[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend


desertfox
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[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend

Beitrag von desertfox »

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Na dann fliege mal über Spanien und erwarte einen Deutsch-Sprachigen Polizisten..., warum spricht Deine Freundin kein Englisch?

Hamid
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[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend

Beitrag von Hamid »

Für schwere Fälle oder auch generell haben die dort doch eine 10 Meter lange liste an vereidigten Übersetzter und beim weiblichen Beamten findet man häufig Spanischkenntnisse. Ich behaupte mal, einige junge männliche Beamte können auch weitere Sprachen, außer Englisch.

Aber Ende gut, alles gut.

Fritzchen
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[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend

Beitrag von Fritzchen »

@ Hamid,

da werden 4-6 von der BuPo am Gate gestanden haben, und vielleicht 50 Personen aus dem Flieger Kontrolliert haben. Möglich das der eine oder andere Spanisch spricht ist aber in der Regel nicht der Fall. Da wird mit Sicherheit auch kein Dolmetscher angerufen, wenn man das auch anders regeln kann.

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navarre2020
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[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend

Beitrag von navarre2020 »

Also hätte ich schon eine Idee für Flughäfen, dass sie an den Warteschlangen der Migrationskontrolle einfach am Ende Schilder anbringen, welche Sprachen der Beamte in welche Reihe spricht. Einfach nur Service und Komfort für die Reisenden und im Endeffekt führt es zu schnellerer Bearbeitung.

hollaho
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Beitrag von hollaho »

@navarre2020

Racial Profiling ?

Mal ganz ehrlich: Natürlich machen die Beamten auch in Deutschland so was. Wir bekommen es als "bevorzugte Gruppe" nur meistens nicht mit.

Ich saß schon öfter in einem als "Drogenexpress" bekannten Zug aus Holland. Bundesgrenzschutz geht da öfter durch. Mich ignorieren die. Ausländischer Mann hingegen - 50% Chance auf Filzen. Wenn man hinschaut, sieht man öfters solche Dinge. Mir fallen auf Anhieb mindestens 5-6 verschiedene Vorgänge ein, wo ich den Unterschied deutlich bemerkt habe. Und man bekommt es wie gesagt eher selten mit.

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navarre2020
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[ERFAHRUNGSBERICHT] Einreise Deutschland (Visafrei) aus Kolumbien kommend

Beitrag von navarre2020 »

Zwei Jahre später – wir haben es wieder getan

Hallo zusammen,

nachdem ich vor zwei Jahren hier im Forum sehr ausführlich über die erste Einreise meiner Freundin aus Kolumbien berichtet hatte– mit allen Stolpersteinen, Diskussionen mit dem Grenzschutz und der fast gescheiterten Einreise – möchte ich nun meine Erfahrungen vom zweiten Besuch schildern. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen weiter, der Ähnliches plant.

Ticket & Anreise

Diesmal wurde das Flugticket erst recht kurzfristig im Januar gebucht – wieder ein Direktflug mit Lufthansa von Bogotá nach Frankfurt. Der Ablauf war dadurch schon bekannt, und wir wollten bewusst Stress vermeiden. Sie ist mit dem Bus aus ihrer Heimatstadt nach Bogotá gereist und konnte dort zwei Tage bei Freunden übernachten, bevor sie am Abflugtag per Taxi zum Flughafen gefahren ist. Allein das hat schon einiges an Ruhe reingebracht.

Vorbereitung der Unterlagen

Wir wussten diesmal genau, was gefragt ist. Im Vorfeld hat sie bei ihrer Bank einen aktuellen Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel geholt – wir haben mit 50 € pro geplantem Aufenthaltstag kalkuliert.

Dazu hatte sie:
  • ein Einladungsschreiben von mir, diesmal sachlich-nüchtern gehalten (Name, Geburtsdatum, Adresse, Anlass des Besuchs)
  • eine Incoming-Krankenversicherung, diesmal von der Allianz (preisgünstiger als beim letzten Mal)
  • eine formlose Kostenübernahmeerklärung
  • sowie eine Kopie meines Personalausweises (Vorder- und Rückseite)
Wichtig: Alle Schreiben lagen dreisprachig vor – Deutsch, Englisch und Spanisch.

