren eine Art "Nationalsport" in Kolumbien sind aber es scheint vor allem eine Seite zu sein, die dieser Art von "Sport" nachgeht. Die Macht, Geld und keine Skrupel hat und gleichzeitig in panische Angst lebt, diese Macht zu verlieren. Bin gespannt ob wir jemals erfahren werden, wer dahinter steht aber die Illusion, dass das auf Kolumbien beschraenkt ist habe ich nicht.

desertfox
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von desertfox »

Bezug: News vom 15.06.22 / ¿Qué pasará con Falabella si llega a ganar Petro? La multinacional rompió su silencio

Das wird ja immer alles Kruder..., selbst Shakira der in Spanien wegen Steuerhinterziehung der Prozess gemacht wird schaltet sich ein..., klar, die haben immer als erste Angst um ihr Geld das nicht korrekt versteuert ist..., und die trotzdem in Kolumbien gottähnlichen Status hat.
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Karibikotto
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Karibikotto »

Die Antwort von Falabella auf die große Gerüchteküche gegen Gustavo Petro war eine klare Aussage. Wir bleiben! Sarmiento Angulo, Besitzer der Banco de Bogotá und Grupo Aval reagierte vor längerem gleich. Egal, wer die Wahl gewinnt, für ihn bleibt alles unverändert, sagte er.
Es ist bedauerlich, wer sich alles und mit welchen Mitteln in diesen Wahlkampf einmischt. Die oben benannte Shakira gleich Egan Bernal. Marbella und vielen anderen sind alle Mittel recht, um ihren Reichtum zu vergrößern, von Steuerhinterziehung, Lügen bis hin zu anderen "Straftaten".
Wenn Kolumbien nach dem langen Bürgerkrieg, der Erfahrung mit dem Uribismus nun Hernadez als Präsident wählt, dann ist dem Land nicht mehr zu helfen, denn dadurch hat der Uribismus wieder gewonnen. Wer von euch ist dafür, dass Herandez Präsident wird? Was versprecht ihr euch von diesem Mann an der Spitze des leidgeprägtem Landes Kolumbien?

anuja
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von anuja »

Bezug: News vom 16.06.22 / Wahlen in Kolumbien: Die Hasskampagne "Jeder außer Petro"

Da sich viele Kolumbianer, wie ich es hier bei meinem Aufenthalt selbst erlebe, doch sehr leicht beeinflussen lassen, wird bestimmt dieser grauenvolle alte Mann, Kolumbiens neuer Präsident.
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Ernesto
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[Diskussion] Präsidentenwahl - Kolumbien 2022

Beitrag von Ernesto »

Von meiner Seite wurde alles zum Thema gesagt.

Wenn Kolumbien Rodolfo Hernández als Präsident ohne Wahlbetrug will, ja dann ist es so.

"¿Eso qué es?" Rodolfo Hernández no ubica al departamento del Vichada y genera indignación :lol: :oops:
Genau aus diesem Departement hat er beim ersten Wahlgang mehr Stimmen als Petro erhalten. (Hernandez 39% - Petro 32%)
Einer der Einwohner sagte: “Sacó la mayor votación el candidato Rodolfo Hernández porque la gente cree que es un tipo con experiencia, viejo, y es lo que necesitamos, que Colombia sea gobernado por un viejo”, dijo un habitante."

Rodolfo Hernández hat die meisten Stimmen bekommen, weil die Leute denken, dass er ein erfahrener, alter Mann ist, und das ist es, was wir brauchen, damit Kolumbien von einem alten Mann regiert wird", sagte ein Einwohner.

Daher ist es für mich kein Wunder, dass er nicht in Bildung investiert und dem Lehrpersonal das schwer verdiente Gehalt kürzen will.



Palocabildo, schon jemand von euch gehört?

Rodolfo Hernández sagt dazu öffentlich, was für ein hässlicher Name Palocabildo!

Rodolfo Hernández dice que Palocabildo es un nombre muy feo



Zum Nachdenken noch dieses Video.

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