Guten Morgen zusammen!
Danke für eure Anregungen. Ich habe sämtliche Accounts auf Kolumbien umgestellt, als im Dezember 2023 meine deutsche Bank mit spanischen Wurzeln den Zugriff auf mein Konto gesperrt hatte. Begründung: eine Einwahl aus Kolumbien sei nicht erwünscht. Es folgte ein finanzieller "Blindflug", an dem ich heute noch zu kauen habe.
Da ich von EDV keine Ahnung habe, wird es wohl beim Papier bleiben müssen. Ich bin auch nicht mehr gewillt, mehr kostbare Lebenszeit ins sowas zu verbraten. Eigentlich ist das alles ein Trauerspiel, denn per whatsapp kann ich mit Bild und Ton mit Deutschland sprechen, erst gestern noch mit Freunden am Bodensee. Sowohl per Telefon als auch per PC. Funktioniert, ist offenbar aber zu einfach und problemlos und daher nicht erwünscht.
Die Kommunikation mit der Stelle für meine Betriebsrente klappt einwandfrei über E-Mailverkehr. Mit meinem Anwalt sowieso.
Mit Zoom und anderen Tools arbeiten TV-Stationen weltweit und senden auch Berichte, die mit Hilfe dieser Medien erstellt wurden. All das klappt weltweit. Nur wenn die deutsche Post oder die DRV ins Spiel kommen, rien ne vas plus......
Das Leben ist zu kostbar, um sich weiter über solchen Mist zu ärgern. Heute ist Sonntag und wie ich gelesen habe, ist es auch in Deutschland lecker warm. Daher wünsche ich allen Lesern einen schönen Sonntag. Erholt euch gut, morgen geht die Tretmühle wieder los.
Herzliche Grüße aus Cartago/Valle und danke für über 20.000 Zugriffe.
schöne Grüße aus Münsters guter Stube soll ich ausrichten
Das mit dem Ident-Verfahren soll Betrug vermieden werden, den mit KI kannste heute nen Teams oder Whatsapp Videoanruf problemlos fälschen!
Vielen Dank für deinen hervoragenden Bericht...
Eine weitere Woche ist rum, was ist berichtenswertes passiert?
DER KLEINE PARK OHNE NAMEN
Wenn man in Cartago nordwärts Richtung Einkaufzentrum “Nuestro Cartago” fährt, befindet sich auf der rechten Seite unweit des condomino “Los Robles” ein Neubaugebiet. Die Häuser sind 2-geschossig. Alles ist gepflegt, ruhig und sauber. Hier möchte man wohnen.
Unmittelbar dahinter befindet sich ein kleiner Park, an dem man vorbeifährt, wenn man nicht danach sucht. An seinem Eingang steht ein Pförtnerhäuschen, vielleicht 2X2 Meter im Grundriss. Darin hat der Mitarbeiter auch seine Reinigungsutensilien wie Besen und Schaufel. Nein, man muß keinen Eintritt zahlen.
Der Park ist wie ein “L” angelegt. Man kann sein Moto an der Straße parken und betritt den Park über den Fußweg. Die lange Strecke des “L” mag 100 m Länge haben, der kleine Schenkel vielleicht 75 m. Es ist alles also recht übersichtlich. Bänke laden zum Verweilen ein.
Nein, es gibt weder Stände mit Süßigkeiten noch Kaffeebuden. Nur Natur. Und davon viel.
Große alte Bäume überspannen mit ihren mächtigen Kronen das ganze Gelände. Ich vermute, daß sie im Zuge der Baumaßnahme nicht gefällt werden durften.
Unmittelbar hinter der Zaun, der den kleinen Park begrenzt, liegt unbebautes Brachland.
Hier ist es still, der Lärm der Stadt dringt nicht bis hierher vor. Hinsetzen, durchatmen.
Ein paar Ibis-ähnliche Vögel schreiten den Zaun entlang auf Futtersuche. Ein Eichhörnchen flitzt den dicken Baum herauf, als wir uns nähern. Nachdem wir auf Abstand bleiben, kommt es zurück auf den Boden, um weiter nach Futter zu suchen.
Ein bunter Falter flattert über den Weg und setzt sich hin. Die Flügel wippen. Sind sie zugeklappt, ist er grau und man sieht ihn nicht. Öffnet er seine Flügel, leuchten sie in bunten Farben, vorherrschend in Gelb.
Morgens und abends sind die besten Zeiten, um die Tiere zu beobachten, für die der Zaundraht kein Hindernis darstellt.
Ein Kleinod in einer Stadt, die nicht nur Schönes zu bieten hat.
Gerade als wir wieder gehen wollen, betreten zwei Männer den Park. Sie tragen beide ein Shirt des “Nuestro Cartago”. Einer hat ein kleines grünes Tier in der Hand. Ein Gecko. Er setzt das Tierchen, das sich vermutlich ins Einkaufszentrum verlaufen hatte, an einem Baumstamm aus. Es hält sich am Stamm fest, die Augen kreisen und vorsichtig erklimmt es den Baum. Nett von den beiden, das Tier nicht einfach wegzujagen, sondern an geeigneter Stelle auszusetzen.
NOCHMAL LA UNION
Der Wetterbericht sagte keine Niederschläge bis zum Abend voraus. Also sind wir kurz nach zehn am Vormittag Richtung La Union aufgebrochen.
Der erste Halt war die Straßenbaumaßnahme auf der Route Richtung Batallion/Flughafen. Da die Straße in teilweise in keinem guten Zustand war, werden die schlechten Teile komplett erneuert. Und davon gibt es etliche. Also 10 Minuten Vollsperrung, damit der Radlader den Straßenaufbruch auf den LKW laden kann.
Als es endlich weiterging, durften wir durch die Baustelle fahren. Diese Route werden wir demnächst meiden, bis die Baumaßnahme abgeschlossen ist.
Straßensperre vor dem Bataillon. Ein bewaffneter Soldat weist und den Weg Richtung Schnellstraße am “Nuestro Cartago”.
Dann sind wir endlich auf der Ausfallstraße Richtung La Union / La Virginia.
Sie Sonne scheint, im Schatten ist es aber noch kühl, denn nachts hat es geregnet, jedoch ist die Straße bereits abgetrocknet.
Wir sind gut gelaunt, der Motor brummt. Diese Nebenstrecke hat kaum Verkehr, wir fahren langsam, aber halten niemanden auf. Gelegentlich überholt uns ein LKW, PKW oder Motorrad.
Auf halber Strecke nach La Union gibt es plötzlich ein kurzes Scheppern und Zischen. Sofort wird das Fahren schwammig. Rechts ran und abgestiegen. Das Hinterrad ist platt.
10 Km vor uns: Fincas und Weinbau
10 Km hinter uns: Fincas und Zuckerrohranbau
Sch...e! Wat nu?
Wir waren im ersten Moment ratlos. Da kommt uns auf der Fahrspur nach Cartago ein TucTuc entgegen. Leer. (Das sind die Transportkarren mit drei Rädern, von denen hier viele die Transportaufgaben erledigen.)
Wir winken. Tatsächlich wird er langsamer und dreht um. Meine Frau erklärt ihm, daß wir eine Panne haben und ob er uns zur nächsten Werkstatt fahren will. Da er eine Leertour nach Cartago hat, ist er gerne dazu bereit.
Wir wuchten den Roller auf die Ladefläche. Diagonal passt es. Auf der Bracke rechts vorne sitzt meine Frau, ich auf der linken hinten. In Europa nur in den Karpaten machbar.
Los geht’s. Der Fahrer kennt die Stecke. Er meidet Schlaglöcher. Gut so, ich möchte nicht mit dem Ding umkippen. Trotzdem hatten wir blaue Flecken am Allerwertesten…
In direkter Nähe des Kreisverkehrs La Union / La Virginia befindet sich eine Reifenwerkstatt, aber ohne Reifen. Die musst du mitbringen. Er hat nur Schraubenschlüssel und einen Kompressor.
Also: Roller abladen und den Fahrer zahlen. Er wollte irgendwas von 10 oder 20 Tausend COP. Wir haben ihm für seine Hilfe 50.000 COP (rund 10 Euro) gegeben. Er war sehr zufrieden. Wir auch. Er fuhr weiter nach Cartago. Ein professionelles Abschlepp- und Bergungsunternehmen wäre vermutlich wesentlich teurer gewesen, bei Ausländern sowieso.
Der Reifendienst besteht aus einem Senior, seinem Adlatus und der Chefin. Erstmal den Reifen wieder Aufpumpen und kontrollieren. Diagnose: Totalschaden. Was zu erwarten war. Die Chefin telefoniert mit dem Reifenhandel im nächsten Ort. Neue Reifen sind vorrätig. Sie organisiert das nächste TucTuc.
Wir sind sehr freundlich bedient worden, obwohl man uns nicht unmittelbar helfen konnte. Wir haben und bedankt und das entsprechend honoriert.
