Der X-Account von Gustavo Petro – Sanktionen, Kontroverse und Reaktionen

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Eisbaer
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Der X-Account von Gustavo Petro – Sanktionen, Kontroverse und Reaktionen

Beitrag von Eisbaer »

Hintergrund der Kontroverse
Der offizielle X-Account des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro (@petrogustavo) mit über 8 Millionen Followern steht seit Ende Oktober 2025 im Zentrum einer internationalen Debatte. Die Diskussion dreht sich um eine mögliche Sperrung oder Einschränkung des Accounts aufgrund US-amerikanischer Sanktionen gegen Petro. Diese Sanktionen wurden am 24. Oktober 2025 von der US-Finanzbehörde OFAC (Office of Foreign Assets Control) verhängt und basieren auf Vorwürfen, Petro fördere den Drogenhandel durch seine "Totalen-Friedens"-Politik, die Verhandlungen mit Rebellengruppen wie den FARC und ELN umfasst. Die USA werfen ihm vor, diese Gruppen von Auslieferungen zu befreien und dadurch die Kokainproduktion in Kolumbien – die höchsten Werte seit Jahrzehnten – zu begünstigen. Petro selbst und seine Regierung weisen diese Vorwürfe als politisch motiviert zurück und sehen darin einen Angriff der Trump-Administration auf linke Regierungen in Lateinamerika.

Was mit dem Account geschah
Bisher wurde der Account von X nicht gesperrt oder deaktiviert. Er ist aktiv und Petro postet regelmäßig, wie Beiträge vom 1. Dezember 2025 zeigen, in denen er Themen wie Medienkritik, Friedenspolitik und US-Einfluss anspricht. Dennoch hat der Account in den letzten Wochen spürbare Einschränkungen erlebt:
  • Follower-Verluste durch Bot-Bekämpfung: X hat eine Kampagne gegen gefälschte Accounts (Bots) gestartet, die zu einem Rückgang von bis zu 300.000 Followern in kurzer Zeit führte. Kritiker schätzen, dass bis zu 45 % der Follower künstlich aufgeblasen waren, was den Account nun "entlarvt". Dies wird in kolumbianischen Medien und auf X als "Zensur" diskutiert, obwohl es Teil globaler Plattformregeln ist.
  • Sanktionsbedingte Prüfung: Die OFAC-Sanktionen verbieten US-Unternehmen, darunter X, Dienstleistungen an sanktionierte Personen zu erbringen. Der kolumbianische Unternehmer Enrique Vargas Lleras forderte am 31. Oktober 2025 in einem offenen Brief an Elon Musk eine Überprüfung des Accounts und eine mögliche Sperrung. X hat dies nicht bestätigt, aber die Plattform muss US-Recht einhalten. Ähnliche Fälle in der Vergangenheit (z. B. bei venezolanischen Offiziellen) führten zu temporären Blockaden.
  • Weitere Konsequenzen: Die Sanktionen betreffen nicht nur Petro, sondern auch seine Frau, seinen Sohn und den Innenminister Armando Benedetti. Sie haben bereits praktische Auswirkungen, wie die Einstellung von Wartungsdiensten für Petros Präsidentenhubschrauber durch US-Firmen.
Die kolumbianische Presse, oft konservativ ausgerichtet (z. B. El Tiempo, Semana), betont die rechtlichen Risiken und sieht in Petros Politik eine Schwächung des Kampfes gegen Kartelle. Linke Medien wie Noticias Uno hingegen sprechen von "politischer Verfolgung" durch Trump.

Petros Reaktionen
Petro hat den Vorfall als "Zensur" und Angriff auf die Demokratie verurteilt. In Posts auf X (ironischerweise) und in Pressekonferenzen warf er den USA vor, seine Regierung zu destabilisieren, um die Drogenpolitik zu diktieren. Er kritisierte Elon Musk scharf: "Die Plattformen gehorchen US-Gesetzen, aber die Entscheidungen spiegeln auch Inhaltsmoderation wider – und technische Überprüfungen wie die Verifizierung des Account-Besitzers." Petro betonte, sein Account bleibe unabhängig, und nutzte ihn weiter für politische Statements, z. B. zur Kritik an US-Raketenangriffen auf Boote im Karibikraum (November 2025), die er als "Angriff auf kolumbianische Souveränität" bezeichnete.

Als Reaktion auf die Sanktionen ordnete Petro am 12. November 2025 die Aussetzung des Geheimdienst-Austauschs mit US-Behörden an – solange die "Raketenangriffe auf Boote" andauern. Dies verschärfte die diplomatische Krise: Petro blockierte Deportationsflüge und forderte US-Soldaten auf, Befehle zu verweigern. Insgesamt positioniert er sich als Verteidiger der "kolumbianischen Schönheit und Souveränität" gegen "narzoterroristische" Eliten und US-Einfluss. Seine Anhänger sehen darin Stärke, Kritiker (z. B. aus dem Centro Democrático) werfen ihm Provokation vor.

Auswirkungen und Ausblick
Die Debatte um Petros X-Account symbolisiert die wachsende Spannung zwischen Kolumbien und den USA unter Trump. Während der Account derzeit funktioniert, könnten weitere OFAC-Überprüfungen zu einer Sperrung führen, was Petros Reichweite massiv einschränken würde – besonders vor den Präsidentschaftswahlen 2026. Petro nutzt die Situation, um seine Basis zu mobilisieren und Themen wie Ungleichheit und Frieden zu pushen, doch Umfragen zeigen sinkende Beliebtheit (ca. 27 % Zustimmung). Eine unabhängige Plattform oder Appelle an Musk könnten nächste Schritte sein. Die kolumbianische Öffentlichkeit bleibt gespalten: Rechte Medien feiern die Sanktionen als "gerechte Strafe", linke als "imperialistischen Übergriff".

Dieser Bericht basiert auf offiziellen Quellen und aktuellen X-Posts; eine Sperrung bleibt spekulativ, aber die Spannungen eskalieren.
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