Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

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Ein sehr schöner Bericht. Danke Dir hierfür.
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Tenere-wue
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Tenere-wue »

Servus Gordito, ich habe vor kurzem in Cartago Noticias und auf Instagram gelesen, das wohl eine Billigfluggesellschaft den Flugplatz mit nutzen möchte. Weißt du da näheres? Eine A 320 wird da bestimmt nicht landen können. Dafür ist die Bahn zu kurz.
In der Nähe des Gefängnisses gibt es auch noch ein conjunto cerrado. Da wollten wir mal was kaufen, aber es gibt fast keine Parkmöglichkeiten da drinnen.
Grüße
-vive tu sueno !
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@Tenere-wue:
Hallo! Nein, mir ist über eine kommerzielle Nutzung des kleinen Flughafens nichts bekannt.
Es gibt auch im direkten Umfeld des alten Bahnhofes ein conjunto cerrado, aber bei diesem Umfeld: nein, danke.
LG Gordito54
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Morgen liebe Leser und Mitforisten!

Ich muß noch etwas zu den Häusern nachtragen, das ich vergessen habe. Es ist jeweils nur die Hausfassade, die verputzt und gestrichen ist und das häufig nur im Parterre. Alle anderen Außenwände sind Rohbau. Das führt natürlich im Auge des europäischen Betrachters zu dem Eindruck, dass es sich hier um eine Elendssiedlung handeln muß, obwohl die Häuser innen sehr ansehnlich sind. Hier ist das halt so.

Und sonst?

Die Bank, mit der die Wohnungsbaugesellschaft zusammenarbeitet, wird mir kein Darlehen gewähren. Ich bin Ausländer und erst 18 Monate mit Visum M im Land. Macht aber nichts, im Gegenteil. Umso mehr werden wir ansparen können. Die Guthabenzinsen bei der Bank, die meine Frau bevorzugt, liegen hier bei über 9% p.a.
Im Oktober wird also etwas passendes angemietet werden. In einem Jahr sehen wir weiter, dann sollte auch mein Bausparvertrag „reif“ sein. Wir sehen auch dann, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt hat.….

Gestern gab es im „Nuestro Cartago“ eine Sonderaktion zum Verkauf von Immobilien. Wir sind hingegangen. In Zaragoza -das ist ein Dorf südlich von Cartago- wird ein komplettes Neubaugebiet erstellt. Der Messepreis für ein neues Haus incl. Grundstück betrug gestern 145 Mio. COP (das sind rund 34.000 Euro). Aber: durch Zaragoza führt die Nationalstraße, die das Dorf in zwei Teile aufteilt. Die Einkaufmöglichkeiten sind sehr übersichtlich. Man muß für alles nach Cartago. Da nur ich Moto oder Auto fahren kann, ist das eher unpraktisch. Ich bin auch mal gespannt, ob und wann dieser Boom ein Ende (mit fallenden Preisen) finden wird.

LEUTE
Was für Menschen leben hier in Cartago? Nun, wenn man durch die Straßen geht, dann ist vielleicht die Hälfte der Passanten sommerlich, aber gut gekleidet. Markensachen aus Europa gibt es hier zu kaufen, allerdings zu Preisen, die nicht einmal dem Einkaufspreis offizieller Geschäfte entsprechen. Das Zeug ist also sämtlich gefälscht.

Natürlich sind die Geschäftsinhaber sowohl hier, aber gerade auch auf der Einkaufsmeile in Pereira stinksauer, wenn vor ihrem Laden ein fliegender Händler seinen Stand hat und das gleiche Zeug für die Hälfte verkauft.

Neulich in Pereira sagte uns ein Taxifahrer, es sei verboten worden, Bettlern etwas zu geben. Wer dabei ertappt wird, zahlt angeblich eine Strafe. Ich halte das für einen eher theoretischen Ansatz hierzulande. Aber es zeigt, dass die Bettelei offenbar übertrieben wurde und sich Touristen oder Geschäftsleute daran verständlicherweise stoßen. In Cartago geht mir das auch auf den Senkel.

