Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

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Montana
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Montana »

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Status: Die Informationen wurden vom Antragsteller online registriert und müssen noch vom Außenministerium bestätigt werden.
Bevor das Außenministerium nicht entschieden hat, kann nicht gezahlt werden. Das ist völlig normal. Hab einfach Geduld.
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Eisbaer
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Eisbaer »

Wie bereits erwähnt, musst Du ein wenig Geduld haben.
Eisbaer hat geschrieben: 27. Jul 2022, 23:27Eine weitere Änderung ist die Zeit, die für die Prüfung von Visumanträgen [...]
Mit der Resolution 5477 von 2022 wird die Zeit 30 Kalendertage betragen, um eine Entscheidung zu treffen, und wenn das Außenministerium es für notwendig hält, Dokumente zu überprüfen, die eine Konsultation mit anderen Stellen erfordern, kann diese Zeit überschritten werden.
Erst wenn Du eine Nachricht mit dem Stichwort Aprobada erhältst, was sagt, dass Dein Visum genehmigt wurde, kannst Du es bezahlen.
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@ Montana + @Eisbaer: Danke für eure Informationen. Ich werde mich also in Geduld üben.

Seit einigen Tagen nehmen wir unser Mittagessen in einem kleinen Restaurant zu uns, das Frühstück und Mittagtisch anbietet. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe unseres Hauses in der gleichen Straße. Täglich werden zwei Essen angeboten. Es gibt selbstgemachte Limonade mit Eiswürfeln, die ist nicht so süß wie fertiges Zeug, also lecker. Dazu wird die landestypische Vorsuppe gereicht. Schmackhaft, wenn man etwas mehr Schärfe dazugibt. Drin sind Papas (Kartoffeln), Yucca- und Bananen-Stücke. Zum Hauptgericht bekommt man eine kleine Terrine Linsen- oder Bohnen-Suppe und einen hausgemachten kleinen Salat. Das Hauptgericht sind Teller mit Reis (wie könnte es anders sein?!) selbstgemachte Pommes und chuleta (ein sehr entfernter Verwandter des Kotelett) in Panade. Den Nachtisch muß man sich denken. Das Ganze ist aber frisch zubereitet, schmackhaft und kostet 10.000 COP pro Person, das sind 2,20 Euro. Um 12 Uhr sind die wenigen Tische belegt, um 12:45 ist es nicht mehr voll. Wir kochen daher nur noch im Einzelfall selber.

Vor den Supermärkten und Läden sind Parkplätze für Autos, die i.d.R. von den Motos vollgestellt sind. Und er/sie sitzt dort auf einem Plastikstuhl mit Sonnenschirm. Der "Abdecker". Das hat nichts mit Pferden zu tun, denn er deckt mit alten Pappen die Sitzflächen der Motos ab, gegen eine kleine Gebühr natürlich. Wenn der Roller stundenlang in der Sonne steht, wird die Sitzfläche natürlich heiss, daher dieser "Service". Einfallsreich sind sie ja hier. Jeder versucht, ein "Geschäftchen" zu machen. Der alte Mann, der einen Eiswagen mit Glöckchen dran schiebt, der Obstverkäufer, der mit seiner Karre oder seinem Moto oder Auto durch die Straßen zieht.

Morgen fahren wir wieder in das Centrum, Geld bei der Davidienda ziehen. Es gibt vier Geldautomaten, mindestens einer sollte also funktionieren und security ist auch da. Vor der Bank parken Taxis für die Rückfahrt, also eine sichere Sache.

Ich würde nie alleine in den parque Bolivar gehen, um den herum sich die Banken befinden. Man wird sofort angequatscht, dann lieber der parque lineal, der ist auch familienfreundlicher. Die "Belegschaft" im parque Bolivar besteht zu einem Viertel aus Tauben, das weitere Viertel sind freilaufende Rentner, die tun nichts, das dritte Viertel Verkäufer und das letzte Viertel ist Gesindel. Also vielen Dank!

