„Alias ‚Chirimoya‘ – Ein Begräbnis zwischen Verehrung und Verurteilung“

Druckfrische Pressemeldungen, Analysen und Hintergründe in Deutscher Sprache über Kolumbien.
Antworten
Benutzeravatar

Themenstarter
Eisbaer
Moderator(in)
Moderator(in)
Offline
Beiträge: 10121
Registriert: Fr 10. Jul 2009, 05:34

„Alias ‚Chirimoya‘ – Ein Begräbnis zwischen Verehrung und Verurteilung“

Beitrag von Eisbaer »

Getöteter Anführer des Clan del Golfo wird in Ayapel als „Wohltäter“ verabschiedet – Behörden warnen vor Eskalation

BildBild
Screenshot Video

José Miguel Demoya Hernández, alias „Chirimoya“, einer der führenden Köpfe des berüchtigten Clan del Golfo, wurde am 5. April 2025 bei einer gemeinsamen Operation der kolumbianischen Polizei und der US-amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA in La Apartada, Córdoba, getötet. Doch während der Staat in ihm einen gefährlichen Verbrecher sah, wurde er in seiner Heimatstadt Ayapel mit einer spektakulären und kontroversen Trauerfeier geehrt.

Am 7. April versammelten sich Hunderte Menschen, um Demoya das letzte Geleit zu geben. Sein Sarg wurde unter Begleitung von Autokorsos, weißen Luftballons und Salutschüssen durch die Straßen getragen. Die Prozession führte sogar über die Gewässer der Ciénaga de Ayapel, begleitet von den Klängen traditioneller Rancheras – ein Bild, das an die Beerdigung eines Volkshelden erinnerte.

Die Reaktionen auf die pompöse Zeremonie sind gespalten: Während Sicherheitsbehörden Demoya als brutalen Drogenboss einstufen, verehren ihn viele Einwohner Ayapels als Unterstützer der Armen. Berichten zufolge soll er Häuser gestiftet, Spielzeug an Kinder verteilt und lokale Projekte finanziert haben. Doch bleibt die Frage, ob solche Wohltaten seine Verbrechen – darunter Drogenhandel, Gewalt und Vertreibung – relativieren können.

Nach der Tötung von „Chirimoya“ warnten kolumbianische Sicherheitskräfte vor möglichen Racheakten des Clan del Golfo. Die Regierung betonte zwar den Erfolg der Operation, doch die ambivalente Haltung in Teilen der Bevölkerung zeigt die komplexe Realität im Kampf gegen organisierte Kriminalität.

Fazit: Das Begräbnis von „Chirimoya“ offenbart die tiefen Widersprüche Kolumbiens: Wo der Staat einen Verbrecher sieht, ehrt eine Gemeinde ihren „Patron“. Die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die anhaltende Macht krimineller Strukturen – und die Schwierigkeit, sie zu brechen, solange sie zugleich als vermeintliche Beschützer agieren.

Externes Video
Du bist zufrieden mit unserer Hilfe! Dann helfe bitte mit einer kleinen » Spende « Danke und Vergelt´s Gott!
Benutzeravatar

Karibikotto
Kolumbien-Süchtige(r)
Kolumbien-Süchtige(r)
Offline
Beiträge: 746
Registriert: Sa 24. Jul 2010, 06:29

„Alias ‚Chirimoya‘ – Ein Begräbnis zwischen Verehrung und Verurteilung“

Beitrag von Karibikotto »

Ayapel, die Heimatstadt von „Chirimoya“, zählt etwa 50.000 Einwohner. „Chirimoya“ wird von der Bevölkerung verehrt, da er ihnen finanziell geholfen hat. Es überrascht jedoch, dass die Regierung ein aufwendiges Begräbnis für ihn zugelassen hat. Leider ist es in Kolumbien nicht ungewöhnlich, dass lokale Behörden in manchen Fällen auf der Seite von Kriminellen stehen, was mächtigen Verbrechern erlaubt, ihre Handlungen nach Belieben fortzuführen.
Antworten

Erstelle einen Account oder melde dich an, um an der Diskussion teilzunehmen

Du musst Mitglied sein, um eine Antwort schreiben zu können

Einen Account erstellen

Du bist kein Mitglied? Registriere dich, um unserer Community beizutreten.
Mitglieder können ihre eigenen Themen starten und Themen abonnieren
Es ist einfach und dauert nur eine Minute

Registrieren

Melde dich an

Social Media

       
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag