Die zweieinhalb Tage waren für mich eine schöne Abwechslung. Es wurden wieder alle Sachen verstaut, und mit dem Bus fuhren Taschen, Tüten und Beutel mit uns zurück in die Stadt. Da ich aber unruhig war und nicht noch länger bleiben wollte, setzten wir Juans Plan schon am nächsten Tag um und fuhren nach Salento, einem beliebten Ausflugsort für Kolumbianer und bekannt für die einmalig schöne Architektur. Von hieraus wollten wir auch das Valle de Coco kennenlernen. Mittags waren die Rucksäcke gepackt und das Taxi fuhr uns zum Busbahnhof, von wo die Busse starteten. Die Fahrt dauerte etwa zwei Stunden, meine ich zu erinnern. In Salento angekommen stiegen wir auf dem wunderschönen historischen Marktplatz aus. Salento liegt in der so genannten Kaffeezone bzw Kaffeedreiecks und ist ein Teil des Unesco – Welterbes. Es erstreckt sich über drei Provinzen, nämlich Caldas, Risaralda und Quindio. Und in Quindio befindet sich die Stadt Salento. Hier herrscht ein optimales Klima für den Kaffeeanbau. Eine Stadt wie ein Bild, weiße Häuser mit bunten Fensterläden oder aber bunte Fassaden, kleine Balkone, sehr alte Haustüren, Cafeś und Restaurants, Kaffeeduft und ein Kiosk, an welchem es Coffee to go zu kaufen gibt, erfreuten meine Augen. Die Häuser sind aus Sand und Lehm gebaut. Die Stadt soll eine der architektonisch schönsten der Welt sein. Umgeben ist sie von vielen kleinen Kaffeefarmen.
Wir entschieden, zunächst das vorher herausgesuchte Hostel zu finden, um unsere Sachen abzustellen. Nach einer guten halben Stunde waren wir am Ziel, im Yambolombia (
http://www.yambolombia.moonfruit.com), Übernachtungspreis umgerechnet 4 Euro pro Person. Dafür gab es ein spartanisches, sauberes Zimmer mit schmalem Doppelbett, jedoch ohne eigenem Bad. Das war nicht weiter schlimm, denn gegenüber befanden sich die Duschen, sauber und verhältnismäßig modern, wie ich es in diesem Moment genoss. Hier fühlte ich mich wohl. Das Hostel ist bezaubernd, künstlerisch und bunt bemalt, multikulturell, naturverbunden, eine gelungene Mischung aus alternatativ und modern, in traumhafter Hanglage. Nach dem Duschen machten wir uns wieder auf den Weg, die sandige Straße entlang, bis wir im kolonialen Stadtzentrum ankamen. Es gibt sehr viele einladende Restaurants und unzählige Souvenierläden, die sich aneinanderreihen und die Touristen anlocken. Es gibt sehr viel Kunsthandwerk, Schmuck, Skulpturen, Taschen, unbezahlbare Kleidung sowie Strohhüte. Über die Strohhüte habe ich erfahren, dass man anhand des Materials, der Größe, Farbe und Flechtmuster erkennen kann, aus welcher Region der Tragende kommt und wie wohlhabend er ist. Wir schlenderten durch die zauberhaften Gassen und bestiegen die heilige Treppe, auf deren vielen Stufen ab und an eine Tafel, eine Marienstatur, ein Kreuz oder aber Blumen stehen. Ich glaube an einem bestimmten Tag im Jahr pilgern Menschen hierher und erklimmen auf Knien büßend die Treppenstufen hoch zu der Aussichtsplattform, von der man einen phantastischen Blick über die Stadt und schon ein paar Wachspalmen hat. Eine bestimmte Papageienart lebt hier, ich habe sie leider nicht gesehen. Als es dunkel wurde, gingen wir aus zwei Gründen, von denen einer Hunger war, in eine Pizzeria mit rot-weiß karrierten Tischdecken. Der zweite Grund brachte mich mit der vielleicht einzigen Moderne der Stadt in Berührung, nämlich der Toilette mit Bewegungslampe. Das Waschbecken befand sich außerhalb, was es mir nicht leichter machte. Durch das Öffnen der Tür schaltete sich das Licht für kurze Zeit an, ging dann aber wieder aus, so dass ich mich im Stockdunkeln befand. Es dauerte alles entsprechend lange, denn die Umstände waren suboptimal. Nach einer halben Stunde standen die Belegschaft und Juan vor der Tür, in der Annahme, dass ich Hilfe brauche und nicht mehr rauskomme. Während sie versuchten die Tür zu öffnen, versuchte ich mit aller Kraft diese von innen zuzuhalten. Es war eine kleine Katastrophe, über die wir uns (bzw ich erst, nachdem wir das Lokal verlassen hatten), fast totlachen mussten. So langsam machten wir uns auf den dunklen Weg zurück zum Hostel. Am nächsten Morgen, ich saß bei meinem ersten Kaffee auf der schönen Terrasse und genoss den weiten Blick auf die Kaffeeplantagen, zu denen auch geführte Fahrradausflüge angeboten werden, rief mich Juan. Er hatte eine große Spinne IN UNSEREM ZIMMER enteckt, die ich nun fotografieren wollte. Sie hatte sich in Juans Kleiderberg versteckt, den er auf dem Boden hatte liegenlassen. Mir wäre das deshalb nie passiert...Sie rannte an der Wand entlang und ich konnte ein Foto mit Zoom machen, wegen des gebührenden Abstandes. Es handelte sich laut Aussage des Finkabesitzers um ein Spinnenbaby mit etwa 8 cm Körperlänge, dazu kamen noch die Beine. Mit Schaufel und Handbesen wurde sie nach draußen verfrachtet. Es gibt hier aber auch richtig große Spinnen. So eine bekamen wir jedoch nicht zu sehen. In dieser Finka arbeiten junge Leute von überall für eine Weile gegen kostenloses Wohnen und Verpflegung. Ich hatte diverse schöne Gespräche und tauschte emails aus, die sich aber nicht zu Kontakten entwickelten.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Valle de Coco.
Fortsetzung folgt...