Ende Teil 1
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

:D freilaufende Rentner. Sehr schöner Bericht. Danke Dir.

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@ Holger78: danke, ich freue mich über jede Resonanz und über nette besonders!

Teil 2

Liebe Mitforisten,

wenn man in Pereira über die Laden-Hauptstraße geht, stellt man fest: es ist wie in Europa. Die Bürgersteige und die Straße sind gepflastert, alles ist eben. Hier auf unserer Straße in Cartago ist das anders. Der "anden" (die Veranda) gestaltet hier der Eigentümer so, wie ihm es gefällt, also mit Autoauffahrt oder ohne, mit Überdachung oder ohne, mit Zäunchen oder ohne. Natürlich braucht man auch hier eine Baugenehmigung für den Bau oder wenn man ein Stockwerk draufsetzen will (das machen im Moment hier etliche). Aber ansonsten kannst du hier machen, was du willst. Das nennt man Freiheit.

Satellitenbildauswertung, wer entgegen der Ortsatzung einen Steingarten hat, ist hier undenkbar. Ich kann zwar Steingärten nicht leiden, aber... Jeder deutsche Bauordnungsamtmitarbeiter des mittleren Dienstes würde HIER Schnappatmung kriegen. Natürlich muß man wegen der unterschiedlichen Höhen und der Absätze beim Gehen darauf achten, wo man hintritt. Man gewöhnt sich aber daran. Auch aus einem anderen Grund sollte man schauen, wo man hintritt. Nein, es sind nicht die Hundehaufen, die werden hier i.d.R. von den Besitzern aufgenommen und in Plastiktüten an den Straßenrand für die Müllabfuhr abgelegt. Das kenne ich aus Madrid leider anders. Ich schrieb ja schon, daß die Wasseruhren vor den Häusern im Boden liegen und mit einem Gußdeckel abgedeckt sind, diese oder Teile davon werden von Metalldieben geklaut, es bleibt ein Loch im Gehsteig. Also Obacht!

Die Häuser hier haben eine Eingangstür (für die Bewohner) und daneben eine Doppeltür (fürs Moto, das man abends hier mit reinnimmt oder wegschließt.) Gedacht ist das als Garage und wird auch so genutzt. Nur nicht von uns, wir haben weder Moto noch Auto. Die Autos stehen hier alle auf der Straße. Sogar der rostrote R12, der bis in die 70-er gebaut wurde. Eine rollende Ruine, aber erfährt noch mit Nummernschild. Die revision tecnical (TÜV) kann er unmöglich haben, auch hier nicht, wenn alles mit rechten Dingen zuging, aber gestern habe ich ihn noch im Zentrum gesehen.

Die Wahlen vom Sonntag sind vorbei, politisch interessierte haben daran teilgenommen, die Wahlbeteiligung lag wohl um 50%, nagelt mich bitte nicht darauf fest. Hier und in der Familie habe ich nichts von der Wahl bemerkt.

Kein Haus hat einen Briefkasten, Post und kommunale Rechnungen stecken im Türschlitz.

Nur ein Haus mit drei Stockwerken hat eine elektrische Klingel. bei allen andern gilt: an die Tür klopfen. Auch bei uns.

Das Regenwasser der Dächer fällt entweder direkt auf die Gehsteige, sprich Veranda des Hauses, oder es wird wie bei uns in einer Rinne gefasst, die wiederum zwei Wasserspeier bedient (wie an einer Kirche). Das Regenwasser ergießt sich dann über diese beiden Wasserspeier auf die Veranda. Sie sehen aus wie Delphine. Wäre unser Haus eine bar, wäre es "zum lachenden Delphin". Heute Nacht hat es kräftig geregnet und es ist angenehm, weil es bedeckt ist. Du bist hier auch über Tage dankbar, wo mal die Sonne nicht ganztägig scheint. Angenehme 25 Grad werden es am Nachmittag aber trotzdem werden.