Nach 45 Minuten -gegen halb eins- war das nächste TucTuc zur Stelle. Wieder aufladen und aufsitzen. Es ging ins nächste Dorf zum Reifenhandel. Nach einer Viertelstunde waren wir da. Es gab zwei Reifen für unseren Roller zur Auswahl. Ein Fabrikat- das günstigere- kannte ich nicht, der teure Reifen war von Michelin. Bescheissen konnte er uns mit dem Preis nicht, denn der war schon aufgeklebt worden: 175.000 COP (37,55 Euro). Natürlich bar. Bezahlt und ein Haus weiter zum Reifendienst.
Meine Frau fragte nach einem Restaurant. Natürlich in der Ortsmitte, wo sonst. In dem Nest nicht schwer zu finden. Wir haben dort unsere Mittagpause eingelegt.
Etwa 20 Minuten später sind wir zum Reifendienst zurück gelaufen. Die Dame des Hauses zog gerade die Radmutter an. Die Tochter half beim Einstellen der Bremse. Fertig! Sie wollten 15.000 COP dafür. Wir haben sie gegeben und 5 mil für die Tochter. (20.000 COP sind 4,18 Euro).
Auf La Union hatten wir keine Lust mehr, wir sind also langsam nach Cartago getuckert.
Ich glaube nicht, daß wir dieses Dorf nochmal anfahren. Warum? Es gibt nichts Sehenswertes.
Halb drei am Nachmittag. Es ist heiss, 30 Grad, Zeit für die Siesta im Schlafzimmer unter der Klimaanlage.
Wir sind nach 5 Stunden wieder wohlbehalten zu Hause, nur das zählt.
Die nächste Tour auf dieser Straße gibt es nur mit NSU-Kettenkrad oder einem anderen Halbkettenfahrzeug. Ein Salto und ein Plattfuss reichen uns auf dieser landschaftlich schönen Strecke. Der nächste Ausflug nach La Union wird an einem Samstagnachmittag oder Sonn- und Feiertags stattfinden via Nationalstraße nach Cali.
UND SONST?
Wie hier im Kolumbienforum zu lesen war, nimmt gemäß Pressemeldungen die Kriminalität offenbar landesweit stark zu. In der Familie munkelt man, das sei auch in Cartago so. Wir waren zum Glück bisher davon verschont.
Meine Frau verlässt das Haus daher nur noch schmucklos. Gehe ich, bleibt die BULOVA zu Hause und wird gegen einen 20 US-Dollar - Wecker am Handgelenk getauscht. Mein Trauring war billig, aber auch der bleibt zu Hause.
Vor einigen Tagen bin ich mit meiner “großen” Olympus-Kamera vormittags auf Motivsuche in unserem Viertel gegangen. Ich bin auch fündig geworden. Ich habe sie in Deutschland bei den “Kleinanzeigen” gebraucht geschossen. Deutlich unter hundert Euro und damit Lichtjahre unter Neupreis. Gebraucht, wie neu, aber erschwinglich. Das erste, was ein Nachbar mich fragte, das sei wohl eine teure Kamera. Kolumbien eben.
Meine Aufnahmen enden häufig in einer ansehnlichen Diaschau auf dem Großbildfernseher und gelegentlich auch als Ausdruck: Text mit Bildern. Für Kinder etwas völlig Neues. Die kennen nur noch das Telefon, wie traurig.
Vielen herzlichen Dank für Deinen wunderschönen Betrachtungen und Berichte. Du mutierst langsam aber sicher zu einer modernen literarischen Version von Goethe, letzterer mit seiner Reise nach Italien (1786-1788). Nur mit dem Unterschied dass Du wohl nicht mehr in Deine alte Heimat zurückkehren wirst. Die "deutsche" Präzision Deiner Beobachtungen mit dem liebevollen Blick für die vielen kleinen und grossen Details die das wunderschöne Kolumbien zu bieten hat immer wieder atemberaubend. Würdest Du es ganz modern "aufziehen" hättest Du das Potential ein Influenzer mit Reichweite zu werden. Vielleicht eine Idee für Dich ?
@coentros:
Vielen, vielen Dank für deine netten Worte.
Ob Goethe meine Berichte gefallen hätten, wissen wir nicht. Bei Alexander von Humboldt könnte ich mir das aber vorstellen. Auch er war ja an allem Neuen interessiert und wird hier in Colombia hoch geschätzt.
Solange es etwas Berichtenswertes gibt, werde ich weitermachen, es sei denn, es gibt keine oder schlechte Resonanz. Dann ist Schluß. Bisher sind mehr als 20.000 Aufrufe meiner Berichte eingezählt worden. Ich bin selbst erstaunt darüber.
