Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

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Danke für den Bericht und mein herzliches Beileid.
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Tenere-wue
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Tenere-wue »

Servus Gordito, die Tatsache mit den grauen Haaren durch UV Strahlung kann ich auch so bestätigen. Als wir noch in Armenia gewohnt haben, hatte ich das nicht. Erst seit Cartago fällt es mir auch auf. Nach meinen Aufenthalten in Cartago sind meine Haare immer ein wenig grauer. Oder vielleicht werden wir auch nur älter. Zum Frisör, wenn du Mut hast, lass dich da mit rasieren. Danach weißt du ob der Frisör hygienisch arbeitet oder nicht. Wenn du nachher innerhalb von Stunden Ausschlag, Pusteln und fette Pickel bekommst, hast du Mutprobe verloren. Hatte ich leider schon in Cartagena, Armenia und auch einmal in Cartago. Hast du schon einen fähigen Schrauber für dein Mopped gefunden?
Grüße T.
-vive tu sueno !

navarre2020
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von navarre2020 »

Danke für Deinen phantastischen neuen Bericht. Es ist wirklich wie ein Eintauchen in die Welt in Kolumbien - mit deutschen Augen.
Ich hoffe Du wirst Deine Frau nicht nur mit neuer Frisur überraschen sondern auch mit Blumen und einem guten Essen :-)

viele Grüße!

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Leser und Mitforisten,
danke für eure Anteilnahme und Beiträge.

Da ich den Hautkrebs erfolgreich besiegt habe, bin ich bei Experimenten an meiner Haut entsprechend zurückhaltend, das gilt auch für Tätowierungen. Meine Vorsicht hat sich bisher bezahlt gemacht.

Das Einreiseformular der migracion colombia habe ich gerade für meine Frau erstellt und ihr als pdf zugesandt. Die Flüge sind gebucht, bezahlt und bestätigt. Ich werde für den Samstagabend eine Tomatencremesuppe vorbereiten. Dazu wird es Tapas mit span. Schinken, Chorizo und Käse geben. (Span. Käse und Gouda). Oliven werden auch nicht fehlen. Natürlich gibt's Blümchen, aber diesmal kein Rote-Rosen-Bouquet von 1,50 m Länge. 350.000 COP (75 Euro) dafür bleiben diesmal auf dem Konto. Der ganze ungeplante Ausflug hat genug gekostet.

Sonntag werde ich meine Frau wie immer von der Kirche abholen, wir gehen dann essen. Das Restaurant liegt in der Nähe unseres Viertels an der Nationalstraße. Da meine Frau gerne Fisch isst, sind wir dort richtig. Ich werde mich wieder für den Grillteller "Colombia" entscheiden. Eine gegrillte Chorizo, eine Kartoffel, ein Stück Yucca, Gegrilltes in guter Qualität vom Rind, Schwein und Huhn mit hausgemachten Saucen. Dazu eine Cola aus der Glasflasche mit einem Glas und Eis. Das sind 34.000 COP (7,27 Euro). Der Fisch ist in der gleichen Preislage und Qualität. Wir werden die 100.000 COP-Grenze (21,39 Euro) bei weitem nicht erreichen.

Aus gegebener Veranlassung möchte ich heute etwas zum Thema Begräbniskultur in Colombia erzählen.
Gestern um 11 Uhr gab es die "Misa", also die Totenmesse für Hidalgo in der katholischen Kirche San Francisco. Alle Kirchen sind hier katholische Kirchen. Der Ablauf ist nicht anders als in Deutschland. Ich hatte mir extra schwarze Kleidung angezogen, das wäre nicht nötig gewesen, man war dezent gekleidet, nichts Buntes, aber normale Straßenkleidung war vorherrschend.

Gegen 11:40 Uhr setzte sich dann der Kombi des Beerdigungsinstitutes Richtung Friedhof in Bewegung. Die bewaffnete security der Diözese öffnete das Tor des Friedhofs für den Wagen des Beerdigungsinstitutes. Dort angekommen, wurde der Sarg zur vorbereiteten "Wabe" transportiert.
Ich muß das erläutern. Erdbestattungen wie in Deutschland gibt es hier nur bei Familiengruften. Die sind extrem teuer und daher selten, auf diesem Friedhof gibt es gar keine. Feuerbestattungen sind meines Wissens nach gar nicht gestattet. (Die Staatsanwaltschaft will den Leichnam beschlagnahmen und der Pathologie zuführen können, falls sich ein Kriminaldelikt herausstellen sollte).