In der Straße sind verlegt: Trinkwasserleitungen, Erdgas und Kanalisation. Strom und Telekom ist per Freileitung verfügbar, wie in den USA, nur mit Betonmasten, keine Holzmasten. Kolumbien hängt kommunikationstechnisch also in der Luft, wie viele andere Länder auch. Das hat Kostengründe.

Da es hier nie Frost gibt, sind die Trinkwasserleitungen auch nicht tief in der Straße verlegt. Klar. Tiefbau kostet. Hat es den ganzen Tag Sonne und über 30 Grad am Nachmittag, dann stellst du fest, daß das Trinkwasser aus der Leitung am Abend wärmer ist als morgens. Daher dusche ich an diesen tagen auch abends "kalt".

Da meine Frau ein Haus für uns kaufen will, hat sie ein Angebot hier in Cartago im Auge in einem conjunto cerrado (eine abgeschlossen Siedlung mit Zaun und security). Das Reihenhaus soll 85.000.000 COP (19.500 Euro) kosten. Verdächtig günstig, aber wenn alles stimmt, schlagen wir zu. (Vielleicht ist ja jemand bei der Finanzierung in die Knie gegangen). Vermieten kann man es immer noch.

LG an Alle aus Cartago/Colombia

gordito54

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Mitforisten,

leider ist mein Visum M-Conyuge als unzulässig eingestuft worden, da wir dafür mindestens ein Jahr verheiratet sein müßten. Wir werden zuerst mal migracion colombia in Pereira aufsuchen, um weitere 90 Touri-Tage als Zeitpuffer für mich zu erhalten. Wir werden dort auch nachfragen, was die beste Lösung sein kann, bis ich den Antrag M conyuge erneut stellen kann.

Das Ministerium schrieb mir:
Su solicitud ha sido inadmitida con base en la Res. 5477/2022. debido a que no cumple con el Articulo 68, no presenta copia de la escritura pública, providencia judicial o acta de conciliación con fecha de formalización del documento mayor a un (1) año al momento de la solicitud de visa . Una Inadmisión no es un rechazo, tenga en cuenta los requisitos que se encuentran en la Resolución 5477/2022 del Ministerio de Relaciones Exteriores de Colombia para una proxima solicitud. Contra los pronunciamientos o decisiones de la autoridad de visas e inmigración sobre la aprobación de una visa y el tiempo de validez otorgado; o sobre la inadmisión, requerimiento, negación, terminación y cancelación de visas no proceden recursos administrativos

DeepL hat es so übersetzt:
Ihr Antrag wurde auf der Grundlage der Resolution 5477/2022 als unzulässig eingestuft, da Sie die Bestimmungen von Artikel 68 nicht erfüllen und keine Kopie der öffentlichen Urkunde, des Gerichtsbeschlusses oder des Schlichtungsakts vorlegen, deren Datum zum Zeitpunkt des Visumantrags älter als ein (1) Jahr ist. Eine Nichtzulassung ist keine Ablehnung, beachten Sie die Anforderungen, die in der Resolution 5477/2022 des kolumbianischen Außenministeriums für einen erneuten Antrag festgelegt sind. Gegen die Entscheidungen der Visum- und Einwanderungsbehörde über die Erteilung eines Visums und die Gültigkeitsdauer sowie über die Unzulässigkeit, das Erfordernis, die Verweigerung, die Beendigung und die Annullierung eines Visums kann kein Rechtsbehelf eingelegt werden.

Erstmal muß ich den Bescheid bezahlen (wie? und vor allem wo?) und wir müssen jetzt die Zeit nutzen und uns schlau machen, was wir sinnvollerweise tun müssen.
(Rentnervisum bis Nov. 2024?)

Wenigstens sind meine Rentenzahlungen wieder angelaufen und das Konto ist aufgefüllt, eine Baustelle weniger....