Nein, ich werde kein Influencer, das können andere besser. Zudem ich nur für mich und mein Umfeld sprechen kann. Ich bin daher kein Kolumbienexperte.
Als die Schauspielerin Trude Herr in den Unruhestand ging, ihr Theater in Köln schloß und Deutschland verliess, sang sie: "Niemals geht man so ganz..."
Ja, man lässt einiges in der alten Heimat zurück. Wer das nicht kann oder will, der sollte vom Auswandern Abstand nehmen, er wird sich selber keinen Gefallen tun.
Ich habe hier neue (deutsche) Freunde gefunden. Die meisten sind mit einer Kolumbianerin verheiratet. Ich bin also auch in diesem Punkt nicht alleine...
Heute ist Samstag, die Sonne scheint, es werden wieder 30 Grad am Nachmittag. Ich fahre schnell mal zum exito rüber, vielleicht gibt's ja wieder Bier aus der Eifel. Mein Geburtstag kommt in Reichweite....
Zuletzt habe ich sogar meiner Mutter (Jahrgang 56) deine Berichte vorgelesen und sie fand es großartig geschrieben und ja-irgendwie auch motivierend im Rahmen ihrer eigenen Rente.
Auch scheint Spanisch kein Problem mehr zu sein, oder?
Servus Gordito, schön wieder von dir zu hören.
Einen Reifenschaden lässt sich in Kolumbien nie vermeiden. Ich hatte auch vor 3 Wochen einen. Um die Quote der pinchadas klein zu halten, empfehle ich den Reifendruck ein wenig über der Werksangaben zu halten. Ist auch gleichzeitig ein Schutz von Durchschlägen auf die Felge bei großen Kratern. Vermutlich hatte das letzte große Schlagloch den Reifen beschädigt. War denn die Karkasse gebrochen?
Nachdem wir in der Nähe des namenlosen Park eine tote Boa Constrictor gefunden hatten, heißt der für uns Boa Constrictor Park . Vorher hatten wir ihn Guacamaya Park genannt. Grüße die alten Bäume von mir, ich habe mit denen viele Stunden verbracht und die besondere Aura hier sehr genossen. Ich schicke dir privat noch das Bild der Boa Constrictor. Liebe Grüße und viel Glück auf der Schnellstraße Richtung Cali.
Servus Gordito, ich kann mich nur Wiederholen. Es ist immer eine Freude deine Berichte zu lesen. Man taucht ein, in Landschaft die du so wunderbar beschreibst, als wäre man selber dort.
Danke Dir hierfür
@coentros und @Holger 78: Vielen Dank für eure freundlichen Kritiken. Ich werde versuchen, das Niveau mindestens zu halten. Herzliche Grüße an euch aus Cartago!
@Tenere-wue: Die alten Bäume grüße ich gerne von euch. Kommt bald wieder!
@KinniCrimson: Mein Spanisch ist immer noch nicht toll. Ich kann weder Zeitung lesen noch hier den Nachrichten im TV richtig folgen. Da fehlt noch viel. Supermarkt und Arzt geht aber. Daß du meine Breichte deiner Mutter vorliest, hat mich menschlich berührt. Daher widme ich den folgenden Bericht deiner Mutter mit einem herzlichen Gruß in die Messestadt Leipzig.
Der Berghang zu meiner rechten ist im unteren Drittel gerodet worden. Dort wurde eine Wiese mit Wegen angelegt und wer mag, kann da spazieren gehen. Man erreicht diesen Bereich des Spa über eine Fußgänger-Holzbrücke, die den Bach überquert, der aus kleinen Teichen unterhalb der Wasserfälle gespeist wird. Die Wege sind mit heimischen blühenden Pflanzen eingefasst. Ein buntes Bild einer harmonischen, aber künstlichen hergestellten Landschaftsgestaltung, die hier geschaffen wurde. Gut gelungen, wie alles, was hier entstand.
Oberhalb dieses Bereiches wurde der Urwald so belassen, wie er ist. Genau wie der Berghang links von mir. Der tropische Wald reicht bis an das Hauptgebäude des Spa heran. Alles ist grün und strotzt geradezu vor Leben. Einige Pflanzen haben Riesenblätter, ein Blatt hat ein Viertel Quadratmeter.
Hinter mir endet das enge Tal. Wenige Meter unter dem Gipfel entspringt ein Wasserfall, zuerst in drei Strängen, weiter unten sind es fünf. Das Wasser ist klar und frisch, aber nicht kalt, es ist gerade dem Berg hinter mir entsprungen. Es rauscht und das Wasser fällt mit seinen Schaumkrönchen und Blasen talwärts, um sich in kleinen Teichen wieder zu sammeln.