Der normale Kolumbianer wird also nicht "beerdigt".

Auf dem Friedhof sind mehrere Gebäude errichtet, etwa 6 m breit, 2,50 m hoch, aber über 50 m lang. Beide Langseiten sind 5 lagig ausgeführt. In jeder Lage sind "Waben" angeordnet, man kann sich das in etwa vorstellen wie ein Honigwabe. Eine Wabe ist so breit, daß ein Sarg hineingeschoben werden kann.
Der Sarg des Verstorbenen wurde vor die für ihn geöffnete "Wabe" geschoben und dort hineingeschoben. Dann wird die Wabe sofort zugemauert. Alles geschieht im Beisein der Trauergemeinde.

Ein Schild außen mit dem Namen des Verstorbenen folgt später, vergleichbar mit dem Grabstein in Deutschland.
Ich war um 12:30 Uhr wieder zu Hause.

Nach dem Tod meiner zweiten Frau im Dezember 2017 habe ich mich mit ihren Kindern und der Bestatterin beraten, wie wir die Zeremonie gestalten werden. Zur Beisetzung auf dem evangelischen Friedhof an der Rheinstraße waren ihr Ex-Mann, die beiden Töchter der beiden, ich und die Bestatterin erschienen. Wir sprachen das Vaterunser. Dann nickte ich der Bestatterin zu und die Urne glitt in die Erde. In diesem Moment hatte ich das reale Gefühl, daß mich etwas verlässt und mit in den Boden gleitet. (Ich bin als Ingenieur kein Esotheriker, ich umarme keine Bäume, ich rede nicht mit Pflanzen und bin vor 20 Jahren aus der ev. Kirche ausgetreten). Dieses Gefühl war für mich so real wie Zahnschmerzen real sind. Wir sind dann "erleichtert" zusammen zum Frühstück gefahren. Diese Art Abschied und Trauerarbeit würde ich so immer wiederholen, wenn es denn wieder sein muß.

Warum schreibe ich das jetzt so?
Für die Witwe, die Kinder und alle dem Verstorbenen nahestehenden Personen ist die Prozedur, wie ich sie hier erlebt habe, eine extrem psychische Belastung, die nach meiner Meinung weder etwas mit Trauerarbeit noch Trauerbewältigung zu tun hat. Carmen und die Kinder haben sehr gelitten.
Ich für meine Person will das nicht. Aber die Traditionen sind halt so, in Deutschland wie hier auch. Nur die Art der Beisetzung ist hier eine völlig andere.

Heute Morgen scheint die Sonne, der Himmel ist blau, die Temperatur mit 21 Grad um halb 10 angenehm. Das Leben geht weiter und das ist gut so. Alle sind psychisch stabil und nicht depressiv, soweit ich das einschätzen kann. In zwei Wochen ist vieles verarbeitet, in 2 Monaten erfreut sich jeder an Weihnachten.

Ich habe noch was aus dem Supermarkt mitgebracht, einen alten Bekannten, den es in Deutschland schon lange nicht mehr gibt: Eiskrem Fürst-Pückler, also Vanille, Schoko und Erdbeere.

Im nächsten Beitrag wird es um die Abendstimmung an einem Sonntag im Parque Lineal gehen, ich hoffe, ich finde dann wieder die richtigen Worte.

Herzliche Grüße an Alle aus Cartago/Valle
Colombia

gordito54

------------------

@Tenere-wue:
Unser Roller wird in der Werkstatt des Herstellers (gegenüber dem Colectivo del Cafe) gewartet. Mit Rechnung und allem drum und dran, wie in Deutschland üblich.

Herzliche Grüße nach Deutschland.

gordito54


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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Liebe Leser und Mitforisten!

Am letzten Samstag ist meine Holde pünktlich um 19:30 Uhr von Bogota kommend in Pereira-Matecana nach 5 Wochen Aufenthalt in Madrid eingeschwebt. Mit dem bereits in Cartago gecharterten Taxi waren wir ruck-zuck zu Hause. Die Taxi-Tour hin und zurück hat insgesamt 150.000 COP (31,16 Euro). Kein Vergleich zu Europa. Um 21 Uhr waren wir zu Hause und sie geschafft.
Es hat einige Tage gedauert, bis die Zeitverschiebung bei ihr weg war, aber jetzt ist sie nicht mehr morgens um 4 Uhr mit Heißhunger wach. Im Gepäck hatte sie Salami in Scheiben und zwei ganze Chorizos "picante" vom "Dia". Die werden nach und nach verspeist.