LG an Alle aus Cartago/Colombia

gordito54

Max
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Max »

Das ist nicht schön, aber Du brauchst nix mehr zu bezahlen das ist mit der ersten Zahlung passiert ( für die Prüfung ). Viel kann man da nicht machen außer warten bis das 1 Jahr rum ist.
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Eisbaer
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Eisbaer »

gordito54 hat geschrieben: 27. Okt 2023, 16:52 Procedure: VISA - M - COMPAÑERO(A) PERMANENTE DE NACIONAL COLOMBIANO(A)
Applicant name: Gordito54 (von mir geändert)
Es wurde immer vom Visum M-CÒNYUGE gesprochen. Leider sehe ich erst jetzt, dass ein Visum M-COMPAÑERO(A) PERMANENTE DE NACIONAL COLOMBIANO(A) beantragt wurde. Ich habe mir alle Deine Beiträge noch einmal in Ruhe angeschaut und es ist mir bedauerlicherweise erst jetzt aufgefallen.

Der Antrag muss neu gestellt werden. Alles nochmal - diesmal Visum M-Cónyuge beidem es keine Rolle spielt wie lange man verheiratet ist.

Inadmitida: [...] Du kannst jederzeit erneut einen Antrag stellen, musst aber die Visumantragsgebühr erneut entrichten.
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@ Eisbaer und Max:

Vielen Dank für die rasche Antwort. Das machen wir so, diesmal mit bei einem Profi "Emigrando" in Pereira. Die pdf-Dokumente sind ja alle noch so gültig, wenigstens das können wir so übernehmen. Am Dienstag sind wir dazu um 11 Uhr in Pereira und am Nachmittag fange ich die weiteren 90 Tage als Tourist bei migracion colombia dort ein.

Das mit dem Visum VISA - M - COMPAÑERO(A) PERMANENTE DE NACIONAL COLOMBIANO(A) hat das Reisebüro verdaddelt. Da sieht man mal, welche Fehlerquellen es gibt. Das Visum companero soll ja angeblich restriktiv gehandthabt werden.
Die Visumsgebühr ist überschaubar. Ein Jahr hohe Beiträge für die Krankenkasse ist schlimmer.

LG nach LLanogrande und ich bleibe mit meinen Beiträgen hier gerne auf dem Forum.

gordito 54

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Abend, liebe Mitforisten aus Cartago / Colombia!

Es hat nach einem schwülwarmen Tag gerade angefangen zu regnen, meine Frau ist trotzdem zur Kirche aufgebrochen, somit habe ich nun Muße, etwas zu berichten.
Die Rechnungen sind eingetroffen:
Zwei Mobiltelefone kosten im Monat bei TIGO je 28.000 COP, das sind zusammen 13 Euro. Nach Deutschland telefoniere ich mit meinem skyp-Guthaben, da sind noch ca. 8,50 Euro drauf. Das reicht für dieses Jahr, alles andere läuft über whatsapp.

Der Strombezug ist erfreulicherweise konstant geblieben zum Vormonat mit fast 190 kwh Verbrauch. Mit der Straßenbeleuchtung haben wir heute beim SuperGiros knapp 150.000 COP eingezahlt, das sind 34,76 Euro. Dabei schauen wir nicht auf die Minute, wenn die Klimaanlage läuft.

Da wir täglich bei Gladys in ihrem kleinen Restaurant zu Mittag essen (das sind täglich 20.000 COP (4,63 Euro aktuell), reduziert sich der Wocheneinkauf bei D1 und Olimpica. Alles in allem sagen uns Gladys Tagesgerichte zu, die Qualität stimmt, es ist alles frisch und hausgemacht. Der Preis ist günstig.
Daher waren es heute bei D1 87.500 COP und bei Olimpica fast 74.500. Das sind 162.000 COP, also 37,54 Euro zusammen. Für Früchte, Eier und Gemüse im kleinen Laden um die Ecke reichen 7,50 Euro.
Wenn man keine Sonderausgaben wie Geburtstage oder Familienfeste hat, kann man keine Million in der Woche verbrauchen.