Ich selber sitze in 40 Grad warmen Quellwasser, das dem Berg hinter mir entspringt. Wie oft habe ich mir das in Deutschland als Video angesehen und mir gewünscht, eines Tages selber hier sein zu können. Meine Frau hat mir diesen Wunsch zu meinem 71. Geburtstag erfüllt. Welche Freude und Gnade, daß ich das noch gesund selber erleben darf.
Frisches warmes Wasser plätschert aus einem kleinen Aquäduct, das einer alten römischen Wasserversorgung nachempfunden ist. Am Ende des Aquäductes wachsen oben drauf grüne Pflanzen und Farne. Wegen drei gemauerter Bögen kann man auch darunter hergehen. Zu Beginn dieser Wasserleitung liegt oben auf dem Aquäduct rechts und links je eine Amphore, aus der Wasser fliesst. Die Dusche.
Es gibt mehrere Becken in den termales Santa Rosa de Cabal, für jeden Geschmack ist was dabei. Man kann, wenn man früh dran ist, direkt am seinem Becken sitzen. Wir haben uns für Tische unter einem Zeltdach entschieden. Eine gute Wahl, denn sie schützt vor Sonne und Regen. Selbt eingecremt muß ich vorsichtig sein. Ich habe eine Narbe am linken Arm. Ein Souvenir für einen ganzen Tag Sonne am Strand von Malaga. Erneut Verdacht auf Hautkrebs, also einmal schneiden bitte.
Der Betreiber empfiehlt aufgrund der Wassertemperatur das Bad auf maximal 20 Minuten zu begrenzen. Mir reicht’s schon nach 10 Minuten beim ersten Mal. Die Wärme geht echt auf den Kreislauf. Ich bin vorsichtig geworden.
Ich mag nicht den ganzen Tag in nassem Badezeug sein. Ich schnappe mir meine Sachen und ziehe mich um. So fühle ich mich besser….
Am Eingang des Resorts findet eine ausgiebige Taschenkontrolle statt. Nicht nur alkoholisches, sondern alle Getränke, Chips, usw. werden mit Isolierband umwickelt und dein Name kommt drauf. Das darfst du beim Verlassen der Anlage wieder abholen.
Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen 90.000 COP (19 Euro). Falls wir im nächsten Jahr wiederkommen, dann in der Woche (billiger) und außerhalb der Ferien.
Dann geht es den Hügel bergauf auf einem gärtnerisch angelegten Weg mit Teichen, dem Wasserlauf und blühender heimischer Bepflanzung. Zwischendrin sind Bänke aufgestellt für die Besucher, die nicht mehr so fit sind.
Alles in allem darf man sich Zeit lassen bis 17 Uhr, dann ist Schichtwechsel für die “Nachtgruppe”. Es gibt keinen Grund zur Eile, also “tranquillo”.
13 Uhr, Mittagzeit. Der erste Schub an der Essenausgabe ist durch. An meinem rechten Handgelenk befindet sich ein grünes Bändchen. Darauf ist eine Schale und dazu Messer und Gabel aufgedruckt. Das bedeutet, im Eintrittspreis habe ich eine Schale warmes Wasser mit darin gelöstem Canela (Rohrzucker) und einem Stück heimischen Käse gekauft sowie das vorgekochte Menu: Reis mit Hühnchen im Bananenblatt gegart. Die Familie ist begeistert. Ich muß eh abnehmen.
14 Uhr: Die Familie ist wieder im Pool. Ich kaufe mir an der Bar einen Cappucino. Die Bohnen frisch gemahlen, zubereitet unter Druck in einer italienischen Siebträgermaschine. Die Qualität ist entsprechend erstklassig, wenn man sich den Pappbecher wegdenkt. Aber Porzellangeschirr im Freibad geht halt nicht. Nach dem Kaffee ziehe ich mich wieder um und steige zur Familie ins warme Wasser. Nach 15 Minuten ist’s aber gut. Wieder umziehen…für mich war’s das für heute.
15 Uhr: noch ein Cappucino. Der ist mit 9.000 COP (1,88 Euro) für kolumbianische Verhältnisse nicht billig, aber sein Geld wert. Die Spitzen der Berge werden von Wolkenfetzen umwabert. Es ist frischer geworden. Aus den warmen Badebecken steigt Dunst auf. Die Lufttemparatur ist auf 24 Grad gefallen. Einige weibliche Bedienstete des Spa tragen Steppjacken. Der Himmel ist grau. Man hört es rumpeln: das Nachmittagsgewitter ist im Anmarsch. Die ersten Tropfen fallen, dann mehr und mehr. Gut, daß ich unter einem Dach sitze. Die Familie bleibt im Wasser.
