Guten Morgen liebe Leser und Mitforisten!
Ich muß noch etwas zu den Häusern nachtragen, das ich vergessen habe. Es ist jeweils nur die Hausfassade, die verputzt und gestrichen ist und das häufig nur im Parterre. Alle anderen Außenwände sind Rohbau. Das führt natürlich im Auge des europäischen Betrachters zu dem Eindruck, dass es sich hier um eine Elendssiedlung handeln muß, obwohl die Häuser innen sehr ansehnlich sind. Hier ist das halt so.
Und sonst?
Die Bank, mit der die Wohnungsbaugesellschaft zusammenarbeitet, wird mir kein Darlehen gewähren. Ich bin Ausländer und erst 18 Monate mit Visum M im Land. Macht aber nichts, im Gegenteil. Umso mehr werden wir ansparen können. Die Guthabenzinsen bei der Bank, die meine Frau bevorzugt, liegen hier bei über 9% p.a.
Im Oktober wird also etwas passendes angemietet werden. In einem Jahr sehen wir weiter, dann sollte auch mein Bausparvertrag „reif“ sein. Wir sehen auch dann, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt hat.….
Gestern gab es im „Nuestro Cartago“ eine Sonderaktion zum Verkauf von Immobilien. Wir sind hingegangen. In Zaragoza -das ist ein Dorf südlich von Cartago- wird ein komplettes Neubaugebiet erstellt. Der Messepreis für ein neues Haus incl. Grundstück betrug gestern 145 Mio. COP (das sind rund 34.000 Euro). Aber: durch Zaragoza führt die Nationalstraße, die das Dorf in zwei Teile aufteilt. Die Einkaufmöglichkeiten sind sehr übersichtlich. Man muß für alles nach Cartago. Da nur ich Moto oder Auto fahren kann, ist das eher unpraktisch. Ich bin auch mal gespannt, ob und wann dieser Boom ein Ende (mit fallenden Preisen) finden wird.
LEUTE
Was für Menschen leben hier in Cartago? Nun, wenn man durch die Straßen geht, dann ist vielleicht die Hälfte der Passanten sommerlich, aber gut gekleidet. Markensachen aus Europa gibt es hier zu kaufen, allerdings zu Preisen, die nicht einmal dem Einkaufspreis offizieller Geschäfte entsprechen. Das Zeug ist also sämtlich gefälscht.
Natürlich sind die Geschäftsinhaber sowohl hier, aber gerade auch auf der Einkaufsmeile in Pereira stinksauer, wenn vor ihrem Laden ein fliegender Händler seinen Stand hat und das gleiche Zeug für die Hälfte verkauft.
Neulich in Pereira sagte uns ein Taxifahrer, es sei verboten worden, Bettlern etwas zu geben. Wer dabei ertappt wird, zahlt angeblich eine Strafe. Ich halte das für einen eher theoretischen Ansatz hierzulande. Aber es zeigt, dass die Bettelei offenbar übertrieben wurde und sich Touristen oder Geschäftsleute daran verständlicherweise stoßen. In Cartago geht mir das auch auf den Senkel.
Die andere Hälfte der Passanten hier geht auch sommerlich, aber eher sehr leger gekleidet (Leggings und Flip-flops) durch die Straßen. Aber alle haben saubere Sachen an und alle tragen Schuhe. Barfuß sind nur die bolivianischen Bettlerinnen oder die verwahrlosten Typen, die am hellen Tag nahe dem alten Bahnhof im Schatten zwischen zerbrochenen Kloschüsseln schlafen. Beide „Zielgruppen“ sind eine Minderheit von kleiner 1% der Bevölkerung in der Stadt, sie sind eine echte Ausnahme.
Wenn man mit den Einheimischen spricht, dann fällt eines auf: alle haben hervorragend gepflegte weisse Zähne und keinerlei Zahnlücken. Wenn dort was im Argen liegt, dann sind das wenige Personen, ausschließlich alte und arme Menschen oder der im v.g. Abschnitt genannte Personenkreis.
Anzug und Krawatte sind hier die Ausnahme, auch im Notariat. Die Mädels im Bereich Bankwesen oder sonst. Finanzdienstleistung oder Versicherungen tragen Hose und Bluse. Alles korrekt und adrett.
Hüte werden eher selten getragen. Ich allerdings mag auf meinen Panamahut nicht verzichten, allein wegen der hohen UV-Strahlung. Cartago liegt rund 900 m über N.N. Ich habe den Hautkrebs im Gesicht jetzt viermal innerhalb von fast 20 Jahren besiegt, jetzt sollte erstmal für einige Jahre Pause sein, hoffe ich.
Die Schüler tragen hier ausnahmslos Schuluniformen. Ich finde das ist OK.
Liebe Leser und Mitforisten, im nächsten Beitrag wird es um das sehr persönliche Thema „Lebensqualität“ gehen.
Damit wird auch der erste Zyklus „Auswandern, Ankommen, Einleben und Fuß fassen“ enden. Das bedeutet nicht, dass es nicht weitergeht. Bis zum Herbst wird es alle 14 Tage Neuigkeiten eben, aber da wir in der „Warteschleife“ zur Steuererklärung und damit zur Zuteilung des Bausparvertrages sind, ist erstmal nur der Umzug in eine Wohnung ein berichtenswertes Thema.
Der 2. Zyklus wird daher die Vorbereitung und der Umzug in unser Apartment sein.
Sobald es soweit ist, wird der 3. Zyklus „Unser neues Heim“ gestartet. Ich bleibe also dem Forum noch einge Jahre erhalten, es sei denn, die Leser oder die Redaktion wünschen, dass ich aufhöre, weil es reicht.
Heute sind Wahlen in Deutschland. Ich weiss gar nicht, ob ich überhaupt wahlberechtigt bin. Wahrscheinlich nicht, denn ich habe keinerlei Post erhalten. Das ist aber nicht ungewöhnlich, denn Briefpost aus Deutschland kriege ich nie, auch nicht von den Rentenkassen. Gut, dass ich das über meinen Anwalt in Deutschland laufen lasse, sonst hätte ich permanent Streß mit den Lebensbescheinigungen.
Am Donnerstag haben meine Frau und ich einen Stadtbummel mit „gabneu“ und Begleitung gemacht. Unsere Ziele waren der Parque Bolivar, La Isleta, Mittagessen und danach das „Nebraska“. Da haben wir auch „Macondo“ und seine Frau getroffen. „Gabneu“, ein sehr netter Kontakt. In einem Jahr wiederholen wir das, wenn sie wieder hier sind. Die Welt ist mit Hilfe des „Kolumbienforums“ kleiner als man denkt.
Gestern waren wir alle bei „Macondo“ zu Gast zur Musikprobe. Er spielt Schlagzeug in einer
Rockband und in der häuslichen Garage üben sie. Ein netter Tag. Danke an alle für die schönen Stunden!
Herzliche Grüße aus Cartago/Valle, Colombia!
gordito54