Montag ist Feiertag, das bedeutet hier in der Straße Familienfeiern und damit Beschallung von früh bis spät und für die Nacht Ohropax bereitlegen. Ab Dienstag ist wieder Ruhe.

Auf der mautpflichtigen Straße nach Pereira gibt es kurz vor Pereira rechts eine Baustelle. Errichtet wird eine großzügige Zufahrt zu einem Neubaugebiet. Die Bauarbeiter waren sämtlich Männer, klar, das ist ein Konchenjob. Der Aufsichtführende war eine junge Frau. Ich wette, sie ist Bauingenieurin.
Das habe ich schon an anderer Stelle beobachtet. Bei der örtlichen TIGO-Niederlassung sitzen fast nur Mädels zur Kundenbetreuung. Das ist im Bankenbereich auch kaum anders. Die jungen Frauen können mit dem PC arbeiten, junge Männer eher nicht.
Ich finde diese Entwicklung insgesamt gut. Luz, eine Nichte meiner Frau, ist auch wie ich Ingenieur und in die USA gegangen. Da verdient sie wenigstens gut.
Meine Frau hat nach der Schule keine Ausbildung machen können, ihre 4 Schwestern auch nicht und der Bruder ebenfalls, der derzeit in Medellin auf dem Bau schuftet. Alle Schwestern haben Kinder, nur zwei wurden auch geheiratet. Alle waren aber immer Hausfrauen. Der Vater war Tagelöhner, wie hätte er einem Kind irgendeine Ausbildung bezahlen können?

Auf den Motos fahren nicht selten drei Personen: der Kurze auf dem Tank, Mutti fährt und Omi sitzt auf dem Sozius und hält den Säugling im Arm.
Unfälle sind mir mit diesem Personenkreis nicht bekannt, im Gegensatz zu den jugendlichen Tieffliegern fahren die Damen vorsichtig. Ich habe mich in der Familie mal ganz unverbindlich und blauäugig zu den Führerscheinen für Motos erkundigt, meine Frau hätte auch gerne einen Roller (aber ich nicht). Die Antwort war, daß Paola auch keinen Führerschein hat, aber dennoch täglich fährt. Mir schwant, daß ist kein Einzelfall und auch auf PKW anwendbar.

Ein großer Fleischhandel, der auch hier eine Filiale hat, wirbt am Wochenende regelmäßig mit einem Moderator vor dem Geschäft. Da die Qualität gut ist, kaufen wir dort auch gelegentlich Lomo, das ist das aus dem Stielkotelett ausgelöste Fleisch. Wir schneiden es dann selber zu Hause in passende Stücke für die Bratpfanne. Gehacktes gibt es auch, sowohl Rind (res) aus auch Schwein. Für die Bolognese habe ich um 300 g Rinderhack gebeten. Der Verkäufer griff beherzt mit den bloßen Händen zu und war stolz, die Menge sofort ergriffen zu haben.
Fleisch wird hier so verarbeitet, wie gekauft. Das führt natürlich auf dem Teller immer zu Handeinsatz. Ich schneide nach wie vor, vor dem Braten alles ab, was stört wie Sehnen und Knorpel. Meine Frau kennt das, die Familie ist über soviel Verschwendung entsetzt.

Wie viele andere Einheimische auch nimmt meine Frau auch gerne eine heisse Schokolade mit KÄSE zu sich. Für mich ist das nichts.

Ebenfalls sind Hühnerfüße in der landestypischen Vorsuppe nicht mein Fall, ich überlasse diesen Genuß gerne meiner Frau.

