Autofahrer überfährt brutal 2 Diebe auf einem Motorrad

[Ernesto]

Habt ihr mitbekommen, dass in Medellín vor ein paar Tagen ein Universitätslehrer für Strafrecht an der Uni EAFIT im Straßenverkehr überfallen wurde? Er gab spontan mit seinem Geländewagen Gas und überfuhr bewusst die Täter. Nun hofft er, straffrei auszugehen. Ich hasse diese Art von Selbstjustiz. Was sagt ihr dazu?

https://www.elcolombiano.com/antioquia/seguridad/firmaton-en-medellin-para-que-no-condenen-a-hombre-que-arrollo-a-fleteros-DB8461270

Ich finde, dass eine Tageszeitung solche Aktionen nicht unterstützen sollte.

[Don-Pedrinio]

Tsja lieber Ernesto,
auch wenn eben ich der Erste bin der dir darauf antwortet und dann meine Meinung sich von deiner um 180 Grad unterscheidet, hoffe ich dass du meine Anschauung akzeptierst.

Facebook ist pumpenvoll davon, fast ein jeder kopiert etwas darüber auf seine Mauer. (es zirkulieren sogar Videos von Überwachungskameras welche den genauen Tatbestand des Überfalls festhalten. und die danach beginnende Jagt). in meinem Bekanntenkreis bist du genau der Erste, der sich indirekt für die Wiederholungstäter ausspricht. Menschen aus allen Schichten vereinen sich und unterschreiben Petitionen damit der Fahrer für einen Teil der Tat nicht bestraft wird. auch ich habe eine solche schon unterschrieben.

wovor ein jeder der Kolumbien bereist Angst hat, ist, dass ihm genau solches widerfährt. das Kleinkriminelle welche bereits mehrmals wegen solchen Delikten bestraft wurden nach wie vor auf den Strassen von Medellin auf Opfer lauern, die sie überfallen können.
selbstverständlich ist diese Art von Selbstjustiz nicht gut, aber solange eine Polizei und das Strafrecht damit komplett überfordert sind, gibt es im Moment kaum eine gescheite Waffe gegen diese Kriminalität. die Selbstjustiz eine Folge darauf darstellt, die ich persönlich akzeptiere. wird der Fahrer bestraft bewirkt die Verurteilung genau das Gegenteil von dem was es sollte. die Kleinkriminellen sollten abgeschreckt werden und nicht der unbescholtene Bürger. ein fast jeder Paisa kennt die Story und mit dem Breitklopfen durch die Medien wissen die Bürger nun, dass willkürliche Selbstjustiz auf den Strassen mit vielen Jahren Haft bestraft wird.
mit einer Verurteilung des Fahrers, befürwortet das Gesetz die Tat der Kleinkriminellen und beflügelt sie zu weiteren Taten. ein paar Wochen gratis Essen im Knast und schon können sie wieder Autofahrer oder Fahrgäste in einem Taxi überfallen. der übernächste bist vielleicht gerade du….
kommt er mit einem blauen Auge davon, bewirkt die Verurteilung auf ein Minimum, Genugtuung im Volk und dass das Gesetz sich zugunsten der unbescholtenen Bürger ausspricht und nicht gegen sie.
kommt der Fahrer für mehrere Jahre in den Knast, so wird unaufhaltsam eine Todesschwadron auf die Beine gestellt, so wie es vor 15-20 Jahren der Fall war, welche diesem Treiben ein radikales Ende setzt. kleinkriminelle wie diese werden gejagt und eliminiert. und damals haben die Todesschwadron mehr als nur solche Kleinkriminelle ausgepustet.

el Colombiano ist bei weitem nicht die einzige Zeitschrift die den Fahrer unterstützt. ich finde es mehr als gut, dass die Medien sich zu Gunsten des unbescholtenen Bürger einsetzen!!!!
Abschreckung (ist was die Zeitungen mit ihren Artikeln tun) ist auch eine Waffe, sie sollte wirklich das Böse treffen und nicht das unbescholtene verurteilen.

[axko]

Stehe ich dir bei Don-Pedrino. Auch in meinem Bekanntenkreis wurde diese Aktion begrüsst. Man sollte sich mal in die Lage des Überfallenen versetzen! Schon mal in den Lauf einer Pistole geschaut die so ein Knirps mit 15-16 Jahre unter deiner Nase hält? Dabei hast du keine andere Möglichkeit als das zu geben was sie wollen, wenn nicht, dann ballern die dich ohne mit der Wimpern zu zucken über den Haufen. Bestes Bespiel ist der Thread von Ernesto, der Schweizer der in Cali wegen einem Sche..handy mit schwersten Schussverletzungen im Hospital liegt. Vielleicht auch noch deswegen stirbt. Solange die Justiz von Kolumbien diese Sache nicht in den Griff bekommt, desto schneller werden wieder die Todesschwadrone erwachen. Selbstjustiz ist der Anfang vom Chaos, daher sollte diese Reaktion eines Rechtsprofessor alle Alarmglocken bei den Polizeibehörden läuten lassen. Der Hinweis ist unüberhörbar , wenn ihr nichts macht, dann machen wir es. Die Tagespresse sollte sich daher nicht zurück halten ob gut oder schlecht, solange diese Ratten mit ihren Motos unterwegs sind.