Nach einer halben Stunde Regen reisst die Bewölkung auf. Der Himmel wird blau, die Sonne scheint. Ich gehe mit meiner Frau rüber zum Wasserfall. Auf halber Höhe der Wasserfälle ist in einer Nische eine Marienstatue aufgestellt. Mit dem Teleobjektiv gut zu sehen.
Es macht Freude über die gärtnerisch angelegten Wege zu gehen. Die Sonne bringt die Farben der Blüten richtig zur Geltung. Da macht das Fotografieren Freude.
Ich habe drei Strahler gefunden, die die Wasserfälle bei Dunkelheit (also ab 18:30 Uhr) beleuchten. Das sieht bestimmt toll aus.
Meine Frau nimmt jeden Teich und jeden Wasserfall mit, ich fotografiere sie gerne dabei. Sie geniesst es, ich auch. Jedem das seine….
Samstag Nachmittag, 16 Uhr: Die Badebecken gleichen einem Pauschal-Individualurlaub in einem Karibik- Ressort. Einer steht neben dem anderen. Unwillkürlich denke ich an eine Sardinendose. Mehr Badegäste passen weder in die Anlage und noch in die Becken.
Ab 16:30 Uhr lichten sich die Reihen. Wir sammeln auch unser Zeug ein und machen uns auf den Weg zum Parkplatz. Abwärts geht es ruck-zuck über den betonierten Wirtschaftsweg der Anlage.
“Mango” holt seinen Wagen vom Parkplatz und die Rückfahrt beginnt. Das Licht schwindet langsam. Der Weg ist nicht asphaltiert. Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Das ist hier nichts für Zweiradfahrer. Irgendwann geht der Weg in eine Straße über und die Schlaglöcher werden weniger und flacher.
Bevor wir die Straße nach Santa Rosa de Cabal erreichen, kehren wir noch in einem Restaurant ein. Hier gibt es die “Chorizo Santa Rosa de Cabal”. Sie unterscheidet sich von dem, was man in Cartago kriegt. Es ist Fleisch drin, wenig Fett und keine Knorpel. In Cartago ist das in den Fleischläden Marke “economica” (billig, aber am WE mit Moderator) in der Zusammensetzung genau umgekehrt, vor allem das “Angebot der Woche” hat manchmal mehr mit Hundefutter gemein als mit Bratwurst. Die Chorizo Santa Rosa de Cabal ist jedoch uneingeschränkt empfehlenswert. Danke, Abel und Lebenspartnerin für die Einladung.
“Mango” tastet sich durch Santa Rosa de Cabal bis zur Hautstraße nach Dosquebradas. Die Strecke ist am Berg gebaut und kurvenreich, daher immer langsam voran…teilweise ist nur Tempo 30 erlaubt. Natürlich hält sich niemand dran.
Dosquebradas ist hell erleuchtet, eine mittlere Stadt, kein Dörfchen. Die Schnellstraße nach Cartago ist gut ausgeschildert und beleuchtet. Bald sind wir wieder in Cartago…..
Was für ein schöner Tag für Alle! DANKE!
Musik: Ein schöner Tag…. https://www.youtube.com/watch?v=w-nAB_eI4Rw
Servus Gordito,es freut mich sehr das dir die termales gefallen haben. Diese Gegend ist echt traumhaft schön. Auch sehr attraktiv für Endurofahrer . Liebe Grüße aus der Ferne
Die Würste, chorizos von Santa Rosa sind wahrscheinlich die besten, echten kolumbianischen Würste neben denen aus dem Departamento Santander.
Tipp: Besuche die Termales de San Vicente. Es ist noch schöner und abgelegener, unter der Woche mit weniger als einem Dutzend Besucher gleichzeitig.
Organisierte Tickets mit Busfahrt und Abholung gibt es am eigenen Verkaufsraum dieser Thermalbäder von San Vicente an der Circunvalar mit Calle 14 (gegenüber vom Mc Donald) in Pereira.