Aus gegebener Veranlassung ("gota fria" in Andalusien) lief bei uns in den letzten Tagen das span. TV "noticias 24 horas" mehrere Stunden täglich auf dem Fernseher. Unsere Familien sind glücklicherweise von dieser Katastrophe nicht betroffen. Die armen Menschen!

Der Alltag hat uns also wieder. Was zuerst lief, war die Waschmaschine, jeden Tag eine Ladung. Mehr können wir im Treppenaufgang nicht trocknen, insbesondere dann, wenn es gelegentlich auch noch einen Schauer gibt. Was soll's, wir haben ja Zeit.

Gestern war Halloween. Ich kann dem ja nicht viel abgewinnen, aber alle Kinder waren mehr oder weniger verkleidet und hatten Spaß. Ich gönne es ihnen von ganzem Herzen. Als ich Dreikäsehoch war, war das völlig unbekannt. Das Zentrum um den Parque Bolivar soll dafür sogar gesperrt worden sein. Wir hatten eine Tüte mit Tütchen Knabberzeug darin gekauft, um es an die kids zu verteilen, wir waren aber zu spät, alle waren schon weg Richtung Zentrum.

Am Sonntag und Montag (da ist hier auch Feiertag, wieder einmal) kommt ein Fahrlehrer zu uns. Er soll meiner Frau das Fahren mit dem Roller auf unserem Roller beibringen. Ich mache das nicht, das bringt nur Beziehungsstreß mit sich. 10 Fahrstunden kosten 300.000 COP (63 Euro). Das ist es mir wert, ich will, daß sie angstfrei und sicher lernt zu fahren.
Einfach ist das hier nicht, denn neben den üblichen Kamikazepiloten sind hier einige unterwegs, die offenbar einen Unfall provozieren wollen, damit ihre Schrottgurke wenigstens einmal in ihrem Fahrzeugleben eine Werkstatt von innen sieht. Als Einwanderer aus Deutschland kommst du auf sowas nicht.....

Heute war Regen angesagt mit 28 Litern/m2. Es hat morgens schwach geregnet, daher sind wir mit dem Taxi zum Versicherungsbüro gefahren, um unseren monatlichen Krankenkassenbeitrag zu zahlen. Dann war auch Schluß mit Niederschlägen. Von 28 Litern kann keine Rede sein, vielleicht war es ein Zehntel davon.

Heute Abend besucht meine Frau kurz eine ihrer Schwestern, die Arepabäckerin. Die Chemotherapie schlägt bei ihr an, der Tumor wird kleiner. Alle sind daher glücklich. Danach fährt meine Frau zur Kirche. Gegen 21 Uhr erwarte ich sie zurück.

Noch ein Wort zu den Arepabäckern. Gefühlt alle hundert Meter gibt es spätestens nach Einbruch der Dunkelheit einen Stand auf dem Bürgersteig, der diese Fladen herstellt. Die Rohmasse dafür wird aber in der Nacht vorher von Personen hergestellt, die diese dann an die Arepabäcker verkaufen.
Ich frage mich, wer daran dann überhaupt noch was Nennenswertes verdienen soll.....