Die andere Hälfte der Passanten hier geht auch sommerlich, aber eher sehr leger gekleidet (Leggings und Flip-flops) durch die Straßen. Aber alle haben saubere Sachen an und alle tragen Schuhe. Barfuß sind nur die bolivianischen Bettlerinnen oder die verwahrlosten Typen, die am hellen Tag nahe dem alten Bahnhof im Schatten zwischen zerbrochenen Kloschüsseln schlafen. Beide „Zielgruppen“ sind eine Minderheit von kleiner 1% der Bevölkerung in der Stadt, sie sind eine echte Ausnahme.

Wenn man mit den Einheimischen spricht, dann fällt eines auf: alle haben hervorragend gepflegte weisse Zähne und keinerlei Zahnlücken. Wenn dort was im Argen liegt, dann sind das wenige Personen, ausschließlich alte und arme Menschen oder der im v.g. Abschnitt genannte Personenkreis.

Anzug und Krawatte sind hier die Ausnahme, auch im Notariat. Die Mädels im Bereich Bankwesen oder sonst. Finanzdienstleistung oder Versicherungen tragen Hose und Bluse. Alles korrekt und adrett.

Hüte werden eher selten getragen. Ich allerdings mag auf meinen Panamahut nicht verzichten, allein wegen der hohen UV-Strahlung. Cartago liegt rund 900 m über N.N. Ich habe den Hautkrebs im Gesicht jetzt viermal innerhalb von fast 20 Jahren besiegt, jetzt sollte erstmal für einige Jahre Pause sein, hoffe ich.

Die Schüler tragen hier ausnahmslos Schuluniformen. Ich finde das ist OK.

Liebe Leser und Mitforisten, im nächsten Beitrag wird es um das sehr persönliche Thema „Lebensqualität“ gehen.

Damit wird auch der erste Zyklus „Auswandern, Ankommen, Einleben und Fuß fassen“ enden. Das bedeutet nicht, dass es nicht weitergeht. Bis zum Herbst wird es alle 14 Tage Neuigkeiten eben, aber da wir in der „Warteschleife“ zur Steuererklärung und damit zur Zuteilung des Bausparvertrages sind, ist erstmal nur der Umzug in eine Wohnung ein berichtenswertes Thema.

Der 2. Zyklus wird daher die Vorbereitung und der Umzug in unser Apartment sein.

Sobald es soweit ist, wird der 3. Zyklus „Unser neues Heim“ gestartet. Ich bleibe also dem Forum noch einge Jahre erhalten, es sei denn, die Leser oder die Redaktion wünschen, dass ich aufhöre, weil es reicht.

Heute sind Wahlen in Deutschland. Ich weiss gar nicht, ob ich überhaupt wahlberechtigt bin. Wahrscheinlich nicht, denn ich habe keinerlei Post erhalten. Das ist aber nicht ungewöhnlich, denn Briefpost aus Deutschland kriege ich nie, auch nicht von den Rentenkassen. Gut, dass ich das über meinen Anwalt in Deutschland laufen lasse, sonst hätte ich permanent Streß mit den Lebensbescheinigungen.

Am Donnerstag haben meine Frau und ich einen Stadtbummel mit „gabneu“ und Begleitung gemacht. Unsere Ziele waren der Parque Bolivar, La Isleta, Mittagessen und danach das „Nebraska“. Da haben wir auch „Macondo“ und seine Frau getroffen. „Gabneu“, ein sehr netter Kontakt. In einem Jahr wiederholen wir das, wenn sie wieder hier sind. Die Welt ist mit Hilfe des „Kolumbienforums“ kleiner als man denkt.
Gestern waren wir alle bei „Macondo“ zu Gast zur Musikprobe. Er spielt Schlagzeug in einer Rockband und in der häuslichen Garage üben sie. Ein netter Tag. Danke an alle für die schönen Stunden!

Herzliche Grüße aus Cartago/Valle, Colombia!

gordito54
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Macondo
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Macondo »

Servus Gordito

Ich freue mich, dass dir unsere Musikprobe gefallen hat. Übrigens, unser Freund vom Forum "Tenere-wue" war auch schon bei uns
Also, bis demnächst.

