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Vielen Dank für die netten Kritiken, die mir das weitere Berichten leicht machen.Ich glaube auch, daß ich im Dezember hier reichlich beschallt werde. Das also zum Thema "Stille Nacht, heilige Nacht". Die ersten Leuchtgirlanden hängen auch schon, das ist Colombia: Hauptsache laut und bunt. Feiern ist immer richtig, der Anlass nebensächlich.
Gestern lief uns beim Einkauf im Olimpica eine Schwester meiner Frau über den Weg. Ihr und ihrer Familie hatte meine Frau das Haus überlassen, solange sie in Fuenlabrada/Madrid wohnte. Sie hatte jetzt ein Viertelpfund Reis in der Hand, wir jedoch den Einkaufswagen voll. Zu Hause beim Auspacken sagte mir meine Frau, daß es bei ihrer Schwester finanziell nicht für ein ganzes Pfund Reis gereicht haben wird. Das ist beim großen Teil der Bevölkerung sicher so, denn mir ist rätselhaft, wie man vom Mindestlohn von 1 Mio. COP im Monat (ca. 220 Euro) eine Familie durchbringen soll. Allerdings hält sich bei der Ziege mein Mitgefühl in Grenzen, denn sie hat mit ihrer Bagage die neue Küche, die meine Frau spendiert hatte, völlig geschrottet und Kiko mußte für uns eine neue einbauen lassen.
Meine Frau hat keine großen Ansprüche und fragt mich sogar, bevor sie sich für sich selber etwas Neues kauft. Natürlich muß sie das nicht und natürlich sage ich auch nie Nein. Sie sieht aber jetzt selber, wie gut wir hier mit über 6 Mio. COP im Monat plus Rücklagen aufgestellt sind.
Die Rechnung für Wasser und Müllabfuhr haben wir gerade beim SuperGiros eingezahlt. Wir haben im letzten Monat einen cbm Wasser mehr verbraucht, also 8 cbm insgesamt. Die Rechnung belief sich auf total 88.000 COP, also rund 20 Euro. Ein überschaubarer Betrag im Vergleich zu Deutschland.
Die Müllabfuhr kommt dreimal in der Woche. Der Müllwagen kündigt sich akustisch durch das Thema "Für Elise" von Beethoven an. Der Meister hätte seine helle Freude daran, daß seine Weise nicht nur im Konzertsaal, sondern auch im täglichen Leben hier in Colombia eine bedeutende Rolle spielt.
Dann flitzt meine Frau mit den Mülltüten raus. Macht man das zu früh, fallen schwarze geierartige Vögel, die die Abfuhrtage genau kennen, über die Tüten her und zerfleddern sie auf der Suche nach Nahrung. Sind die weg, tauchen ungepflegte Männer auf, die die Tüten nach Pappe, Papier, Glas, Plastik und Blechdosen durchsuchen. Aber wenigstens machen sie die Tüten wieder zu. So funktioniert hier Mülltrennung und Recycling, denn davon leben sie.
Gestern haben wir einen Krankenbesuch in der Clinica liga contra cancero Risaralda (Krebsklinik) in Pereira gemacht. Während in Deutschland Horden von Besuchern unorganisiert in die Krankenhäuser einfallen, landest du hier nach dem kontrollierten Eintritt bei der security. Besuchszeit ist von 2-4 nachmittags und darüber wird auch nicht palavert. Pro Patient sind zwei Besucher zugelassen. Du gibst deinen Pass ab und erhältst einen Besucherausweis. Beim Verlassen ist der wieder abzugeben. Das Patientenzimmer war groß und modern, in Deutschland wäre das ein Dreibettzimmer gewesen. Die zweite Patientin war eine junge Frau Mitte 20. Das sind Momente im Leben, da ist ein alter Sack wie ich demütig und dankbar, daß es ihm trotz der mittlerweile ausgeleierten Organe noch so gut geht. Jeder Tag ist ein Geschenk. Meine Frau und ich sind uns dessen bewusst.
Sie hat mich heute in der Drogerie um die Ecke auf die Waage bugsiert. 125 kg, ich habe also seit meinem Abflug aus Deutschland im Juni 15 kg abgenommen, ich merke das auch an der Kleidung. Oder ist das Ding defekt? Ist das nun eine Nebenwirkung von Mango oder Papaya? Oder Poker?
Zum Abschluß noch ein Wort zum Forum hier:
Ich habe mich seit ich mit meine Frau zusammen bin, das ist jetzt vier Jahre her, auf Colombia vorbereitet, die letzten zwei Jahre intensiv. Einige Foren im Internet waren hilfreich, z.B. bei der Abschätzung der Lebenshaltungskosten. Manche Beiträge waren aber veraltet und nicht weitergepflegt. Auf youtube habe ich zwei Beiträge eines jungen Mannes (Deutscher) aus Bogota angesehen, der sich dort selbständig gemacht hat. Sie waren glaubhaft. Ansonsten hat sich so gut wie alles auf youtube in deutsche Sprache als Luftnummer von Selbstdarstellern entpuppt. Hier auf dieser Plattform habe ich belastbare und aktuelle Informationen gefunden und ich habe auf Fragen auch innerhalb von 24 Stunden belastbare Antworten erhalten. Das hat mich motiviert, meine Erlebnisse hier zu veröffentlichen, damit andere, wenn sie schon nicht davon persönlich profitieren können zumindest etwas amüsantes zum Lesen haben. Mein Dank also an Alle, die mich hier mit Rat unterstützt haben.
Es ist jetzt 11:58, also Zeit fürs Mittagessen bei Gladys.
Herzliche Grüße an Alle in Nah und Fern aus Cartago/Colombia!
gordito54