Am Mittwoch gab es von 08-19 Uhr kein Wasser in der Stadt wegen einer Großreparatur. Wir haben um 9 Uhr von Verwandten in Pereira, die natürlich nicht betroffen waren, davon erfahren. Auf der Webseite des örtlichen Versorgers war dazu zu lesen: NICHTS!

Ich mache mir jetzt etwas zu essen und ein Poker auf, das habe ich mit jetzt verdient. In Kürze also weiteres Neuigkeiten aus der neuen Heimat.

LG an Alle und ein schönes WE!

gordito54

Nico
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Nico »

Toller Bericht und schön, dass es euch gut geht.
Wie du schreibst, kann man in Kolumbien immer noch günstig leben. Ich vergleiche auch die Preise, bevor ich etwas kaufe und gebe nur das aus, was ich wirklich brauche.
Wenn es in deinem Barrio an den Wochenenden lauter wird, wird der Dezember bestimmt lustig.
Danke, dass du uns auf dem Laufenden hältst.
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Sehr schöner Bericht. Freue mich schon auf weitere Berichte von Dir
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CaribicStefan
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von CaribicStefan »

hola gordito...
deine Geschichten bzw. Berichte sind eine echte Bereicherung für dieses Forum ich lese sie zu gerne!!! Hab Danke dafür... und berichte noch viel!
Auch ich hoffe in ca.10 Jahre in Rente gehen zu können und mich dann wieder in Kolumbien anzusiedeln... aber bis dahin fließt noch viel Wasser durch den Amazonas. ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=GJm7H9IP5SU

stifler92
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von stifler92 »

Auch von mir ein Herzliches Dankeschön für deine Berichte. Es ist immer spannend von deinem Alltag zu lesen. Ich freue mich auf weitere..

Grüsse aus der Herbstlichen Schweiz

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Vielen Dank für die netten Kritiken, die mir das weitere Berichten leicht machen.

Ich glaube auch, daß ich im Dezember hier reichlich beschallt werde. Das also zum Thema "Stille Nacht, heilige Nacht". Die ersten Leuchtgirlanden hängen auch schon, das ist Colombia: Hauptsache laut und bunt. Feiern ist immer richtig, der Anlass nebensächlich.

Gestern lief uns beim Einkauf im Olimpica eine Schwester meiner Frau über den Weg. Ihr und ihrer Familie hatte meine Frau das Haus überlassen, solange sie in Fuenlabrada/Madrid wohnte. Sie hatte jetzt ein Viertelpfund Reis in der Hand, wir jedoch den Einkaufswagen voll. Zu Hause beim Auspacken sagte mir meine Frau, daß es bei ihrer Schwester finanziell nicht für ein ganzes Pfund Reis gereicht haben wird. Das ist beim großen Teil der Bevölkerung sicher so, denn mir ist rätselhaft, wie man vom Mindestlohn von 1 Mio. COP im Monat (ca. 220 Euro) eine Familie durchbringen soll. Allerdings hält sich bei der Ziege mein Mitgefühl in Grenzen, denn sie hat mit ihrer Bagage die neue Küche, die meine Frau spendiert hatte, völlig geschrottet und Kiko mußte für uns eine neue einbauen lassen.
Meine Frau hat keine großen Ansprüche und fragt mich sogar, bevor sie sich für sich selber etwas Neues kauft. Natürlich muß sie das nicht und natürlich sage ich auch nie Nein. Sie sieht aber jetzt selber, wie gut wir hier mit über 6 Mio. COP im Monat plus Rücklagen aufgestellt sind.

Die Rechnung für Wasser und Müllabfuhr haben wir gerade beim SuperGiros eingezahlt. Wir haben im letzten Monat einen cbm Wasser mehr verbraucht, also 8 cbm insgesamt. Die Rechnung belief sich auf total 88.000 COP, also rund 20 Euro. Ein überschaubarer Betrag im Vergleich zu Deutschland.