@Glboetrotter:
Danke für den Tip, das probieren wir sicher aus, außerhalb der Ferien und in der Woche. Mit dem Rumpelbus kommen wir ja gut nach Pereira.
gordito54
danke, dass du deine Eindrücke so schön detailliert teilst. Mit Rührung habe ich deine Widmung gelesen und freue mich nun schon richtig auf die kommende Woche:
Meine Mutter hat einige Arztbesuche und da fahre ich Ende der Woche nach Mecklenburg, um sie zu begleiten und es so schön wie möglich zu machen (=angemessene Kaffeepausen d.h. Qualitätsprüfung der Cafés in Schwerin). Sie ahnt noch nicht, dass sie ihrerseits digital berücksichtigt wurde und wird sich richtig darüber freuen. Dieser Bericht wird definitiv ihren Kaffee verschönern. Wenn also die Qualitätsprüfung der Cafés ernüchternd sein sollte, ist ein Highlight dennoch in Form deiner Lektüre sicher. Vielen Dank dafür und einen schönen Sonntag wünsche ich Dir und deiner Familie. Herzliche Grüße aus Leipzig
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Kleiner Nachtrag:
meine Mutter war ebenfalls sehr gerührt über die Geste der Widmung und lässt herzliche Grüße ausrichten! Sie liebt die detaillierten Berichte und die Einblicke in die kolumbianische Lebensart, die man so gewinnt. Sie war fast aufgeregt, als ich ihr von diesem Beitrag berichtete.
DIAN
Vom 01.08. bis 15. 09. ist das Zeitfenster für die Nummer meiner Cedula, um meine Steuererklärung abzugeben. In Deutschland hatte ich einen Steuerberater, solange ich selbstständig war. Hier nicht. Da wir irgendwann in den nächsten Jahren eine Immobilie erwerben wollen, wird die Frage kommen, woher unser Geld stammt. Zudem muß ich im nächsten Jahr mein neues Visum R beantragen. Da werden die Steuererklärungen fällig werden. Also, wat nu?
Wir haben ein befreundetes deutsch/kolumbianisches Ehepaar um Rat gefragt. Wie macht ihr es?
Für sie macht “Don Omar” seit 20 Jahren die Steuererklärung und es gab nie Probleme.
Das ist unser Mann!
Wir haben uns mit ihm in Verbindung gesetzt und ein zeitnahes Treffen in Pereira verabredet. Da ich alles Notwendige für ihn kopiert hatte, sollte es keine Rückfragen geben. Also ab zum Rumpelbus und auf in die Hauptstadt.
Wir haben uns in einem Cafe getroffen, denn er ist Pensionär und arbeitet zu Hause. Mit meinen Unterlagen war er zufrieden. Was anderes hätte mich auch gewundert. Er sagte uns, daß es hier keine gemeinsame Veranlagung als Ehepaar wie in Deutschland gäbe. Hier wird jeder einzeln getaxt. So weit so gut.
Am Nachmittag ging das Telefon. Er habe mit der Arbeit begonnen, aber meiner Frau fehlt das RUT, das ich mir im Frühjahr habe geben lassen (das ist die Steuernummer. In Deutschland kriegst du die ab Geburt, damit du auch nicht vergisst, kräftig zu Arbeiten und Steuern zu zahlen. Hier mußt du dich selber darum bemühen.)
Da meine Frau nun erstmalig in ihrem Leben eine Steuererklärung abgibt, mußten wir am nächsten Tag wieder nach Pereira zur DIAN. Sie war genau wie ich nach 30 Minuten fertig. In der Behörde treffen wir doch glatt ein weiteres deutsch/kolumbianisches Ehepaar aus unserem Freundeskreis. Eigentlich stammt er ja aus Kalabrien, aber sein perfektes Hessisch aus dem Raum Mainz/Offenbach macht das glatt wett. Sie haben uns freundlicherweise noch zum Terminal de Transporte (Busbahnhof / ZOB) gebracht.
Dank Scanner und E-Mail ist die Übermittlung von Dokumenten heute ja kein Hexenwerk mehr.
Einige Tage später kam die Bestätigung der DIAN, daß unsere Erklärungen eingegangen seien.
Wiederum einige Tage später erhielten wir die Nachricht unseres Steuerberaters, unsere Erklärungen seien bearbeitet und lägen ihm nun fertig vor.
Wir haben also erneut einen Termin in Pereira verabredet, Rumpelbus, Taxi, Cafe.
Sowohl meine Frau als auch ich brauchen keine Einkommensteuer zahlen. Es gibt doch noch gute Nachrichten. In einem Jahr also das Ganze wieder von vorne. Es muß halt sein.
Seit meinem Renteneintritt am 01.01.2018 habe ich nie mehr was von einem deutschen Finanzamt gehört, ich lege auch keinen Wert darauf.
