Im Alter auswandern nach Kolumbien / Cartagena - viele Fragen, wer kann helfen?

Tipps und Fragen von Auswanderungswilligen und Leuten, die den Schritt schon gewagt haben.

Themenstarter
Jurgen
Kolumbien-Neuling
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Im Alter auswandern nach Kolumbien / Cartagena - viele Fragen, wer kann helfen?

Beitrag von Jurgen »

Liebe Comunity, ich bin neu hier und würde mich über Tipps und Anregungen freuen. Ich heiße Jürgen, bin gerade 74 geworden und gesund. Ich bin Deutscher aus Hamburg und habe schon in China und in der Schweiz gelebt und hatte Ferienhäuser in Andalusien auf dem Lande und an der Costa Blanca, bin also nicht gänzlich unerfahren. Ich habe noch einen kleinen Sohn, der noch circa 2-3 Jahre braucht, um auf eigenen Füßen zu stehen, der Zeitpunkt in dem ich meine Zelte in Hamburg abbrechen könnte. Abbrechen hieße, Wohnung verkaufen und beim Einwohnermeldeamt abmelden. Meine gesetzliche Rente ist klein (800 Euro), ich habe aber ausreichend gespartes aus meiner selbstständigen Zeit und aus der zu verkaufenden ETW. Ich war noch nicht in Kolumbien, habe mir aber seit 3 Jahren regelmäßig Latinas (meistens Kolumbien) für 90 Tage Touristenvisum nach Hamburg eingeladen und somit gute Erfahrungen. Mein Spanisch ist ungefähr auf A2 Niveau, aber auch Texte auf B1/B2 Niveau verstehe ich schriftlich fast ohne Probleme. Was mir fehlt ist, beim Sprechen das Gelernte fließend in korrekte Grammatik umzusetzen, oder überhaupt die Worte spontan zu finden bei der gewünschten Satzbildung. Ich plane, nach Kolumbien auszuwandern und wäre dann auf jeden Fall über 75. Mir schwebt vor, ein Apartment in Cartagena zu kaufen und am liebsten dort mit einer Freundin zu leben. Soviel zum Hintergrund und meinen Plänen.

Meine Adresse für die Bank in Deutschland würde ich in Hamburg lassen, Ich bekomme sowieso nur Post per Internet (außer Karten). Meine private Krankenversicherung bei der DKV würde ich kündigen, ich zahle auch jetzt schon meine Arztrechnungen selber, weil ich selten welche habe. Auch größere Arzt-Rechnungen könnte ich schon von den gesparten Beiträgen leicht bezahlen. Falls ich verpflichtet wäre eine Krankenversicherung vorzuweisen, wäre hier mein erstes Problem, kann ich dann noch etwas Günstiges abschließen oder sollte ich die bei der DKV bestehen lassen bis ich eine Daueraufenthaltsgenehmigung habe? Kann ich ein Bankkonto in Cartagena eröffnen um Geld von meinem Konto in Deutschland zu überweisen für den täglichen Gebrauch, den Wohnungskauf usw.? In Deutschland würde ich testamentarisch regeln, was Werte in Deutschland betrifft und auf eine separate Verfügung für die Werte in Kolumbien verweisen. Für den Wohnungskauf würde mir vorschweben so etwas als Beispiel: https://mcoheninmobiliaria.com/en/prop/briza-cartagena-de-indias-6/ Sind hier Fallstricke zu beachten? Bekomme ich für 80.000 Euro tatsächlich etwas Schönes, Neues mit Pool am Meer? Ist es dort einigermaßen sicher? Worauf muss man achten? LG Jürgen
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Ernesto
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Im Alter auswandern nach Kolumbien / Cartagena - viele Fragen, wer kann helfen?

Beitrag von Ernesto »

Hallo Jurgen :wil: im Forum

Da du selbst schreibst, dass du noch nie in Kolumbien warst, kann ich dir nur empfehlen, dort, bevor du deine Auswanderungspläne weiter schmiedest, einen längeren Urlaub zu verbringst. Als Tourist kannst du dich bis zu 180 Tage im Kalenderjahr in Kolumbien ohne Visum aufhalten und hast Zeit genug, danach eine sicherere Entscheidung zu treffen.

Cartagena ist eine Stadt mit vielen Gesichtern, leider vom MASSENTOURISMUS überlaufen. Was mit sich bringt, dass Ausländer dort immer wieder gerne abgezockt werden. Schau dir bitte dazu dieses Thema an. Auch ist das ständig schwülheisse Klima nicht jedermanns Sache. Nicht zu vergessen Cartagena ist die teuerste Stadt des Landes.