SONNTAGABEND IM PARQUE LINEAL
Wenn man gegen 17 Uhr eintrifft und sich auf einer der öffentlichen Parkbänke niederlässt, kann man den Tagesausklang genießen. Tagsüber steht die Sonne fast im Zenit. Das weisse und gelbe Licht der Sonne kommt gut durch die Atmosphäre und schafft so einen hohen Farbkontrast, die Farben sind kräftig und die Konturen scharf. Am Abend ändert sich das. Um 17 Uhr sind nur noch die oberen Baumkronen der mächtigen Bäume vom Sonnenlicht beleuchtet. Da sich die Sonne zum Horizont bewegt hat, schaffen es die weissen und gelben kurzwelligen Lichtstrahlen nicht mehr durch die Atmosphäre bis zum Boden, da der Weg viel länger ist, als es mittags der Fall ist. Daher tauchen nur noch die langwelligen roten Sonnenstrahlen die Abendstimmung in ein weiches Pastellicht. Das intensive Blau des Himmels weicht einem Hellblau, die weissen Wolken am Himmel werden zu einem zarten Hellrosa (auch ohne rosa Brille). Das Licht des Tages geht und die ersten Lichter gehen an, an den Kaffeebüdchen zuerst, dann folgt die LED-Straßenbeleuchtung. Es geht nicht schlagartig, sondern erst nach und nach. Ein netter Anblick.
Gegen 18 Uhr ist die Sonne weg, so daß auch in den vielen dafür ausgerüsteten Pflanzen eine elektrische Beleuchtung in verschiedenen Farben erstrahlt und diese von innen her indirekt beleuchtet. Weil dazu dezente Musik erklingt und ein lauer Wind die Kühle der Nacht ankündigt, kann man die Seele baumeln lassen. Viele Familien und Freunde sitzen dann stundenlang zusammen und trinken Kaffee oder kühle Getränke. Bier ist eine seltene Ausnahme, Hochprozentiges habe ich hier nie gesehen. Der Park ist dann eine insgesamt streßfreie Zone, nur die Verkäufer von Süßigkeiten nerven.
Da die Kronen der mächtigen Bäume die gesamte Breite des Parkes von mindestens 50 m überspannen, kommt man sich wie unter einem natürlichen Dach vor. Die Bäume haben etwa 2 m im Durchmesser unten, sie mögen 15-20 m hoch sein.
An dem ein oder anderen Baum haben die Kaffeebüdchen-Betreiber Seile an die dicken Äste gehängt. An beiden Seiten dieser Seile sind dann Schalen mit Blumen befestigt worden. Auch hängen natürliche Lianen oder Pflanzen herab, die auf und an den Ästen wachsen. (Ich bin kein Botaniker). Das schafft einen Hauch von Amazonas-Dschungel, wie man sich das als Europäer halt so vorstellt.......
Je nach Lust und Laune wird dann irgendwann der Roller gestartet und 10 Minuten später sind wir zu Hause.

Ich wünsche allen Lesern und Mitforisten ein entspanntes Wochenende!

Mit herzlichen Grüße aus Cartago/Valle
Colombia

gordito54

Max
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Max »

Wieder mal ein netter Bericht merci.
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Dem kann ich nur zustimmen. Wieder ein sehr schöner Bericht. Ich war erneut für eine kurze Zeit in Kolumbien und habe mir den Park sehr gut bildlich vorstellen können. Danke Dir.

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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Abend, liebe Leser und Mitforisten!

Nun sind wir über ein Jahr hier in Cartago und meine Frau hat daher von jetzt auf gleich Verwandte angeheuert, um den Farbanstrich im Haus zu erneuern. Das war fällig, zudem an zwei Wänden der Putz durch aufsteigende Feuchtigkeit beschädigt war. Kein schöner Anblick. Nachdem das Material gekauft und per Dreiradkurier geliefert worden war, ging es los. Die Feucht-Partien erhielten einen Spezialputz, der 24 Stunden trocknen muß. Der Rest wurde mit normaler Wandfarbe gerollt. Abgeklebt wurde nur das Nötigste, daher hat meine Frau jetzt viel zu putzen. Das Arbeitsergebnis kann man vielleicht so am besten beschreiben: man war energisch bemüht, schnell fertig zu werden....
Da muß sich die Qualität unterordnen. Ok, jetzt hat das Thema mit Sicherheit 2 Jahre Pause. Beim nächsten Mal klebe ICH das Ganze VORHER ab und decke die Schränke mit Folie ab. Kosten: Material: 300.000 COP (65 Euro). Lohn für zwei Tage für 2 Mann das Gleiche. In Summe also 130 Euro, das sind geschätzt 5% dessen, was ich in D bezahlt hätte, wenn's mal gereicht hätte.