Grüße, Macondo
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Servus Gordito,

danke für den erneut sehr lesenswerten Bericht. Ich bitte dich dies hier weiter zu führen. Ist dies doch sehr informativ und auch ein kleines bisschen wie Urlaub für die daheimgebliebenen. ;)
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CaribicStefan
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von CaribicStefan »

hola gordito...

hör bloß nicht auf zuberichten!!! Ich warte jedes Wochenende gespannt auf deine Berichte!
Macondo ist ein sehr guter Gastgeber und Musiker... habe schon eine Motorradtour mit ihm vor Jahren gemacht.

gabneu
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gabneu »

Hallo gordito,
wieder wirklich interessant und ich hoffe auch sehr, dass du weitermachst, wenn auch evtl. in etwas längeren Abständen.
Danke für das wirklich nette Treffen. Deine Wohngegend und das schöne Häuschen haben uns schon überrascht und dann noch dieser leckere Kaffee..!Deine Frau hat sehr schön die Sonnenskulptur im Parque Isleta erklärt. Dass wir dann auch noch die Musikprobe bei Macondo erleben durften und bewirtet wurden - unvergesslich!!!
Bin schon sehr gespannt auf das Abenteuer "neue Wohnung" und drücke euch die Daumen.

navarre2020
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von navarre2020 »

Vielen Dnak für die neusten Updates aus Deinem Leben. Ist ja echt doof, dass Du keinen Kredit erhältst. Kann das dann nicht über Deine Frau laufen?
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

Guten Morgen, liebe Leser und Mitforisten!

In zwei Punkten muß ich mich berichtigen.

Erstens: Gestern erhielt meine Frau die Nachricht, daß ich einen Kredit unserer Hausbank für den Kauf einer Eigentumswohnung in dem Projekt neben dem "Nuestro Cartago" erhalten kann. Ich hatte angenommen, die Anfrage sei abgelehnt, da wir seit Wochen nichts mehr davon gehört haben. Dem ist also nicht so. Wichtig ist für mich daher die Zusage, daß ich als Ausländer einen Kredit erhalten kann. Allerdings gebe ich nicht fast 200 Mio. COP, das sind über 46.000 Euro, hier für eine neue Eigentumswohnung aus.

Punkt zwei: Ich hatte berichtet, daß es hierzulande keine Krematorien gibt. Das ist falsch. Aus gegebener Veranlassung haben wir an einer Zeremonie in einem Krematorium teilgenommen. Es befindet dich kurz vor dem Ortsteil Zaragoza auf der rechten Seite, wenn man aus Cartago kommt. Gut für mich zu wissen.

Und sonst?

Unser Leben ist etwas ruhiger geworden. Das liegt daran, daß wir erst im September eine Wohnung für den Oktober und für ca. ein Jahr anmieten wollen. Eine Mio. (rund 230 Euro) im Monat bin ich bereit dafür hinzulegen, dafür kriegt man hier auch was anständiges in guter Umgebung.

Auch bei Neubau-Hausprojekten findet man fast ausschließlich eine Größe von 6m Breite und 11m Tiefe. Darin sind dann untergebracht: 3 habitaciones, also Schlafzimmer. Ein winziges Bad ist dazwischen. Ein langer Flur, ein Schlauch, der sich von vorne bis hinten durchzieht soll dann Küche, Eßzimmer und Salon sein. Im Barrio "El Diamante" zahlst du dafür 200 Mio. COP. Im Barrio "El Limonar", das mir besser gefällt, bist du mit 180 Mio. COP dabei. Unser Augenmerk richtet sich derzeit auf das Viertel "La Linda" im Norden neben der Klinik "Comfandi", das auch eine 24-Stunden Notaufnahme hat. Wir bleiben auf dem Laufenden......

Auf unserer Straße fährt gelegentlich ein Mann auf dem Motorrad -aber langsam- mit seinem Hund auf dem Tank, aber STEHEND. Der Hund hat scheinbar einen Riesenspaß an der Sache. Es fehlt nur noch, daß er singt: "Gib Gas, ich will Spaß...."