Um in Kolumbien zu leben, brauchst du ein Visum. Das Renten-Visum ist zwischenzeitlich an einige Auflagen geknüpft, die es für viele unattraktiv macht. Eine der Voraussetzungen, um es erhalten zu können, ist eine vollumfänglich in Kolumbien gültige Krankenversicherung. Deine Rente würde ausreichen für das Visum. (Stand 2023) Das Partner-Visum über eine Lebensgemeinschaft mit einer Kolumbianerin ist seit kurzem nicht mehr so einfach zu bekommen. Müsste man von Fall zu Fall prüfen. ;-)
Eine Aufstellung der verschiedenen Visen findest du bei uns im Forum.
Du sprichst eine Daueraufenthaltsgenehmigung = Resident Visum an. Auch da gab es bei der letzten Reform der Bestimmungen Ende des letzten Jahres Änderungen. Dieses Visum muss alle 5 Jahre neu beantragt werden.

Da du in Deutschland noch ein Bankkonto und eventuell andere Werte behalten willst, lese dir auch dieses Thema durch, es beschäftigt sich mit den allgemeinen Steuern in Deutschland.

Als Rentrer empfehle ich noch folgendes Merkblatt der Deutschen Botschaft:
https://bogota.diplo.de/blob/2379668/118d3274dee722d47034f54867ee777a/merkblatt-zu-steuerrechtlichen-fragen-des-rentenbezugs-data.pdf

An ein Bankkonto kann man noch ohne Visum gelangen. Ist nicht mehr so einfach, dennoch sollte es gehen.

Was die Sicherheit angeht, ist es leider seit der Pandemie sehr schlecht geworden. Raubüberfalle stehen fast überall im Land an der Tagesordnung. Trotz seines Luxus gehört Cartagena zu den gewalttätigsten Städten des Landes.

Ich hoffe, dass ich meinen ersten Überblick verständlich verfasst habe. Bestimmt tun sich dir noch weitere Fragen auf. Hier im Forum wird dir geholfen.

Viel Glück bei allem wünsche ich dir.

biciaxel
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Im Alter auswandern nach Kolumbien / Cartagena - viele Fragen, wer kann helfen?

Beitrag von biciaxel »

Hallo Jürgen,

Ernesto hat Dir meiner Meinung nach sehr gute Antworten auf deine Fragen gegeben. Für besonders wertvoll halte ich den Tip, erst einmal Cartagena zu besuchen. Vor Ort und im Kontakt mit den Einheimischen wirst du einen besseren Einblick in das Leben dort bekommen als aus den Informationen, welche du im Internet findest. Vielleicht kannst du ja Airbnbs in verschiedenen Stadtteilen mieten und diese dann erkunden.

Ich selbst war geschäftlich und auch privat schon öfters in Cartagena, allerdings nie länger als 3 Wochen an einem Stück.
Ja, das historische Zentrum und die nähere Umgebung dort sind schon schön. Und wenn man Strandorte a la Miami Beach mag vielleicht auch noch der Stadtteil Bocagrande.
Meine Annahme ist, daß du in diesen Stadtteilen für 80.000 Euro nur wenige Wohnungen als Kaufobjekte finden kannst. Vielleicht gibt es hier ja ein Forenmitglied, welches sich dort besser auskennt.

Die sozial besser gestellten Stadtteile liegen in Cartagena in einem relativ dünnen Streifen entlang der Küste und südlich daran schliessen sich viele große Armenviertel an, in denen du als Ausländer nicht sehr sicher leben würdest.

Generell ist der Unterschied zwischen Sicherheit und Gefahr in ganz Kolumbien immer nur " einmal um die andere Ecke gegangen oder 5 Minuten früher oder später dort gewesen " groß.
Was ich damit ausdrücken möchte, ist das du ein Maß an Sicherheit, wie du es aus Deutschland gewohnt bist, in diesem Land nicht finden wirst und jederzeit damit rechnen musst, das Opfer eines Verbrechens, wie z.B. eines Überfalls, werden zu können.
Das bedeutet natürlich nicht, daß dir jeden Tag etwas Schlimmes passieren wird. Sondern lediglich, daß eine relativ große Wahrscheinlichkeit dafür gegeben ist und daß es ein guter Rat ist, sich ständig vorsichtig zu verhalten und sich seiner unmittelbaren Umgebung möglichst bewusst zu sein. Die Meisten meiner kolumbianischen Bekannten und Nachbarn sind in ihrem Leben schon einmal das Opfer krimineller Handlungen geworden.

In Cartagena wurde ich einmal um 6 Uhr in der Frühe im historischen Zentrum von 2 mit Messern bewaffneten Motorradfahrern ausgeraubt und ein anderes Mal wurde ich Zeuge eines ähnlichen Überfalls ungefähr 200 Meter außerhalb der Stadtmauer, welche die koloniale Altstadt umgibt. Weder ich noch das andere Opfer waren betrunken oder sahen besonders wohlhabend aus.

Bitte lasse dich nicht durch meine Worte abschrecken, ich lebe ja selber auch hier. Um langfristig in Kolumbien zufrieden zu sein, sollte man
sich eben nur bewusst sein, daß Kolumbien ein dritte Welt Land ist und daß ein Leben hier neben tropischem Klima, niedrigen Lebenshaltungskosten und lebensfrohen Menschen auch einige Schattenseiten hat.