Heute (Montag, der 11.11.) ist wieder Feiertag. Das bedeutet, daß den ganzen Tag wieder irgendwo Musik leiert. Zum Glück ist nachts Ruhe.
Im Radio dudelt die gleiche Musik wie immer. Geworben wird bei dem Sender damit, daß bereits im November die Musik für den Dezember gespielt wird. Eine Unterschied ist allerdings objektiv nicht feststellbar. Weder in Empfangsqualität noch in der Musikauswahl. Vielleicht muß man dazu gebürtiger Kolumbianer sein, um den Unterschied zu hören. Meiner Frau geht es allerdings wie mir, das ist sicher auf über 20 Jahre in Spanien zurückzuführen....
Die ersten Häuser tragen bereits Weihnachtsschmuck, es wird auch Zeit. Meine Frau fragte mich in dieser Woche, ob ich darauf Wert lege, unser Haus wieder zu schmücken. Das Material im Wert von 2 Mio. COP (430 Euro) liegt gut verpackt in der Einliegerwohnung in der ersten Etage. Wir waren uns nach zwei Sekunden einig, daß wir dieses Jahr auf Blinki-Blinki-Girlanden verzichten werden. Auch im Haus bleibt alles beim Alten. Die Schäden vom letzten Jahr durch Heißklebstoff sind weg. Das brauchen wir nicht nochmal.
Ich würde dem ganzen Treiben am liebsten von 20.12. bis 3.1 entfliehen, irgendwohin, wo es ruhig ist, eine Finca am Ende der Welt.......Kein Weihnachts-Trallala, kein Jahreswechselgedöns. Vor allem kein Lärm (la musica de diciembre). Das neue Jahr kommt so oder so und ab dem 03.01. geht alles wieder von vorne los, so what?

Morgen müssen wir einen Servicedienst für die Klimaanlage im Schlafzimmer bestellen. Sie mieft, obwohl ich die Filter gründlich gereinigt habe.

Gestern waren wir in Zaragossa, das ist ein Dorf außerhalb von Cartago, eingeladen. Es hatte sich Nachwuchs eingestellt. Wir saßen mit der Familie und Freunden unter einem Baum in einer wunderbaren Finca im Schatten. Die Kids tobten im hauseigenen Schwimmbad. Ein angenehmer Ort, den man anmieten kann. 24 Stunden kosten 1 Mio. COP (220 Euro). Da es auch einen großen überdachten Bereich gibt, ist Regen kein Thema. Nachdem die Kirche für meine Frau beendet war, habe ich sie dort direkt abgeholt. Um 12:30 Uhr sind wir dann in der Finca aufgelaufen. Da die Nationalstraße gut ausgebaut ist und sonntags wenig Verkehr herrscht, war die Anreise per Roller angenehm.
Da ich mich tagsüber und wenn ich fahre sowieso vom Alkohol fernhalte, waren meine Frau und ich die einzigen ohne ein Bier in der Runde. OK, das muß jeder selber wissen, was er so treibt. Nach dem Mittagessen verschwanden einige Männer, um nach kurzer Zeit mit Sixpacks Dosenbier und Ron blanco (weißer Rum) zurückzukehren. Wahrscheinlich bin ich in ihren Augen eine Spaßbremse, aber warmes Bier und warmer Rum um 14 Uhr ist nicht meins. Um 15 Uhr habe ich dann mit meiner Frau den Rückweg angetreten. War eh so geplant.......

Es gibt eine Straße im Zentrum von Cartago, dort reiht sich Baustoffgeschäft an Baustoffgeschäft. Zement in Säcken, Holz roh oder gehobelt, Kloschüsseln, Rohre, alles ist da. Dort ist auch das Restaurant mit den Riesen-Chuletas. Auf dem Gehsteig hat ein mobiler Schlüsseldienst sein Geschäft eingerichtet. Da meine Frau ihre Schlüssel verbaselt hat, hat der gute Mann zwei Schlüssel nachgemacht, die auch auf Anhieb gepasst habe. Ich weiss nicht mehr, was ich gezahlt habe, aber es waren keine 20.000 COP (4,30 Euro).
Genau auf der anderen Straßenseite befindet sich der landwirtschaftliche Großmarkt. Der Laden wird direkt von den Erzeugern beliefert. Groß ist der Laden nicht, aber die Auswahl ist riesig. Nun glaubt man beim Betreten, daß man in eine Duftwolke eintritt, so wie beim Betreten eines Gewürzladens in einem Basar in Istanbul.
Nein, es riecht neutral.
Lediglich beim Vorbeigehen bei den Ananas gibt es einen Dufthauch. Sie kosten dort 1.750 COP (0,38 Euro) das Stück, prima Ware. Ich wage nicht daran zu denken, was der Erzeuger dafür kriegt. Beim fliegenden Händler auf unserer Straße habe ich 6.000 COP (1,30 Euro das Stück) gezahlt, ebenfalls für TOP-Ware. Staudensellerie ist knackig und frisch, es gibt auch die Gigant-Radieschen. Erdbeeren gibt es täglich frisch, auch gemischten Salat im Tütchen. Mehr Inhalt als im Laden um die Ecke, aber 1.000 COP weniger. Wir fahren trotzdem nur gelegentlich hin. Der Tomatenverkäufer, der gestern (Sonntag!) seine Karre vorbeischob, hat für ein Kilo prima Tomaten 6.000 COP verlangt. Leben und Leben lassen.
Im Erzeuger -Großmarkt gibt es Früchte, deren Namen ich nicht einmal kenne, geschweige denn weiss, wie sie schmecken. Das Ganze ist ein Erlebnis für Augen und Ohren, denn der Laden war gut besucht. Wir haben für unseren Roller gerade noch einen Parkplatz ergattert, den der "Abdecker" für uns eingeteilt hat. Auf der Rückfahrt war das Gepäckfach des Rollers voll, meine Frau hatte die Staudensellerie im Arm, die ging nicht mehr rein. Bezahlt habe ich 27.000 COP (5,80 Euro). Der Kühlschrank ist voll.