Auf eine offizielle Verpflichtungserklärung haben wir erneut bewusst verzichtet, da der Nachweis eigener Mittel vorhanden war und wir aus rechtlicher Sicht in der Zone der „visafreien touristischen Reise“ blieben.

Am Flughafen Bogotá

Wieder wurde – wie schon beim ersten Mal – am Lufthansa-Schalter alles überprüft. Diesmal waren wir vorbereitet: Eine Kopie meines Ausweises lag vor, die Unterlagen waren sortiert, und es gab keinerlei Diskussionen. Der Flug selbst verlief ruhig, wenn auch mit 30 Minuten Verspätung – geschenkt.

Ankunft in Frankfurt – diesmal mit „Schleierkontrolle“

Am Frankfurter Flughafen war diesmal einiges anders. Es gab keine Kontrolle direkt am Schalter, sondern bereits zwischen Flugzeug und Gepäckausgabe wurde sie von zwei Beamten angesprochen, gebeten sich dort auf eine Bank zu setzen, und dann wurde sie befragt.

Diesmal war das Gespräch aber freundlich und respektvoll. Die Beamtin sprach sogar etwas Spanisch – ein echter Vorteil. Zusätzlich konnte meine Besucherin (die inzwischen schon ein wenig Deutsch sprechen kann) auch einfachere Fragen auf Deutsch beantworten. Inhaltlich wollte man nur wissen, warum sie kommt, wer sie ist und ob sie das erste Mal hier ist. Die Unterlagen wurden nochmal angeschaut, für gut befunden – das war’s.

Der Beamte an der eigentlichen Passkontrolle hat dann nur noch den Ausweis durchgeblättert und kommentarlos den Einreisestempel gesetzt. So soll das sein. Ich nehme an die stehen in Kontakt zu ihren zivilen Kollegen aus der "Schleierkontrolle"

Kleine Herausforderung: Orientierung am Flughafen

Was man wissen sollte: Gerade wenn man die Sprache kaum spricht, ist die Orientierung zwischen Gate, Gepäck und Ausgang in Frankfurt nicht ganz einfach. Aber auch das wurde gemeistert – mit Hilfe von WhatsApp und WLAN am Flughafen war ich jederzeit erreichbar und konnte unterstützen.
Ich habe ihr nun eine deutsche SIM gegeben (Ald Talk PrePaid) die sie einfach in ihrem handy drin gelassen hat. Der Tarif ist nicht aktiviert und wenn sie wieder kommt, können wir direkt vor der Einreise ein Monatspaket aktivieren und sie hat sofort nach der Landung einen Datentarif. Wenn ich es richtig verstanden habe muss man nur alle 6 Monate 5 Eur nachladen, damit die Karte nicht deaktiviert wird. Nutzbar ist AldiTalk in Kolumbien aber nicht.

Und dann im Urlaub – der einzige richtige Zwischenfall: medizinisch

Was wir nicht auf dem Schirm hatten: Die günstigere Krankenversicherung der Allianz hätte uns fast noch zum Verhängnis werden können.

Wir waren gemeinsam in einem asiatischen Restaurant mit mongolischem Buffet – und dort hat sie sich einen Teller mit Meeresfrüchten gegönnt. Ergebnis: Eine heftige Lebensmittelvergiftung mit Erbrechen, Migräne und Kreislaufzusammenbruch. Die ganze Nacht durch, und am nächsten Abend war es so schlimm, dass wir medizinische Hilfe brauchten.

Die Realität: Kein Krankenhaus wollte uns in der Notaufnahme haben – Wartezeiten von 8 bis 10 Stunden, keine freien Betten. Erst in einer Nachbarstadt (Hanau) beim ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) der dort in der Klinik der Notaufnahme angegliedert ist fanden wir Hilfe – zum Glück. Sie wurde mit Tropf und Medikamenten behandelt – Diagnose: Lebensmittelvergiftung mit Migräne und der Arzt sagte es war dringend angebracht, dass wir gekommen sind.

Versicherung: Haken im Kleingedruckten

Danach kam dann der interessante Teil: Die Versicherung erstattet laut Bedingungen nur den 1,8-fachen GOÄ-Satz. Unser Notdienst wurde jedoch mit dem 2,3-fachen Satz abgerechnet – üblich für abendliche Notfallbehandlungen außerhalb regulärer Zeiten. Dazu wollte die Allianz auch:

Flugticket-Nachweis | Zahlungsbeleg des Tickets| Nachweis des Reisezeitraums

Offenbar gibt es hier Missbrauchsfälle, weshalb das alles angefordert wird. Zum Glück hatten wir alle Unterlagen, und mit einer kleinen formlosen Notiz zur Ausnahmesituation haben wir aus Kulanz den vollen Betrag erstattet bekommen – Glück gehabt.