Der fliegende Händler war gestern mit Tomaten hier: 4 libras (Pfund) für 5.000 COP (1,16 Euro). Du kriegst die Tomaten natürlich in der Plastiktüte, nach dem die Tomaten -natürlich mit Tüte- auf der Waage gewogen wurden. Die mechanische Waage ist verbeult, sie hat schon einige Jahre gedient. Natürlich hat sie weder ein Eichsiegel noch sonst was. Jeder Eichbeamte aus Deutschland würde hier wahrscheinlich Schnappatmung kriegen. Aber das ist halt Südamerika.

Ein Mann auf einem Fahrrad fuhr vorbei an unserem Häuschen. Aus dem Lautsprecher kam "Pescado fresco (frischer Fisch). Auf dem Gepäckhalter hat er einen Isolierkasten installiert. Darin ist Eis und Frischfisch. Es war ein ehemaliger Kollege des verstorbenen Ehemannes meiner Frau vom Großmarkt. Er hat meiner Frau gerne einen Fisch verkauft und sich gefreut, sie wiederzusehen. Sie hat ihn direkt zubereitet und mit Genuß verzehrt. Auch aus diesem Grund sind wir hergekommen. Hier sind die Wurzeln meiner Frau und das merken wir immer wieder in den Begegnungen mit Einheimischen.

In denke, ich werde mich in meinen Berichten erstmal auf einen 2-Wochen-Rythmus einrichten, damit es für euch Leser nicht langweilig wird.

Herzliche Grüße aus Cartago/Valle

gordito54
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Macondo
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Macondo »

Servus Gordito54

Gratuliere, daß es mit deinem Kredit für den Hauskauf geklappt hat. Lass mich wissen, falls du bauliche Ratschläge brauchst.

LG, Macondo
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gordito54
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gordito54 »

@Macondo:
Vielen Dank mein Lieber, wenn es soweit ist, machen wir gerne davon Gebrauch. Aber das besprechen wir dann im „Nebraska“. LG zu Hause!

Guten Morgen, liebe Leser und Mitforisten!

Gestern war ich mit meiner Frau in Pereira in wichtiger Mission unterwegs: eingelegte Gurken aus Deutschland einkaufen. Das hat auch geklappt, denn im Jumbo gab es das „Angebot der Woche“. Mit drei Riesengläsern war der Stauraum im Roller fast voll. Den Rest haben wir mit italienischer Tomatensauce -ebenfalls zum Sonderpreis- und zwei Flaschen tschechischem Bier aufgefüllt. Mehr ging nicht rein.

Da es eine hochnebelartige Bewölkung gab, war es nicht brüllend heiß, aber angenehm zum Fahren mit einem leichten Jäckchen. Auf der Rückfahrt haben wir in einem Restaurant am Weg Rast gemacht. Es warb für sich als „Flamme der Llanos“. Meine Forelle aus dem Backofen war wirlich lecker, das habe ich in Cartago schon anders erlebt. Meiner Frau hat ihr Gericht ebenfalls geschmeckt.

Der Verkehr auf der Schnellstraße ist am Samstagnachmittag geringer als wochentags, also sind wir sicher und entspannt wieder zu Hause angekommen.

Das Leben hat sich für die kolumbianischen Mitbürger offensichtlich auch wieder normalisiert, denn die Restaurants sind wieder gut besucht und das Geschäft „domicilio“ brummt auch wieder, zwar leiser als im Dezember, aber immerhin.

Für unser Apartment, das wir ab Oktober mieten werden, haben wir -wichtig für meine Frau- einen Großbildfernseher erstanden. In diesem Monat war ein side-by-side Kühlschrank dran. Der ist mir wichtig und mehr als groß genug für zwei Personen.

Am letzten Samstag hatte die Kirchengemeinde meiner Frau die Ü-60-jährigen zu einem Treffen eingeladen. Wir waren dabei. Ich muß gestehen, ich habe immer noch größte Schwierigkeiten mit dem Verstehen das gesprochenen Wortes. Es gab natürlich eine Andacht, es wurde musiziert, alle erhielten ein schmackhaftes Tellergericht und am Ende ein Foto, das beim Eintritt der Veranstaltung in der „Ü60-Ecke“ gemacht worden war. Es war ein nettes Treffen, man hat sich wirklich Mühe gegeben.