Viel Glück!

Glboetrotter
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Beitrag von Glboetrotter »

@ Jürgen:
In Bezug auf das Beispiel mit dem Kaufobjekt: Es ist preislich am unteren Ende, falls überhaupt noch vorhanden. Ich habe von dieser Immobilien-Firma noch nie etwas gehört, kenne natürlich auch nicht alle und auch nicht in/von Cartagena. Die Gegend (um Marbella) ist mir sehr bekannt und es liegt in einer Laguna auf der hinteren Parallelstrasse zur Strandstrasse vom Stadtzentrum in Richtung Flughafen/Crespo. Davor gibt es die vor ein paar Jahren neu erstellten Wohnblocks von der sehr grossen Baufirma "Marval", die mich einmal interessiert haben, welche jedoch wesentlich teurer waren (mit voller Meersicht). Beim Kauf von neuen Wohnungen ab Plan ist das wichtigste, dass die Baufirma topseriös ist (zB Marval) und nicht bankrott geht.

Wichtig ist: Zuerst Cartagena für mindestens 2 Monate besuchen. Vielleicht ist es dort gar nicht so lustig und relativ teuer (Bocagrande). Wieso nicht ins preislich viel günstigere Barranquilla ausweichen, was nur zwei Autostunden (mit Bus) entfernt liegt. Weder Cartagena noch Barranquilla haben direkt vor der Haustüre schöne Strände. Barranquilla ist nach meiner Ansicht nach auch sicherer als Cartagena und man hat nicht diese Touristen-Abzockerei.

Genuasd
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Beitrag von Genuasd »

Hallo Jürgen,

mit 800 EUR allein als Rente kommt man in Kolumbien auch schon klar, je nach Lebensstandard.
wenn man noch einiges im Nacken hat, umso besser.

Wäre ich in dem Alter, würde ich die ETW in Deutschland versuchen zu behalten und vermieten (ggf. an den Junior?), das wären ja zusätzliche Einnahmen und kein schlechtes Erbe für den Sohn.
in Kolumbien würde ich wohl nichts kaufen, sondern einfach mieten und anfangs sowieso erstmal schauen, wo es einem gefällt.
Die Immobilie bindet einen dann ja nur und ein Teil des Kapitals ist ebenfalls fest gebunden, da wäre ich lieber flexibel.
Vielleicht ist ja am Ende Santa Marta genau deins oder was auch immer.

Dolfi
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Beitrag von Dolfi »

"habe mir aber seit 3 Jahren regelmäßig Latinas (meistens Kolumbien) für 90 Tage Touristenvisum nach Hamburg eingeladen und somit gute Erfahrungen."

Darauf würde ich nicht allzu viel geben. Als ich meine Frau kennen lernte (auch im Internet), hatte sie (wie sie mir später erzählte) gleichzeitig Kontakt zu einem Schweden den sie interessant fand. Mich lud sie ein, nach Medellín zu kommen, damit wir uns persönlich kennen lernen konnten, den Schweden auch. Ich habe gesagt: Ja OK., ich suche einen Flug. Der Schwede wollte nicht nach Kolumbien, zu gefährlich. Er bot ihr allerdings an, nach Stockholm zu kommen und ihn zu besuchen, Kosten würde er übernehmen.

Na ja, ich habe dann das Rennen gemacht. Wobei ich vorher schon in Südamerika war und Spanisch konnte, weiß nicht wie das bei dem anderen war.
Meine Frau sagte jedenfalls, sie würde nie in ein anderes Land gehen und sich dort einem Mann ausliefern den sie nicht kennt. Mag sein dass das heute anders ist, aber ich würde solche Frauen auch mit Vorsicht betrachten.

Chriska
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Beitrag von Chriska »

Jürgen,

ich bin auch bei der DKV. Erst letztes Jahr habe ich erfahren, dass die DKV und wohl auch (alle) anderen Versicherungen nur für einen gewissen Zeitraum (normaler Urlaubszeitraum) die Kosten übernimmt. Ich denke für 30 oder 45 Tage. Danach gibt es keinen Versicherungsschutz, man braucht eine Zusatzversicherung für längere Auslandsaufenthalte.
Der Berater der DKV meinte, bei kleineren Beträgen wird es ohne Prüfung übernommen, Prinzip Aufwand/Nutzen. Bei größeren Beträgen wird die Dauer des Aufenthalts überprüft.
Meine Familie war all die Jahre ohne Versicherungsschutz. Ich versuche beim nächsten mal die DKV stillzulegen und in Kolumbien etwas abzuschließen.

Zu deiner Idee: Alles was die Vorredner meinten, würde ich so bestätigen. Ganz wichtig, erst über Monate kommen und einen Eindruck verschaffen. Santa Marta nicht vergessen.

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