Bevor die Frage kommt: Eine Steuererklärung kostet dich hier ab 200.000 COP (43 Euro) pro Person und Jahr, die Skala ist nach oben offen, wir haben deutlich mehr -natürlich bar- auf den Tisch gelegt. Wenn es keine Probleme gibt, ist das Geld gut investiert.
FNA
Mit unserer frischen Einkommensteuererklärung sind wir direkt zu unserer Bausparkasse im Zentrum der Stadt weitergezogen. Die Sachbearbeiterin hatte auch sofort Zeit für uns. Allerdings wollte sie, die ausdrücklich im Vorfeld darauf hingewiesen hatte, unsere Dokumente nun gar nicht sehen. Sie öffnete ihr Notebook und gab die Nummern unserer Ausweise ein. Sie sagte uns, wir hätten ja noch nie einen Kredit hier in Kolumbien abgeschlossen. Daher seien wir beide quasi leere Blätter ohne Aussagekraft über unseren Kreditscore. Ich sagte ihr, das sei sicher zutreffend, denn ich habe noch nie etwas auf Raten gekauft und ich hätte auch nicht die Absicht dies zu ändern. Sie erwiderte, unter diesen Umständen sei die Zuteilung des Bausparvertrages nicht möglich, aber ich könne den Vertrag ja kündigen. Ich dankte ihr, wir gingen ins Foyer, um uns dafür eine Nummer geben zu lassen. Der herbeigeeilte Filialleiter sagte uns, es sei doch bei meinem Einkommen kein Problem eine Waschmaschine oder was wir sonst bräuchten, einmal zu finanzieren. Ich sagte ihm, dies käme für mich nicht in Frage, er und seine Kollegin waren sichtlich angefressen. Geht es um mein Geld, rede ich Klartext, egal wie sich dabei fühlen.
Ein Mitarbeiter im Schalterdienst nahm meine Kündigung an. Ich bin gespannt, wann meine Einlagen wieder auf meinem Konto auftauchen. Ich denke, es wird “rapido” sein, also nicht vor dem Jahresende.
Sollten wir ein Objekt finden, das uns zusagt, werden wir unsere Hausbank ansprechen, die uns ja bereits bei dem Neubauprojekt am Nuestro Cartago grünes Licht signalisiert hatte. Ich tendiere jedoch dahin, weitere vier Jahre zu sparen, dann kaufen wir das Haus unserer Wahl wie ich es liebe: CASH, ohne irgendwem in den Allerwertesten kriechen zu müssen.
Wisch-Wasch
Unsere Waschmaschine liegt in den letzten Zügen. Wir haben sie ja bereits einmal reparieren lassen. Das kommt nicht mehr in Frage.
In diesem Zusammenhang wollten wir gleich ausprobieren, wie leicht es für uns ist , einen Kredit zu erhalten. Meine Frau hat kein Einkommen, ich bin Ausländer mit Cedula. Mal sehen.
Erster Laden: Allkauf. Ein passendes Modell ist da. Wir kaufen auch nicht zum ersten Mal hier. Im Laden gibt es auch: Kredit in 20 Minuten. Aha! Na dann mal los. Nach 20 Minuten war ich erleichtert, es gibt keinen Kredit für uns.
Zweiter Laden: Metro. Gleiches Modell. Nach 10 Minuten Prüfung: kein Kredit.
Das Teil kostet cash 1,6 Mio COP (346 Euro), ist also aus dem laufenden Monatsbudget problemlos möglich.
Dritter und letzter Versuch: ein Laden in der Stadt. Ein Verkäufer ist mit meiner Frau groß geworden.
Er will uns einen Kredit vermitteln. Die gleiche Waschmaschine, gleicher Preis wie die beiden anderen Anbieter. Foto meiner Cedula und meiner Kontoauszüge, da schwillt mir schon der Kamm. Aber gut, mal sehen, was dabei rauskommt. Ich hoffe, auch hier werden wir abgelehnt, denn mit 12 Raten, die ich am jeweils Ersten des Monats im Geschäft zahlen muß, kostet die Waschmaschine glatt etwas mehr als drei Mio. CO, das ist fast das Doppelte! Aus genau diesem Grund zahle ich alles CASH!
Wer hier zu diesen Konditionen einen Konsumentenkredit abschließt, hat zu viel Geld oder einen an der Waffel.
Wieder ein sehr lesenswerter Bericht von dir, hab vielen Dank.
Ich wollte mir damals eine kreditkarte von meiner Bank ausstellen lassen, aber da hatte ich die selben Probleme wie du sie schilderst: Kein Kreditgeschichte... habe es dann nach vielen Versuchen dann einfach bleiben lassen und zahle dann bar oder überweise direkt.