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Buenas tardes liebe Leser und Mitforisten!Was gibt es Neues zu berichten?
conjunto cerrado:
Wir waren letzte Woche bei zwei Familien zu kurzen Besuchen. Beide leben je in einem conjunto cerrado in Dosquebradas, das liegt bei Pereira.
Dort liegt kein Müll rum, der Eingang ist reglementiert, an der Wache kommt keiner vorbei. Damit bleiben die ganzen Nervensägen wie Mülltütenverkäufer, Drückerkolonnen und Bettler draußen. Das Gelände ist nicht nur sauber sondern auch noch mit Büschen und Bäumen günstig bepflanzt. Avell sagte uns, daß du dort 2 Mio. COP (rund 450 Euro) im Monat hinlegen mußt, wenn du ein Haus mieten willst. Ich würde da eher etwas hier in Cartago mieten: estrato 4, drei Zimmer, zwei Bäder, Aufzug, nicht mehr als 1,5 Mio. COP (336 Euro).
Wenn wir in Pereira oder Umgebung etwas mieten wollten, wäre ein Auto angebracht, denn diese Wohnanlagen liegen außerhalb. Mit Glück ist dort ein ARA zum Einkaufen, aber das war es auch dann. Dafür hast du auch einen überdachten Sitzbereich und ein Schwimmbad. Man muß wissen, was man will. Wir sind hier in Cartago in unserem Barrio erstmal gut aufgehoben.
Vatertag:
Der war am letzten Sonntag. Das bedeutet auf der Straße hier: Stadionbeschallung bis in die Nacht. Der Bruder meiner Frau und sein Sohn wollten zum Mittagessen kommen. Also doppelte Portion Pasta mit selbstgemachter Bolognese machen. Natürlich al dente und auf die Minute fertig. Wir habe jetzt noch einiges an fertiger Penne im Kühlschrank, Nudeln aus Italien werfe ich nicht weg. Hidalgo und sein Sohn sind nicht erschienen. Beim nächsten Mal gibt's daher den einheimischen klebrigen, pappigen Reis aus dem ewigen Reiskocher mit angebrannten Arepas aus familiärer Produktion mit Hühnerfleisch mit viel Panade vom "Petrochelly."
Wir sind bei Einbruch der Nacht zum "parque lineal" gefahren, um etwas spazieren zu gehen. Mit weniger Kilos auf den Rippen kann ich mich wesentlich besser bewegen, als noch vor einem halben Jahr. Einmal rauf unter runter mit einem Päuschen auf den öffentlichen Bänken, das war ein schöner Ausklang des Tages. Fast alle Personen waren für die hiesigen Verhältnisse gut gekleidet. Ein angenehmer Kontrast zu den deutschen Innenstädten des Ruhrgebietes oder dem Frankfurter Bahnhofviertel. In einem Schaufenster für Damenbekleidung lese ich die Namen lacoste und Prada. Natürlich alles echte Markenware...
Fahrschule:
Letzte Woche waren wir zur Theorie Mittwoch, Donnerstag und Freitag dort, je von 16.18 Uhr. Der Unterricht wird mit den Lehrmitteln Videofilmchen, kurze powerpoint-Prsentationen mit Erklärungen und kahoot.it durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Spiele-Internetplattform, die die Fahrschule für ein "Quiz" nutzt. Dabei muß der Schüler -natürlich per Telefon- Fragen beantworten, jeweils sind vier Antworten möglich. Dabei ist es hilfreich, wenn man sich mit den Fragen bereits auseinander setzen konnte. Wir konnten nicht, wie auch?
Ich habe abends den Quell der Weisheit befragt und bin im Internet auf ein pdf einer Fahrschule aus Medellin gestoßen, daß einen entsprechenden Fragenkatalog enthält. In der Summe etwa 800 Stück auf 117 Seiten. Die finden wir beim "Quiz" auch wieder. Ich gehe mit meine Frau fast täglich 20-30 Fragen durch, da sie bisher vom Straßenverkehr völlig unbeleckt war. Ich übersetze täglich mindestens 20 Fragen und die Antworten, die richtige Antwort ist immer angeben. Auch mit dem sehr guten deepL-Übersetzer muß man mitdenken, da die künstlich Intelligenz manchmal sinnentstellend falsch übersetzt. Da wir Zeit haben, können wir uns die Fragen und Antworten einprägen. Ich lerne dabei Vokabeln, die auch im Aufbauwortschatz des Lexikons nicht vorkommen. Bei entsprechenden Wiederholungen des Stoffes merke ich, daß ich immer sicherer werde und das Gelernte fast fehlerfrei beherrsche. Wenn wir Mitte August soweit sind, reicht mir das.
In JEDER Fahrschulstunde wird deine Anwesenheit per Fingerabruck an das RUNT geschickt, von dem du eine Bestätigung per E-Mail erhältst.
Gestern am Nachmittag war ich untätig bei Neuübersetzungen, Stromabschaltung, kein Internet. Also bin ich das, was ich bisher erarbeitet habe wieder durchgegangen.
Die Gruppe 1 der Fragen habe ich durch, morgen wird Frage 100 erledigt. Für eine Woche nicht schlecht.
RückblicK:
Am 15. Juni des letzten Jahres hatte ich nach über 41 Berufsjahren meinen letzten Arbeitstag. Die drei größten Auftraggeber, die ich rund 15 Jahre betreut habe, haben mich alle herzlich verabschiedet. Es war mit 68 Jahren der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. Wenn du erst hintenrum hörst, daß du früher besser warst, hast du den richtigen Zeitpunkt zum Absprung verpasst. Das muß ich nicht haben. Meine Arbeit fehlt mir nicht, ich habe hier genug zu tun und unterstütze meine Frau, wo es geht. Sie hat montags und dienstags ihren Informatikkurs, die drei nächsten Nachmittage ist jeweils Fahrschule. Sie ist jetzt auch 63 und für sie ist das alles Neuland.
Anwaltskosten:
Mein Anwalt aus Duisburg hat mir die erste Rechnung für fast ein Jahr Arbeit zugeschickt. Er hat dafür gesorgt, daß die Deutsche Rentenversicherung die Zahlung wieder aufgenommen hat (ich hatte denen nicht meine Adresse mitgeteilt). Danach mußten die Zahlungen auf mein Konto in Kolumbien umgestellt werden. Auch das hat bei der DRV und der RZVK jeweils drei Monate gedauert. In der gleichen Zeit habe ich hier geheiratet, mein Visum und die Krankenversicherung erledigt und jetzt die Fahrschule angeleiert. Jetzt muß noch mein Konto in Wesel aufgelöst werden. Ich habe bei der Davivienda knappe 5 Mio. COP auf die Reise geschickt. Das war in dieser Höhe auch von mir erwartet worden.
So, das wäre es für heute. Obwohl ich mittlerweile wieder eine Hosengröße weniger brauche (w48, ja, ich weiss, das ist immer noch reichlich), mache ich mir jetzt ein Eis. Aber ohne Sahne. Die Sprühsahne von D1 hat 2 Sekunden gesprüht, dann war der Druck weg, die Dose aber noch zu 98 % voll.
Herzliche Grüße an Alle hier in Colombia und in der alten Heimat!
gordito54