Was ist das für ein Land ??

[Ralli]

Hallo zusammen

Nach nunmehr einem Monat als Forenmitglied denke ich, dass es Zeit wird auch mal seinen ersten „richtigen“ Beitrag neben der eigenen Vorstellung beizusteuern.

Wie ich bei der Vorstellung meiner Person bereits mitgeteilt habe, werde ich Kolumbien nächstes Jahr besuchen. Da Reiseplanungen und Vorbereitungen für mich schon fester Bestandteil einer Reise sind habe ich die letzten 4 Wochen genutzt mich u.a. in diesem Forum „so schlau wie möglich“ zu machen und so ziemlich alles an Post’s verschlungen….

Und genau da liegt der Hase für mich im Pfeffer!
Im Moment bin an einem Punkt, an dem ich mich Frage : „ Was ist das für ein Land ????“
Um zu beschreiben was gerade in mir vorgeht, muss ich ein bisschen abschweifen.
Ich habe mich mal mit einem alten Herrn unterhalten, der Treblinka überlebt hat.
(aber bitte jetzt nicht in irgendwelche Nazi-Diskussionen abschweifen)

Als ich ihn während des Gespräches frug, was das schlimmste in dieser Zeit war, antwortete er mir: „ Nicht der Hunger oder der Tot, sondern dass es keine Regeln gab an die man sich halten konnte um zu überleben“
Und prinzipiell erscheint mir genau so im Moment Kolumbien wenn ich die Beiträge hier so studiere.
Da wird auf der einen Seite von einem traumhaft schönen Land mit Menschen voller Lebensfreude und Gastfreundschaft berichtet und nach dem nächsten Beitrag lese ich von irgendwelchen Paramilitärs , korrupten Gringos, erschossenen Rebellen und Entführungen…
Dann denke ich: „ Alles klar Alter, das wird definitiv dein letzter Trip – die knallen dich ab
für 10 Dollar- aber was soll’s – stirbste wenigstens in schöner Landschaft bei netten Menschen…!!„
Versteht ihr was ich meine? Im Moment scheint es für mich als gäbe es keine Regeln, welche man befolgen kann und alles wird gut….
Und damit meine ich nicht Dinge wie den gesunden Menschenverstand und so etwas, den habe ich, sondern eher so etwas wie „Bleibst Du auf der Hauptstrasse ist Kolumbien ein Traum, besuchst Du spontan ein abgelegenes Dorf oder baust Dein Zelt mal in der Pampa auf,geniesst Du die nächsten 5 Jahre die Gastfreundschaft der FARC…

Ich würde mich zwar als recht erfahren einstufen was Backpacking Touren angeht aber noch nie ist es mir so schwer gefallen ein Land im Vorfeld einzuschätzen (und ich war schon in einigen….). Es scheint das Land mit der größten Ambivalenz zu sein, dass mir bisher unter gekommen ist.

Ist das so und gibt es solche Regeln oder bewerte ich die Risiken i.M. einfach nur über?

Gruss
Ralli

[Riza]

Es spricht ja nichts dagegen eigentlich, sich an "sicheren" Orten aufzuhalten.

Bin da jetzt auch nicht der Experte dafür, doch als ich zB meinen Mann darauf ansprach, wir könnten seine Großeltern im Dorf mal besuchen, zögerte er und meinte, es wäre gefährlich, weil man mir halt sofort ansieht, dass ich Ausländerin bin und dass das Risiko der Entführungen dort weitaus höher wäre.

Für mich ist Kolumbien ein Traum und das Paradies schlechthin.
Doch ich habe bisher auch nur die schönen Seiten erlebt.
Gehört habe ich ebenfalls sehr viel Schlechtes.

[Kamachi]

Hallo Ralli,
ich denke, Du kannst beruhigt Deinen Urlaub mit Vorfreude planen.
Die Guerilla haben in der Regel kein Interesse daran, Urlauber zu entführen, die nicht als Investoren oder im Auftrag ausländischer Firmen einreisen.
Die Paras kümmern sich nicht um Touristen,die wirklich nur Ferien machen möchten.
Dennoch gibt es Orte, die Du derzeit unbedingt meiden solltest: Touren in zur ciudad perdida, die hohen Lagen der Sierra Nevada ( Tayrona und Minca sind sicher ) und den Parque Los Katios an der Grenze zu Panama.
Von bewaffneten Verbänden kontrollierte Deparatmentos sind: Putumayo, Teile des Amazonas, Santander und der Choco.
Meide grundsätzlich die Viertel in den südlichen Bereichen der Stadt und wenn Du alleine bist, die Stadtzentren in der Nacht.
Fahre nicht mit dem Bus von Cali nach Buenaventura.
Fahre nicht per Anhalter und steige nicht in ein Taxi ein,in dem bereits 2 Männer sitzen.
Ach ja,meide die Hügel um die Städte,insbesondere in Medellin und Bogota. Und geh nicht zu Fuß nach Monserrate,sondern nutze die Gondel.
Deine Zeit hier wird toll werden. beachte einfach ein paar Regeln, denn hier gibt es welche.
Viel Spass und einen tollen Urlaub,
saludos, William

[Anonymous]

Hola Ralli,
deine Bedenken kann ich nachvollziehen. Aber, es ist zuerst ein Unterschied, zwischen dem, was man hört und dem, was man erlebt. Und wenn du dich nicht ganz dumm anstellst, wirst du nur die guten Seiten Kolumbiens kennenlernen.
Vielleicht bin ich manchmal etwas blauäugig, aber ich war auch schon mit Kamera, Laptop und Auto in Gegenden unterwegs, wo mich meine Bekannten und Partner nicht hingelassen hätten - zu gefährlich.
Doch bisher bin ich statt Problemen nur auf nette Menschen getroffen.