Die Müllabfuhr kommt dreimal in der Woche. Der Müllwagen kündigt sich akustisch durch das Thema "Für Elise" von Beethoven an. Der Meister hätte seine helle Freude daran, daß seine Weise nicht nur im Konzertsaal, sondern auch im täglichen Leben hier in Colombia eine bedeutende Rolle spielt.
Dann flitzt meine Frau mit den Mülltüten raus. Macht man das zu früh, fallen schwarze geierartige Vögel, die die Abfuhrtage genau kennen, über die Tüten her und zerfleddern sie auf der Suche nach Nahrung. Sind die weg, tauchen ungepflegte Männer auf, die die Tüten nach Pappe, Papier, Glas, Plastik und Blechdosen durchsuchen. Aber wenigstens machen sie die Tüten wieder zu. So funktioniert hier Mülltrennung und Recycling, denn davon leben sie.

Gestern haben wir einen Krankenbesuch in der Clinica liga contra cancero Risaralda (Krebsklinik) in Pereira gemacht. Während in Deutschland Horden von Besuchern unorganisiert in die Krankenhäuser einfallen, landest du hier nach dem kontrollierten Eintritt bei der security. Besuchszeit ist von 2-4 nachmittags und darüber wird auch nicht palavert. Pro Patient sind zwei Besucher zugelassen. Du gibst deinen Pass ab und erhältst einen Besucherausweis. Beim Verlassen ist der wieder abzugeben. Das Patientenzimmer war groß und modern, in Deutschland wäre das ein Dreibettzimmer gewesen. Die zweite Patientin war eine junge Frau Mitte 20. Das sind Momente im Leben, da ist ein alter Sack wie ich demütig und dankbar, daß es ihm trotz der mittlerweile ausgeleierten Organe noch so gut geht. Jeder Tag ist ein Geschenk. Meine Frau und ich sind uns dessen bewusst.

Sie hat mich heute in der Drogerie um die Ecke auf die Waage bugsiert. 125 kg, ich habe also seit meinem Abflug aus Deutschland im Juni 15 kg abgenommen, ich merke das auch an der Kleidung. Oder ist das Ding defekt? Ist das nun eine Nebenwirkung von Mango oder Papaya? Oder Poker?

Zum Abschluß noch ein Wort zum Forum hier:
Ich habe mich seit ich mit meine Frau zusammen bin, das ist jetzt vier Jahre her, auf Colombia vorbereitet, die letzten zwei Jahre intensiv. Einige Foren im Internet waren hilfreich, z.B. bei der Abschätzung der Lebenshaltungskosten. Manche Beiträge waren aber veraltet und nicht weitergepflegt. Auf youtube habe ich zwei Beiträge eines jungen Mannes (Deutscher) aus Bogota angesehen, der sich dort selbständig gemacht hat. Sie waren glaubhaft. Ansonsten hat sich so gut wie alles auf youtube in deutsche Sprache als Luftnummer von Selbstdarstellern entpuppt. Hier auf dieser Plattform habe ich belastbare und aktuelle Informationen gefunden und ich habe auf Fragen auch innerhalb von 24 Stunden belastbare Antworten erhalten. Das hat mich motiviert, meine Erlebnisse hier zu veröffentlichen, damit andere, wenn sie schon nicht davon persönlich profitieren können zumindest etwas amüsantes zum Lesen haben. Mein Dank also an Alle, die mich hier mit Rat unterstützt haben.

Es ist jetzt 11:58, also Zeit fürs Mittagessen bei Gladys.

Herzliche Grüße an Alle in Nah und Fern aus Cartago/Colombia!

gordito54

Fritzchen
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Beitrag von Fritzchen »

@gordito54,

danke auch von mir und wenn das so weiter geht, dann gibt es bald auch einen neuen Spitznamen. Hmm. Ich schaffe nicht mehr als ein halbes Arepa mit Rührei zum Frühstück. Etwas Spazieren und schwitzen hat mich fast 3 Kilo im Monat gekostet

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