Heute will ich den ersten Zyklus meiner Berichte „Auswandern, Ankommen und Fuß fassen“ mit einem sehr persönlichen statement abschließen, dass ich mit „Lebensqualität“ beschreiben möchte. Dabei werde ich keinen Vergleich mit Deutschland oder Spanien ziehen, denn Deutschland und Europa werden für mich täglich kleiner und unbedeutender. Natürlich informiere ich mich über das Zeitgeschehen auf verschiedenen Kanälen, aber nicht weil ich mich für Politik interessiere, sondern damit der Kopf intakt bleibt. Wenn das Gehirn Arbeit hat, bleibt auch der Körper intakt. Daher versuche ich mich derzeit auch als Schriftsteller. Aber das ist derzeit noch im Projektstadium.

Meine Lebensqualität hier in Cartago/Valle Colombia teile ich in zwei Bereiche, den materiellen und den immateriellen Part.

Materiell:
Als „Durchschnittsrentner“ kann man in Cartago auch zu zweit wirtschaftlich gut klarkommen, wenn man sich an den hiesigen Standard anlehnt. Das bedeutet für uns also: kein Schimmbad im Keller, keins im Garten. Aber ein Häuschen mit guter Einrichtung ist drin. An Annehmlichkeiten haben wir, was uns wichtig ist.
Zu der materiellen Versorgung zähle ich auch die medizinische Versorgung. Wir sind beide in der „Nueva EPS“ versichert und haben keine Zusatzversicherung mehr, da diese den gewünschten Krankentransport per Ambulanz nachts gar nicht anbietet. Für unsere Wehwehchen ist der Service in der örtlichen Klinik der Krankenlkasse völlig ausreichend. Für spezielle Behandlungen müssten wir per Rumpelbus nach Pereira oder Cali. Die Versorgung mit Medikamenten ist ausreichend und bezahlbar. Die zahnärztliche Versorgung ist gut und günstig. Wir haben diesbezüglich also keinen Grund zur Sorge oder Kritik.

Für unsere Lebenshaltung gibt es alles am Ort. Was fehlt, kann der Versandhandel aus Nordamerika oder der „mercado libre“ in kurzer Zeit liefern, das ist aber die Ausnahme.

Gut, eingelegte Gurken und Sauerkraut machend den Einkauf in Pereira nötig, aber wir werten das als willkommene Abwechslung in unserem Alltag.

Die festen laufenden Kosten für Krankenversicherung, Strom, Gas, Wasser, cellular, Internet und TV sind mit ca. 800.000 bis max. 1.000.000 COP im Monat (180-220 Euro) leistbar. Dazu kommen noch 220 Euro Monatsmiete. Mit den verbleibenden knapp 1.000 Euro für den persönlichen Bedarf kann man (ohne Schwimmbad) gut klarkommen, normalerweise bleibt monatlich auch genug als Rücklage übrig.

Ein Poloshirt in guter Qualität aus heimischer Fertigung kostet mich 70.000 COP (15,70 Euro). Bekleidung für meine Frau liegt in der gleichen Größenordnung.

Alle frischen Nahrungsmittel, die aus der örtlichen Landwirschaft kommen, sind gut und günstig. Das gilt auch für Backwaren. Bei verarbeiteten Produkten aus dem Supermarkt ist es schon etwas teurer.

Taxi und Rumpelbusfahren sind mit 1 – 5 Euro mehr als billig. Je nach Ziel hin und zurück.

Unsere Heizkostenrechnung für die Jahre 2023 und 2024: Null Euro. Wir haben nicht mal einen Heizlüfter.

Materiell gesehen ist das Leben hier also für uns unproblematisch, ja geradezu angenehm.

Damit komme ich zum immateriellen Teil:

Wir sind bisher weder erpresst noch bedroht worden. Meine Frau geht im Park „Isleta“ alleine spazieren, wenn sie mag. Sie kommt abends um 22 Uhr von ihren Schwestern allein und zu Fuß nach Hause.

Ihre Familie ist Teil ihres Lebens, so funktionieren Kolumbianer. Ich habe in den Stunden, in denen sie bei der Familie ist Zeit für mich, ich empfinde das durchaus nicht als Nachteil, im Gegenteil.