Und dann gibt es noch einmal den Unterschied, als Tourist zu reisen, oder hier zu leben.
Als Tourist, solltest du gleich gar keine Probleme haben.
Bei einem Urlaub an der Adria, am Strand, mit 20 Reihen Liegestühlen, total überlaufen, wirst du auch eher bestohlen, als an der ligurischen Küste mit wenigen Menschen. Dort haben wir unsere Sachen am Strand gelassen und sind Baden gegangen.
Und hier in Kolumbien ist das nicht anders. An der Küste, wo viel Tourismus ist, habe ich meine Kamera auch ganz fest gehalten, hier, wo wir wohnen, spricht dich höchstens jemand an und fragt wie groß der Zoombereich ist.
Farc, Para usw. , klar gibt es. Nur du willst dich doch nicht politisch betätigen. In dem Moment, musst du dich mit diesem Thema auseinander setzen.
Entführung, Mord?
Wann gab es den letzten Fall von Entführung oder Mord an einem Touristen?
Backpacking in Kolumbien? Sprich mit Backpackern, die das Land bereist haben. Die können dir Auskunft geben.
Wir hatten letztens erst wieder 2 Mädels aus Neuseeland und ein Paar aus Belgien hier, Salento ist voll von Backpackern, Manizales auch. Also, Augen auf und Kolumbien besuchen.

Gruß
Wolfgang

[Riza]

Meide grundsätzlich die Viertel in den südlichen Bereichen der Stadt ...

Habe auch gehört, dass im Norden die weniger Armen leben..
Ich selbst war kaum dort, denn das Elternhaus von meinem Mann ist im südlichen Teil.
(Carizal dürfte dir bekannt sein, William)

Tatsächlich gehe ich aber auch nicht alleine weg und bleibe auch nicht alleine im Haus.
Ob diese Vorsichtsmaßnahmen in diesem Maße nötig sind, weiß ich nicht.
Aber lieber übervorsichtig "behütet" werden, als dass doch mal was passiert.

Für einen Touristen ohne jegliche Angehörige würde ich spontan sagen, das wäre nichts.
Zum einen gibt es nicht viel zu sehen, außerdem fällt man dort noch eher auf, als Ausländer.
Auch dürfte das Leben für viele Europäer recht gewöhnungsbedürftig sein - besonders, wenn man sich in Deutschland schon zum Mittelstand zählen kann.

Ich möchte einfach nur sagen, man gewöhnt sich an gewisse Alltäglichkeiten - und die Unterschiede, zum Leben in einem Viertel wie Carizal, sind einfach sehr groß.
Tja.. und dann kommt noch das mit der Sicherheit hinzu..

[Bergfan]

Du hast bei den meisten Ländern verschiedene Ebenen über die man sprechen kann. Paramilitärs, FARC, Korruption etc. ... ja, gibts alles, aber für einen Touristen ist das ebensowenig relevant wie die Todesstrafe in den USA oder Demos vor Abtreibungskliniken dort. Du könntest über Thailand alle möglichen Aufzählungen von Gefahren machen, dass man in Peru besser die Augen aufmacht um nicht von Taschendieben völlig ausgenommen zu werden ist auch bekannt. Trotzdem wirst du mir zustimmen, dass man USA, Thailand und Peru gut bereisen kann. Ebenso auch Kolumbien.

Die meisten Urlauber kümmern sich nicht um Politik wenn sie irgendwohin reisen. Das ist womöglich nicht grad die beste Strategie, aber wenn man sich traut in die Türkei, nach Ägypten oder Tunesien zu reisen, warum dann nicht auch nach Kolumbien?

Geniess deinen Urlaub und vergiss die Politik wäre mein Ratschlag. Ich muss nicht unbedingt nachts durch die ärmsten Viertel Bogotas spazieren, aber das macht frau auch nicht in Washington D.C. oder Bangkok.

[hoffnung_2013]

Hi Ralli,

lass Dich bitte nicht "irre machen" durch einige User hier im Forum, die grundsätzlich nur schlechtes über Kolumbien kolportieren und keine guten Faden an Kolumbien belassen. Bei den denen ist in jedem zweiten Satz Paramilitärs, FARC, Korruption, Mord, Uribe oder Oligarchi zu finden. Selbst aber nichts für eine gutes Forum beitragen. Ich hatte vor ein paar Tagen auch einen Interessenten für dieses Forum, aber nachdem er News und Politik durchstöbert hatte, hat er es lieber bleiben lassen.

Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, dass alle meine Vorschreiber Dir die richtigen und geeigneten Vorschläge gemacht hat. Beherzige sie, und Du hast wundervolle schöne Ferien oder Zeit in Kolumbien.

[Anonymous]

Generell kann ich den Beiträgen der Vorredner nur zustimmen!
Kolumbien ist durch seine verschiedenen(höhenbedingten) Klimazonen ein sehr schönes, interessantes Land. Daher ist Kolumbien auch ein Land mit großer Artenvielfalt, in Flora wie auch in Fauna. Aber ich denke schon, ein jeder der Kolumbien zu bereisen beabsichtigt, der wird sich auch vorher entsprechend über Land und Leute informieren. Ein m.E. unbedingtes "muß" sind aber, insbesondere für Alleinreisende, Kenntnisse der spanischen Sprache. Englischkentnisse nützen praktisch kaum oder garnicht. Für einen "normalen" Turisten ist Kolumbien sonst nicht wesentlich anders ein anderes spanisch sprechendes bzw. lateinamerikanisches Land. Die Kolumbianer sind allgemein freundlich und hilfsbereit.

[Ralli]

Hallo zusammen

Vielen dank erst mal für Eure Antworten und Ratschläge !

Nun ist es nicht so ,dass ich hier Zuhause sitze und mir die Frage stelle ob ich nicht doch lieber die Sache abblase – diese Option wird nicht toleriert !! Basta !

Das mit der Sprache sehe ich eher als geringes Problem. Wenn man mal in Ostanatolien
mit Kurden am Lagerfeuer sass und denen mit Händen und Füssen erklärt hat dass man im Bergbau arbeitet (heute nicht mehr) – und die es auch noch kapieren- dann kennt man zumindest diesbezüglich keine Barrieren mehr….

Und das mit dem erschossen werden war eigentlich auch nicht so ernst gemeint….
Davor hat man mich schon öfter gewarnt und in den meisten Fällen waren die Bösen dann doch die Gastfreundlichsten….

Um die Sache auf den Kern zu bringen. Ich sehe mich nicht als Tourist – eher als Reisender.
Schon gar nicht habe ich jemals ein Land mit erhobenem Zeigefinger besucht. Ich mache mir meinen Eindruck aber nehme den auch mit und lasse ihn nicht da….

Auf Hotelburgen a la all inklusive mit Rückenmassage habe ich keinen Bock. Ich bin zwar auch das was man Mittelstand nennt aber habe unterwegs auch kein Problem damit, mal nicht 2 x täglich zu duschen…

Ich möchte das Land und seine Bewohner kennen lernen ,das heisst für mich ,mich im Land frei bewegen zu können. Natürlich möchte ich auch an die Küste aber ebenso die Menschen in der Zona Cafetera oder Cali kennen lernen. Eben dahin wohin es mich morgen treibt. Und deshalb brauche ich diese Infos, wie z.Bsp. von William – nicht um diese Gebiete zu meiden sondern eher um mich evtl. auf sie einstellen zu können….

Deshalb nochmals Danke an alle – jede Info bringt mich ein Stück weiter !!

@ William : War der Ratschlag bzgl. der südlichen Stadtteile auf Cali bezogen ?

@ Gast: Die Beiträge aus Presse/News bzw. die doch auffallend höheren Anfragen
bzgl. Sicherheitsvorkehrungen verunsichern eher. Als negatives Bild über das
gesamte Land verstehe ich dies aber nicht….

Gruss
Ralli

[Bergfan]

Wenn du sagst: "wohin es mich treibt".... normalerweise treibt es einen "Reisenden" dorthin wo man erwartet etwas nettes sehen oder erleben zu können. Das sind in Kolumbien eben: die Karibkküste, Bogota, die Zona Cafetera etc. etc. etc. Vielleicht auch ein Abstecher zum Nevado
Abgelegene Gebiete in Kolumbien sind wirklich das: abgelegen

[Nasar]

William hat bestimmt von Barranquilla gesprochen. Dort lebt er und dort ist es so. Auch im Bogota wo ich lebe ist der Norden besser als der Süden. Dagegen ist es in Medellin anders herum, der Süden ist gut. Generell kann man also nicht eine Stadt so beurteilen.

[Eisbaer]

@Ralli

Nach meiner Auffassung ist der Süden von Cali einer der besten Sektoren der Stadt. Dort findest Du die Barrios San Fernando, Ciudad Jardín, El Ingenio, El Lil und auch barrios der der clase media.

Im Barrio San Fernando befindet sich auch der Parque del Perro, den man gerne mit dem Parque Lleras von Medellín vergleicht.

Restaurantes y bares




Eisbaer

[Riza]

Wow - das ist ja wirklich hübsch dort!

Dagegen wirkt Barranquilla so ... staubig
Manchmal frage ich mich selbst, was ich an 'quilla und ihrem Carizal so liebe.. muss wohl die Lebensfreude sein
Aber ehrlich - ich weiß es nicht!

Denn wenn ich mir die Fotos anderer Gegenden so ansehe.. Wirklich wirklich schön!