Fazit: Diesmal war es stressfrei, geordnet und freundlich. Wir hatten gelernt, was gefragt ist, und uns gut vorbereitet. Die Stimmung war durchweg respektvoll – vielleicht auch, weil ein bisschen Deutschkenntnisse Vertrauen schaffen. Die medizinische Episode war unschön, aber letztlich gut ausgegangen.

Ich bin gespannt, was sich mit dem kommenden ETIAS-System ändern wird – ob es hilft oder eher ein weiteres bürokratisches Hindernis wird.

Aber unterm Strich: Es war ein schöner Besuch, ohne Einreise-Drama.
Deutschland kann also auch freundlich empfangen – man muss nur wissen, wie man es vorbereitet.

Mein Dank geht an alle Unterstützer aus dem Kolumbienforum die mit ihren Beiträgen viel Klarheit in Anforderungen und Prozesse schon im Vorfeld gebracht haben, so dass man sich gut vorbereiten kann.

PS:
Noch ein Hinweis zum Check-in am Flughafen Frankfurt: Lufthansa hat den gesamten Check-in-Prozess inzwischen vollständig auf Self-Service umgestellt. Das heißt, man zieht sich am Automaten mit Ausweis und Buchungsnummer die Bordkarte selbst, druckt sich dann an einem weiteren Automaten die Koffer-Labels (Batches) und bringt den Koffer eigenständig zur automatischen Gepäckaufgabe.

Soweit, so gut – aber hier kann es gerade bei älteren oder unerfahrenen Reisenden schnell zu Verwirrung kommen. Wir wollten alles besonders richtig machen, hatten moderne Koffer mit mehreren Griffen – und haben die Koffer-Labels gut sichtbar, aber leider an der falschen Griffseite angebracht… nämlich an dem Griff, an dem der Koffer aufrecht steht. Da der Barcode nicht frei schwebend war, sondern am Griff klebte, konnte der Scanner ihn nicht lesen.

Die Folge: Beim ersten Koffer tricksten wir den Scanner noch aus, indem wir den Koffer kurz hochkant einführten, damit er den Code lesen konnte, und ihn dann blitzschnell umdrehten. Beim zweiten ging das nicht mehr – der Label war falsch geklebt, und es gab keinen normalen Schalter, an dem man den Label einfach neu bekommen hätte.

Chaos pur: Wir mussten zum Sperrgepäckschalter, der zwar Personal hatte, aber ohne erkennbaren Zugang. Wir quetschten uns unter einer Absperrung hindurch, wurden zurechtgewiesen – und dann doch bedient. Am Ende bekamen wir dort neue Labels und alles ging glatt weiter.

Tipp Nummer 1: Koffer-Label niemals vollständig zusammenkleben – der Barcode muss wie ein Fähnchen wehen können.
Tipp Nummer 2: Der richtige Griff ist der an der langen Seite, nicht oben.
Tipp Nummer 3: Legt immer einen Zettel mit Namen und Telefonnummer ins Gepäck.

Warum? Weil Dinge schiefgehen können. Bei einem früheren Rückflug meiner Besucherin wurde ihr Handgepäck im kolumbianischen Nachtbus versehentlich von einem anderen Fahrgast mitgenommen. Nur weil in ihrer Tasche noch mein Einladungsschreiben mit meinen Kontaktdaten lag, konnte mich der Mann aus Kolumbien in Deutschland anrufen und wir den Tausch am nächsten Tag organisieren. Ohne diese Info wäre der Rucksack womöglich für immer verschwunden gewesen.

Benjamin
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Beitrag von Benjamin »

Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Daran könnten sich hier im Forum viele Mitglieder ein Beispiel nehmen. Und der Hinweis zur Krankenversicherung ist auch interessant. Ich wünsche euch beiden eine schöne Zeit!
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Holger78
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Beitrag von Holger78 »

Auch von mir, Danke für deinen Bericht mit deinen/Euren Erfahrungen.

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