Wir werden gegrüßt, wenn wir am Abend vor dem Häuschen sitzen, das gilt auch für mich, wenn ich alleine unterwegs bin. Wir sind hier angekommen und wir sind als Teil des barrios akzeptiert.

In der Clinica, bei Behörden, auf der Bank, überall werden wir freundlich bedient. So verhalten wir uns auch gegenüber den Personen, die uns bedienen.

Meinen 70-isten Geburtstag habe ich im Kreise der Familie ausgiebig gefeiert. Es war für alle ein Erlebnis mit mariachi und allem Drum und Dran. Danke dafür.

Wir sind mobil, geistig auf der Höhe und körperlich für unser Alter recht fit.

Unser Leben hier ist ein Ruhepol, von dem aus wir unsere Aktivitäten aus so wahrnehmen, wie wir es wollen. Es darf gerne für die nächsten zwanzig Jahre so bleiben……

Meine Frau ist nach mehr als zwanzig Jahren „wieder hier in meinem Revier“, wie Westernhagen sang. Ich bin gerne an ihrer Seite, Tag für Tag. Auch ich bin hier angekommen, in der neuen Heimat.

18 Monate sind nun nach unserem Abflug aus Madrid vergangen. Für uns war dieser Schritt der richtige zur richtigen Zeit, um unser Leben so zu gestalten, wie wir es für lebenswert halten. Das ist gelungen. Danke dafür.

Die Tage, die neu und spannend waren, sind nun Alltag geworden. Daher ist es verständlich, dass meine Berichte „Neues aus Cartago“ etwas spärlicher werden müssen. Aber es geht weiter, alle 2-3 Wochen gibt es sicher etwas Interessantes zu berichten.

Ab September beginnt der 2. Zyklus „Wir ziehen um“

Herzliche Grüße allen Lesern und Mitforisten

gordito54
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Holger78
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Holger78 »

Hallo Gordito54, es ist schön zu lesen, dass Du und deine Frau in Cartago angekommen seit und ihr, bzw. vor allem Du auch integriert bist/seit. Ich freue mich für Dich und hoffe das es mir irgendwann auch einmal so ergehen wird. Aktuell sind wir alle 2-3 Jahre für 5-6 Wochen in Kolumbien und besuchen die Familie. Ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht.

gabneu
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von gabneu »

Lieber gordito, danke für diesen schönen Einblick in Euer Leben.

Glboetrotter
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von Glboetrotter »

Gordito54, immer spannend deine Berichte zu lesen.

Hast du einmal einen kurzen Stop gemacht bei "La Estacion Silver", von Pereira nach Cartago fahrend? Das liegt nahe dem Carulla Cerritos, also nahe bei Pereira, und ist einer alten Bahnstation/Zugbahnhof nachgebaut worden inklusive zwei Zugwagen, darin sich ein feines Restaurant befindet. Ich meine, dass dieser Ort früher " Entre Vagones" genannt wurde.
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KinniCrimson
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Als deutscher Rentner nach Kolumbien ausgewandert

Beitrag von KinniCrimson »

Lieber Gordito,

ich habe so gerne deine Berichte ..ja regelrecht aufgesogen. Seit gestern habe ich fast Nonstop gelesen und jetzt, da ich im hier und jetzt angekommen ist, ist es fast wie ein lieb gewonnenes Buch zur Seite zu legen. . Aber mit der stillen Hoffnung auf eine schnelle Fortsetzung.

Auch ich habe im September 2023 geheiratet. Allerdings in Bogotá. Noch leben wir in Deutschland und mein Mann kämpft gerade mit den Bedingungen des deutschen Arbeitsmarktes. Perspektivisch liebäugeln wir ebenfalls mit der Idee die Rente in Kolumbien zu verbringen, doch aktuell ist noch Zeit bis dahin. Trotzdem ist es dafür sehr interessant hier diese Berichte zu lesen. Nicht zuletzt, um auch das Fernweh etwas auskosten zu können. Viel Erfolg mit dem Immobilienprojekt in jedem Fall.

Grüße aus Leipzig

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