[OliCO]

Ich sehe das ebenfalls wie Don-Pedrinio. Wer beim bewaffneten Überfall noch in der Lage ist, abzuwägen, und nicht instinktiv zum Selbstschutz agiert, der möge sich melden. So abgebrüht dürfte hier keiner sein, es sei denn, James Bond, Frank Martin oder Jason Bourne lesen hier mit. Ebensowenig wird der Rechtsprofessor die Verbrecher kaltblütig übermangelt haben. Sondern es dürfte sich in der Tat um eine verständliche Impulshandlung handeln.

[Don-Pedrinio]

Ich habe mir die Frage gestellt was ist Selbstjustiz. selbstverständlich bin ich mit meinen Recherchen von meinem eigenen Standpunkt voreingenommen und versuche ihn zu untermauern.
objektiv gesehen kann man den Fall ganz einfach als Selbstjustiz abtun ohne genau zu wissen was dieses Wort genau bedeutet und dem Fahrer 10 Jahre Knast aufbrummen.
googelt man danach, dann gibt es eine ganze Reihe von Gesetzen welche die Handlung des Fahrers rechtfertigen.

der Fall ist aber sehr sehr Heikel und ich hoffe, dass die Regierung sich besonnen dessen annimmt.
es stehen sehr wichtige Wahlen an, welche das Land in die eine oder entgegen gesetzter Richtung führen können.
der ganze Fall wird noch viel heikler als dass die Bevölkerung klar Partei ergriffen hat, welche eine Extrem Rechts Partei zu ihren Gunsten ausnutzen kann.
@Eisbär, sehr schade, dass man nach diesem Faden bereits suchen muss !!!

wie sagt es Ernesto immer schön, musst eben danach googeln…

Wikipedia Selbstjustiz
=> de.wikipedia.org/wiki/Selbstjustiz
interessant sind die ersten drei Linien. wobei in der zweiten Linie das deutsche Bundesgesetz angesprochen wird. Art.20. Absatz 4. (passt in diesem Fall genau zur Gesetzgebung)
in der dritten Linie werden Spezialfälle behandelt mit entsprechendem Link dazu.
=> de.wikipedia.org/wiki/Vigilantismus¨

wie sieht der Tatbestand aus?
nachdem die Kleinkriminellen mit ihrem gestohlenen Motorrad und gestohlener Nummer unbehelligt flüchten können, dürfen diese Gesetzesnormen angewandt werden.
der Fahrer darf die Flüchtenden verfolgen und versuchen stellen.
leider führte dies zu einem Verkehrsunfall mit Verletzten. jetzt hat der Fahrer diesbezüglich eine Straftat begangen. unbeherrschen des eigenen Fahrzeuges usw. es ist stark anzuzweifeln, dass er die Flüchtenden bewusst verletzen wollte. seine Tat entspricht einer schlecht überlegten Reflexhandlung.
zurück zur Selbstjustiz.
hat der Fahrer danach die Waffe der Verbrecher genommen und diese erschossen?
NEIN. also hat er nach dem Verkehrsunfall keine Selbstjustiz begangen. womit diese angebliche Straftat für mich hinfällig wird.
durfte er denn die Verfolgung aufnehmen?
als Antwort eine Gegenfrage. wie gut ist die Polizei gerüstet gegen solche Überfälle? bis heute total überfordert. und wenn man dann noch den einen der beiden Ganoven studiert, schon 3 Mal eines solchen Deliktes verurteilt worden, dann hat das Gesetz (welches diesen Burschen eigentlich auf dem Radar haben sollte) hier total versagt.
die Antwort lautet demnach = vom Gesetz her Ja.
was am Ende für mich bleibt ist der Verkehrsunfall. hierbei wird er wohl verurteilt werden. die Frage ist eben nach welchen Kriterien und wie gewichtig ist die mittlerweile stark erzürnte Volksmeinung.

die Volksmeinung ist schnell definiert. wird ein einfacher Arbeiter überfallen, verliert er meistens ein wenig Geld, aber seine Identitätskarte und wohl auch noch sein Handy. mitunter Schulbücher die er ersetzen muss. alles zusammen ein ganzer Monatslohn. wie lange braucht der normale Arbeiter bis er dieses Geld wieder zusammen gespart hat? ich gehe von 1 Jahr aus.
werden solche Ganoven auf der einfachen Strasse der Barrios gestellt, dann werden sie zumeist aufs übelste verprügelt. (dazu habe ich schon X Videos gesehen).
der jetzige Fall bringt neue Dimensionen ins Spiel, wobei sich das Gesetz eher zu Gunsten des Ganoven ausspricht. was das für Normalbürger bedeutet ist absehbar. Verprügelt die momentane Wut einen Verbrecher, kann dies zu 10 Jahren Gefängnis führen.
komplett absurd. und deswegen und auch im Hinblick auf die Wahlen ein äusserst heikler Fall.