Und damit enden die neuesten Nachrichten aus Cartago, Valle, Colombia für heute.

Herzliche Grüße und bis bald!

gordito54
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CaribicStefan
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von CaribicStefan »

Immer wieder sehr interessant geschrieben. Freu mich im Dezember auch wieder für 7 Wochen ins LAnd zu kommen.
https://www.youtube.com/watch?v=GJm7H9IP5SU

navarre2020
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von navarre2020 »

Ich freue mich jedesmal über und auf deine plastischen neuen Berichte. Danke

stifler92
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von stifler92 »

@gordito54
Ich würde dich gerne etwas fragen.
Du bist ja mit einer Kolumbianerin verheiratet, also du bist eine gute quelle :).
Wirst du von deiner Frau oft nach Geld für Ihre Familie (Tanten, Onkel, Cousins, usw...) gefragt ? Oder kommt das selten bis nie vor...

Ich habe schon oft gelesen sobald man verheiratet ist, wollen alle in der Familie ein stück vom reichen Europäer haben !
Mir ist bewusst, man kann und darf solche aussagen nie pauschalisieren.

Wollte einfach mal nachfragen wie deine Erfahrungen sind.

Beste Grüsse aus der kalten und winterlichen Schweiz.
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Hallo Stifler92,
ich bin seit 23 Jahren mit eine Kolumbianerin verheiratet. Meine Frau sowie auch ich haben in all den Jahren nur sehr sehr selten Geld verschickt. Das Ganze kann man an einer Hand abzählen.
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Chévere
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Chévere »

@stifler92
Ich bin seit 33 Jahren mit einer verheiratet. Am Anfang unserer Zeit gab es schon immer wieder mal Versuche, uns um Geld zu fragen. Ich blockte alles ab bis denen das klar war, hier gibt es nichts zu holen. Ok, wenn mann essen geht und die Familien Mitglieder auch dabei hat, dann lade ich diese ein, aber Geld ausleihen, das gibt es bei uns nicht.
Chévere
Wer kämpft der kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.

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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@stifler92:
Bei uns ist meine Frau der Finanzminister. Wir sind bisher nicht aus der Familie heraus um Geld gefragt worden, andere Personen kämen ohnehin überhaupt gar nicht erst in Frage.
Meine Frau und ich haben uns vor unserem Eintreffen hier darauf verständigt, daß, wenn du Einem einmal was gibst, du keinen Weiteren ausschließen kannst. Das ist dann eine Spirale ohne Ende. Ist der Korken einmal aus der Flasche, kriegst du ihn nicht wieder rein. Daher kriegt von uns keiner etwas, auch nicht bei Notlagen (Krankheit, Todesfall, etc.)
Klingt herzlos und hart, ist hier aber nötig, sonst landest DU am Bettelstab. So weiss auch jeder, was Sache ist.

Herzliche Grüße aus Cartago/Valle
gordito54

stifler92
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von stifler92 »

Hallo zusammen

Danke für die Rückmeldungen, sehr spannend Eure Erfahrungen zu hören.
Das stimmt einen doch ziemlich positiv :)

Beste Grüsse Stefan

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